Jetzt spielt sie in Stuttgart! Darum verließ die Dresdnerin Michelle Petter den DSC

Dresden - Am Samstag kommt es zum heißen letzten Hauptrunden-Spieltag für die Volleyballerinnen des Dresdner SC. Für das Team von Alexander Waibl (55) geht es um die Absicherung des vierten Platzes vor den Play-offs.

Michelle Petter (25) steht seit dieser Saison bei Deutschlands Top-Volleyball-Verein Allianz MTV Stuttgart unter Vertrag.
Michelle Petter (25) steht seit dieser Saison bei Deutschlands Top-Volleyball-Verein Allianz MTV Stuttgart unter Vertrag.  © IMAGO / Pressefoto Baumann

Doch die Mannschaft hat mit Allianz MTV Stuttgart den Tabellenersten vor der Brust. Wenn um 17 Uhr in der ausverkauften Margon Arena der erste Ball übers Netzt fliegt, steht mit Michelle Petter (25) eine gebürtige Dresdnerin im Aufgebot der Schwaben.

Petter spielte jahrelang für den VC Olympia Dresden, wechselte 2015 nach Suhl, ehe sie von 2017 bis 2019 in der Bundesliga für ihren Heimatverein Dresdner SC auflief. Anschließend ging es für drei Jahre nach Erfurt, seit vergangenem Sommer steht sie beim Double-Sieger der vergangenen Saison unter Vertrag.

TAG24 hat mit der Libera über ihren Abschied aus Dresden, ihre Rolle in Stuttgart, über Zukunftspläne und das Spiel am Samstag gesprochen.

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TAG24: Wie ist der Kontakt mit Stuttgart zustande gekommen und wieso haben Sie sich für den Klub entschieden?

Michelle Petter: Der Kontakt mit Kim [Oszvald Renkema, Anm. d. Red] entstand früh in der vergangenen Saison. Sie hat mich, aber auch meine Beraterin wissen lassen, dass der Verein Interesse an mir hat. Am Anfang war ich im positiven Sinne total schockiert und wusste gar nicht, was Stuttgart denn von mir möchte. Ich habe mir alles angehört und war total überzeugt vom Gesamtkonzept. Mir war klar, dass ich als zweiter Libero hinter Roosa [Koskelo, Anm. d. Red.] stehen werde. Ich habe das bewusst so akzeptiert und angenommen, weil es einfach eine total coole Herausforderung ist. Ich bin super glücklich, hier zu sein.

Michelle Petter ist zufrieden bei Allianz MTV Stuttgart: Mehr Einsatzzeit als erhofft!

Michelle Petter (25, l.) und Roosa Koskelo (31, r.) sind eigentlich Konkurrentinnen, doch die Dresdnerin sagt, sie habe noch nie ein so gutes Verhältnis zu einer anderen Libera gepflegt wie zu ihr.
Michelle Petter (25, l.) und Roosa Koskelo (31, r.) sind eigentlich Konkurrentinnen, doch die Dresdnerin sagt, sie habe noch nie ein so gutes Verhältnis zu einer anderen Libera gepflegt wie zu ihr.  © IMAGO / Pressefoto Baumann

TAG24: Stuttgart gilt aktuell als der Top-Klub der Liga schlechthin. Wie fühlt es sich an, Teil des Vereins zu sein, dort zu leben, zu trainieren und zu spielen?

Michelle Petter: Natürlich bin ich sehr ehrgeizig, aber ich habe von Anfang an versucht, mich nicht durch die Größe des Vereins und die bereits erreichten Erfolge unter Druck setzen zu lassen. Ich bin jemand, der schnell zu viel will und verkrampft. Ich verkopfe dann gern, und das wollte ich unbedingt vermeiden. Ich möchte mich weiterentwickeln und dem Team helfen, wo ich kann. Ich bin von Beginn an mit allen gut klargekommen und habe mich schnell integriert. Die Stadt an sich, man möge es mir verzeihen, ist nicht die schönste Deutschlands, aber das ist auch schwer, wenn man in einer so wundervollen Stadt wie Dresden geboren ist. Da ist man sehr verwöhnt. Aber es lässt sich hier dennoch sehr gut leben, ich wohne allein und fühle mich sehr wohl.

TAG24: Sind Sie mit ihren bisherigen Einsatzzeiten zufrieden?

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Michelle Petter: Definitiv. Ich hätte am Anfang nicht gedacht, dass ich so viele Einsatzzeiten bekomme. Schon zu Beginn habe ich relativ viel gespielt, durfte dann auch immer mal den dritten Satz absolvieren oder bin für die Abwehr reingekommen. Im Hinspiel gegen Dresden durfte ich anfangen. Also es gab immer mal Möglichkeiten, wo der Trainer mich reingesetzt hat.

