Deutsche Frauen heiß auf die Volleyball-WM: Die Wundertüte soll knallen!

Kienbaum - Bundestrainer Vital Heynen (53) sorgte für einen Lacher nach dem anderen, Kapitänin Jennifer Janiska (28) und Außenangreiferin Lena Stigrot (27) merkte man die positive Anspannung an: Vor der am Freitag startenden Volleyball-WM in den Niederlanden und Polen könnte die Stimmung im Team des deutschen Volleyball-Verbandes nicht besser sein.

Bundestrainer Vital Heynen (53) und Kapitän Jennifer Janiska (28) bereiteten sich im Sommer mit dem Team sieben lange Wochen in Kienbaum vor.
Bundestrainer Vital Heynen (53) und Kapitän Jennifer Janiska (28) bereiteten sich im Sommer mit dem Team sieben lange Wochen in Kienbaum vor.  © Matthias Koch/dpa

In den vergangenen sieben Wochen hatte sich die Mannschaft in der deutschen "Goldschmiede" Kienbaum am Rande von Berlin "kaserniert" und trainiert, was das Zeug hält.

"Sieben Wochen waren zu lang, das machen wir nicht mehr", scherzte der Belgier auf einer Online-Pressekonferenz am Dienstag und machte sich angesichts der perfekten Team-Chemie schon fast Sorgen: "Es ist alles zu gut gelaufen. Ich habe etwas Angst davor. Ab und zu war ich mal nicht zufrieden, aber alles in allem gab es wenig Konflikte. Das ist eine Ruhe, die ich so nicht erwartet hatte."

Bei den letzten beiden Testspielen siegte die Auswahl am Samstag in Berlin mit 3:2 gegen Brasilien, doch im internen zweiten Test gab es eine klare 0:3-Niederlage.

Wechsel wahrscheinlich: Spielt Nkunku bald wieder für seinen Ex-Klub?
Fußball International Wechsel wahrscheinlich: Spielt Nkunku bald wieder für seinen Ex-Klub?

Eine ganz klare Zielstellung für die WM vom 23. September bis 15. Oktober möchte der neue Coach, der im Sommer von Felix Koslowski (39) übernahm, gar nicht ausgeben, denn er sieht die Titelkämpfe nur als einen ersten Schritt. "Das große Ziel heißt Olympia 2024. Da wollen wir das erste Mal nach 22 Jahren wieder dabei sein", macht der Belgier klar.

Bislang hatte er nur Männer trainiert, das aber äußerst erfolgreich, denn Polen führte er 2018 zum WM-Titel, mit dem VfB Friedrichshafen holte er den DVV-Pokal und den Vizemeistertitel 2017.

In Jahr eins nach Louisa Lippmann setzt das DVV-Team auf den besonderen Spirit

Am Samstag siegte das Team im Testspiel in Berlin mit 3:2 gegen Brasilien.
Am Samstag siegte das Team im Testspiel in Berlin mit 3:2 gegen Brasilien.  © IMAGO / Gerold Rebsch

Nach einem schwierigen Start, in dem sich Team und Trainer erst einmal finden mussten, scheint der Coach nun den richtigen Umgang mit den Frauen gefunden zu haben.

"Die Stärke und Breite im Kader und dass wir zwei unterschiedliche Systeme spielen können, ist unser großer Vorteil. Wir haben so viele Optionen, ein Spiel zu starten und können auf jeder Position gleichwertig wechseln. Das macht es für den Gegner enorm schwer, sich auf uns vorzubereiten", weiß Janiska.

Im Sommer präsentierte das DVV-Team ein System mit drei annehmenden Außenangreiferinnen, ohne Diagonalspielerin. Es kann aber auch mit der klassischen Diagonalen in Form von Kimberly Drewniok (25) oder Saskia Hippe (31) spielen.

Vielleicht der größte Flop: Nie wieder RB Leipzig?!
RB Leipzig Vielleicht der größte Flop: Nie wieder RB Leipzig?!

Nach einer Vorbereitung mit 16 Spielerinnen schied zuletzt Angreiferin Ivana Vanjak (28) verletzungsbedingt aus. Am Montag wurde dann als Letzte überraschend Mittelblockerin Anastasia Cekulaev (19) vom deutschen Vizemeister SC Potsdam aussortiert. Monique Strubbe (21) vom Dresdner SC erhielt den Vorzug.

