Das Aus für Waibl: Volleyball-Verband präsentiert neuen Bundestrainer
Frankfurt am Main/Dresden - Er hatte eine schwierige Aufgabe übernommen, die Mannschaft dennoch toll weiterentwickelt: Für den deutschen Volleyball-Verband war es offenbar aber keine Option, Alexander Waibl (56) weiterhin als Bundestrainer zu behalten.
Am Mittwoch präsentierte der DVV mit Giulio Bregoli (50) einen neuen Headcoach. Der Italiener ist schon seit 2019 Chef-Trainer des Erstligisten Reale Mutua Fenera Chieri, betreute zuletzt die Auswahl der Schwedinnen.
"Er kann sowohl erfahrene Spielerinnen führen als auch junge Spielerinnen weiterentwickeln und aus einer Gruppe ein Team formen", meint Chef-Bundestrainer Christian Dünnes, der die Oberhand über Frauen und Männer hat. Der neue Boss für die Damen habe bewiesen, "auch mit wenig Mitteln das Maximum aus Mannschaften herauszuholen".
Bregoli feierte mit Chieri den Sieg im CEV-Cup und dem Challenge Cup, war zudem jahrelang Co-Trainer der italienischen Damen.
"Es ist eine große Ehre für mich, in Deutschland Bundestrainer zu werden. Ich bin sehr stolz. Es ist eine großartige Möglichkeit für mich, ich kann mit fantastischen Spielerinnen arbeiten", meint der Italiener.
Dennoch bleibt bei dieser Verpflichtung ein fader Beigeschmack für den deutschen Volleyball. Denn nach TAG24-Informationen erhielt sein Vorgänger Waibl nicht einmal ein Angebot vom Verband. "Wir bedanken uns bei Alex für seinen engagierten Einsatz. Er hat die Mannschaft trotz der schwierigen Umstände mit vielen Verletzten und der kurzen Zeit gut durch den Sommer geführt", heiß es lapidar von Dünnes.
DSC wäre unter Umständen bereit gewesen, Alexander Waibl für den Bundestrainer-Posten freizugeben
Der gebürtige Stuttgarter hatte in größter DVV-Not nach dem kurzfristigen Abgang von Vital Heynen (55) die Mannschaft übernommen.
Zwar verpasste das Team angesichts zahlreicher Verletzungsausfälle und eines nicht aufholbaren Rückstandes in der Weltrangliste die Olympia-Qualifikation, dennoch hatte der Trainer des Dresdner SC die Auswahl weiterentwickelt.
Wichtige Schlüsselspielerinnen hatten sich zudem vor seiner Interimstätigkeit ausdrücklich für ihn ausgesprochen. Der Verband und die Liga verständigten sich jedoch nach dem Aus des damaligen Bundestrainers Felix Koslowski (40, SSC Palmberg Schwerin), dass es keinen Bundestrainer in Personalunion mit einem Job in der nationalen Liga geben dürfe.
Doch nach TAG24-Informationen hätten sich sowohl Waibl als auch der DSC vorstellen können, unter gewissen Bedingungen, den bis 2026 laufenden Vertrag zugunsten eines Bundestrainer-Jobs vorzeitig aufzulösen.
Der Stuttgarter betreut den DSC seit 2009, hat seitdem vier Meistertitel (2014-2016, 2021), vier Pokalsiege (2010, 2016, 2018, 2020), den Supercup-Sieg (2021) sowie den Sieg im europäischen Challenge Cup (2010) gefeiert. Jahrelang spielte das Team unter seiner Hand zudem in der Champions League.
Warum der Verband Waibl nicht einmal ein Angebot unterbreitete, sondern lieber einen Mann aus dem Ausland nimmt, der den Job ebenfalls in einer Personalunion mit dem Klub ausübt, ist unklar.
Titelfoto: Bildmontage: CEV, Lutz Hentschel