Michelle Petter über den Dresdner SC: "Immer mehr Talente schaffen den direkten Sprung in die Bundesliga"

Dass immer mehr Talente wie Zuspielerin Sarah Straube (20, r.) und zuletzt aushilfsweise Larissa Winter (18, l.) den direkten Sprung in die Bundesliga schaffen, findet Petter toll.
Dass immer mehr Talente wie Zuspielerin Sarah Straube (20, r.) und zuletzt aushilfsweise Larissa Winter (18, l.) den direkten Sprung in die Bundesliga schaffen, findet Petter toll.  © Lutz Hentschel

TAG24: Sie sprechen das Hinspiel gerade an. Am Samstag gastieren Sie nun in der Margon Arena. Bei ihrem 3:1-Sieg im Januar durften Sie anfangen, nach verlorenem ersten Satz spielte aber Roosa Koskelo. Waren Sie enttäuscht von sich?

Michelle Petter: Nein, überhaupt nicht. Es war dieses Mal einfach andersherum als sonst, wenn Roosa von Beginn an spielt. Damals habe ich super gut trainiert. Da wollte mir der Trainer Anerkennung geben und zeigen, dass er mich sieht im Training. Für mich war das völlig in Ordnung. Ich bin ein Mensch, der viele Entscheidungen des Trainers verstehen kann. Von daher war es für mich absolut nachvollziehbar, dass er nach dem verlorenen ersten Satz auf die Routine und Eingespieltheit setzen wollte.

TAG24: In Dresden wird seit einiger Zeit immer wieder betont, dass die drei Top-Teams Stuttgart, Schwerin und Potsdam dem DSC in vielen Bereichen enteilt sind. Können Sie das aus dem Schwabenland bestätigen?

Michelle Petter: Zu meiner Zeit in Dresden waren wir einer der Top-Vereine. Von daher ist es aus der Ferne schwer zu sagen, was sich jetzt verändert hat. Die Bedingungen sind hier vielleicht mit dem gesamten Sportkomplex um die SCHARRena herum besser. Wir haben hier die Anbindung zum Olympiastützpunkt, können dort unser Athletiktraining absolvieren, haben kurze Wege für alles. Wir können zu fast jeder Zeit in der Arena Volleyball trainieren. Man merkt, dass der Sport hier in der Stadt hoch anerkannt ist. Was mir aber positiv an Dresden auffällt, ist der Fakt, dass immer mehr VCO-Talente den Sprung in die erste Mannschaft schaffen und das sogar auf direktem Weg. Das war in manchen Jahren eher ein Glücksfall, oder eben selten.

Volleyballspielen im Ausland? Michelle Petter hat dazu eine klare Meinung

Schon beim Dresdner SC spielte Michelle Petter (25, l.) gemeinsam mit Maria Segura (30, r.). Nun laufen beide für Stuttgart auf.
Schon beim Dresdner SC spielte Michelle Petter (25, l.) gemeinsam mit Maria Segura (30, r.). Nun laufen beide für Stuttgart auf.  © Lutz Hentschel

TAG24: Viele deutsche Spielerinnen gehen aber jetzt in relativ jungen Jahren ins Ausland, somit verlieren die Vereine, die viel in den Nachwuchs investieren, auch schnell wieder ihre eigenen Talente. Wie sehen Sie diese Entwicklung und wäre das Ausland auch ein Thema für Sie?

Michelle Petter: Ich finde, dass es etwas Positives ist, wenn sich die Mädels so schnell weiterentwickeln. Wenn Du in der Nationalmannschaft bist, dann willst Du natürlich auch in der Liga weiter auf absolutem Topniveau spielen. Da sind nun mal Italien, Türkei oder Polen Länder, wo man auf einem höheren Level trainiert und spielt und sich somit vielleicht auch besser für den Auswahl-Sommer vorbereitet sieht, wo man dann gegen die Top-Länder antritt. Und natürlich verdient man auch deutlich mehr Geld.

Für mich selbst war das Ausland nie ein Thema. Zum einen haben es Liberos schwer, überhaupt einen Verein zu finden, weil es fast überall eine Ausländerregelung gibt und die Klubs diese Kontingentstellen dann eher mit den Spielerinnen besetzen, die die Punkte machen vorn am Netz. Zudem habe ich mir von Anfang an gesagt, dass, wenn ich diesen Sport professionell ausübe, dass ich dann auch in Deutschland spielen möchte. Ich bin ein sehr familiärer Mensch, das Ausland wäre einfach nichts für mich.

TAG24: Wie oft sehen Sie Ihre Eltern denn noch?

Michelle Petter: Sie waren ein, zweimal hier, sind aber beide gut eingespannt. Sie sind ja beide auch beim VC Olympia Dresden eingebunden. Aber wenn wir in Potsdam, Erfurt oder Suhl spielen kommen sie, am Samstag natürlich auch.

Darum verließ Michelle Petter 2019 den Dresdner SC in Richtung Schwarz-Weiß Erfurt

Drei Jahre lang stand Michelle Petter (25, r.) bei Schwarz-Weiß Erfurt unter Vertrag.
Drei Jahre lang stand Michelle Petter (25, r.) bei Schwarz-Weiß Erfurt unter Vertrag.  © Lutz Hentschel

TAG24: Auf dem Papier sind Sie als Tabellenerster der Hauptrunde am Samstag in Dresden der klare Favorit. Fühlt es sich auch so an?

Michelle Petter: Dass in Dresden gerade eine schwierige Zeit ist, haben alle mitbekommen. Aber ich glaube, genau das könnte schwierig für uns werden. Der DSC hat gerade drei Spiele in Folge verloren. Das Team wird alles reinschmeißen. Sie wollen sich den vierten Tabellenplatz sichern und so werden sie auch auftreten. Wir wissen alle, dass Alex [Waibl, Anm. d. Red.] sehr viel Wert auf gute Aufschläge legt, und ich glaube, damit wird er uns das Leben schwer machen wollen. Es wird für uns definitiv kein Spiel, was wir auf die leichte Schulter nehmen dürfen. Für die Play-offs wollen wir schließlich auch im Rhythmus bleiben und mit einem guten Gefühl da reingehen.

TAG24: 2019 hat der DSC den Vertrag mit Ihnen nicht verlängert. War das damals eine große Enttäuschung?

Michelle Petter: Ich wäre schon sehr gern geblieben und vom Kopf her war es nicht so einfach, die Komfortzone zu verlassen. Aber Alex hat sehr zeitig in der Saison mit mir ehrlich gesprochen. Er meinte damals, dass er mich super gern behalten würde, dass es für meine sportliche Entwicklung sinnvoller sei, wenn ich zu einem Verein gehe, wo ich auf jeden Fall erster Libero bin. Im Nachhinein betrachtet war das der richtige Schritt, und er hat komplett recht gehabt.

TAG24: Welche Ziele, Träume, Wünsche haben Sie kurz- und langfristig?

Michelle Petter: Kurzfristig wollen wir natürlich die Meisterschaft verteidigen. Dadurch, dass wir frühzeitig aus dem Pokal ausgeschieden sind und im Supercup wirklich schlecht gespielt haben, sind zwei der drei erhofften Titel weg. Somit bleibt uns nur noch der eine und für den geben wir jetzt natürlich alles. Langfristig bin ich ziemlich offen und schaue, was sich ergibt. Hier besitze ich noch einen Vertrag für die kommende Saison.

Seit Kurzem ist Michelle Petter verlobt, irgendwann läuten die Hochzeitsglocken

Michelle Petter (25) bei einem Fotoshooting für den DSC-Kalender 2019.
Michelle Petter (25) bei einem Fotoshooting für den DSC-Kalender 2019.  © Lutz Hentschel

TAG24: Ihr Trainer ist an Krebs im Endstadium erkrankt, zuletzt ging es ihm schlechter, und er wird auch in Dresden fehlen. Wie gehen Sie mit dem Thema um?

Michelle Petter: Ich bitte um Verständnis, dass ich mich dazu nicht äußern möchte.

TAG24: Für die kommende Saison wird Konstantin Bitter das Trainerteam verstärken. Der ehemalige Co-Trainer des DSC war zuletzt Ihr Cheftrainer in Erfurt, was ist er für ein Typ?

Michelle Petter: Der Konsti ist ein sehr, sehr akribischer und willensstarker Coach. Er analysiert jede Spielerin bis ins kleinste Detail und stellt die Mannschaft dann darauf ein. Ich freue mich auf ihn.

TAG24: Im Februar hat Ihr Freund, der ebenfalls aus Dresden stammt, um Ihre Hand angehalten. Wann wird denn geheiratet?

Michelle Petter: Wir haben angefangen zu planen und freuen uns riesig darauf, dass wir uns demnächst das Jawort geben werden.

Titelfoto: Bildmontage: Lutz Hentschel, IMAGO / Pressefoto Baumann

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