In Jahr eins nach dem Wechsel von Ausnahmespielerin Louisa Lippmann (27) zum Beach-Volleyball und dem Karriereende von Zuspielerin Denise Imoudu (26), die ihr erstes Kind erwartet, "sind wir eine Wundertüte und wir werden sehen, ob sie knallt", sagt Janiska.

Zum Auftakt wartet bei der Volleyball-WM mit Bulgarien gleich ein wichtiges Spiel

Kapitän Jennifer Janiska (28, r.) hofft, dass die "Wundertüte" ab Sonntag bei der WM knallt.
Kapitän Jennifer Janiska (28, r.) hofft, dass die "Wundertüte" ab Sonntag bei der WM knallt.  © IMAGO / Gerold Rebsch

Das Team will von Spiel zu Spiel denken. Zwar weiß Heynen, dass gleich der Auftakt gegen Bulgarien am Sonntag um 19 Uhr enorm wichtig ist, doch ihm ist auch klar, dass es zunächst auf seine eigene Mannschaft ankommt.

"Wir können so viel wie möglich, den Gegner beobachten, aber wenn die eigene Leistung nicht stimmt, dann macht das alles keinen Sinn. Wenn man eine Idee hat, wie man spielen möchte und das System einmal funktioniert, dann kann man es immer wieder an den Gegner anpassen", erklärt Heynen.

Er habe 14 Joker beisammen, denn jede Spielerin habe gute Chancen, ihren Teil beizutragen und von den fünf im Kader stehenden Außenangreiferinnen wüsste er auch sechs Tage vor dem Start noch nicht, wen er am Sonntag aufs Feld schickt.

Der Trumpf ist ganz klar der Zusammenhalt. "Wir haben einen Teamspirit wie schon lange nicht mehr. Man fühlt sich wohl, wir sind eine Einheit und alle haben Lust, dieses Turnier zu starten", macht Janiska klar und Stigrot fügt an: "Wir sind wie Schwämme, die alles an Erfahrung, Vertrauen und die Dinge, die wir lernen, aufsaugen. Das gibt unserem Team einen Push."

In der Vorrundengruppe C warten neben Bulgarien und Kasachstan mit Titelverteidiger Serbien, Olympiasieger USA und Kanada harte Brocken. Die vier besten Teams schaffen es in die Zwischenrunde. Die will das DVV-Team mindestens erreichen und zeigen, dass ein Männer-Trainer auch bei Damen den richtigen Ton finden kann.

Bei der WM wollen die deutschen Volleyball-Frauen jubeln.
Bei der WM wollen die deutschen Volleyball-Frauen jubeln.  © IMAGO / Gerold Rebsch

Die Spiele der deutschen Volleyball Frauen-Nationalmannschaft bei der WM

Vorrunden-Gruppe C in Arnhem (Niederlande) und Lodz (Polen)

25. September 2022, 19 Uhr: Deutschland - Bulgarien (Arnhem)

26. September 2022, 15.20 Uhr: Deutschland - Kasachstan (Arnhem)

29. September 2022, 16 Uhr: Serbien - Deutschland (Lodz)

30. September 2022, 19 Uhr: USA - Deutschland (Lodz)

1. Oktober 2022, 16 Uhr: Deutschland - Kanada (Lodz)

Übertragen werden die Spiele im Pay-Stream auf Sportdeutschland.TV, wo der Pass für alle Spiele 7,50 Euro kostet, das Einzelspiel jeweils 5 Euro.

Der deutsche WM-Kader

Zuspiel:

Pia Kästner (24, SSC Palmberg Schwerin), Corina Glaab (22, Schwarz-Weiß Erfurt)

Diagonal:

Kimberly Drewniok (25, Sariyer Belediyesi/Türkei), Saskia Hippe (31, CSO Voluntari 2005/Rumänien)

Außenangriff:

Jennifer Janiska (28, Dresdner SC), Lena Stigrot (27, Unet e-work Busto Arsizio/Italien), Hanna Orthmann (23, Türk Hava Yollari SK Istanbul/Türkei), Laura Emonts (31, SC Potsdam), Lina Alsmeier (22, SSC Palmberg Schwerin)

Mittelblock:

Camilla Weitzel (22, Reale Mutua Fenera Chieri/Italien), Marie Schölzel (25, Allianz MTV Stuttgart), Monique Strubbe (21, Dresdner SC)

Libero:

Anna Pogany (28, SSC Palmberg Schwerin), Elisa Lohmann (24, Dresdner SC)

Titelfoto: IMAGO / Gerold Rebsch

Mehr zum Thema Volleyball: