Ungeheuerlicher Freispruch? Nach Doping-Skandal um Jannik Sinner attackieren ihn jetzt die Kollegen

New York (USA) - Die Nachricht schlug am Dienstag in der Tennis-Welt ein wie eine Bombe: Die Nummer eins der Weltrangliste, Jannik Sinner (23), ist im März zweimal positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden und dennoch gab es den Freispruch für den Italiener.

Nick Kyrgios (29) fordert nach dem Bekanntwerden der Dopingvergehen durch Jannik Sinner (23) eine Sperre für die Nummer eins der Welt.
Nick Kyrgios (29) fordert nach dem Bekanntwerden der Dopingvergehen durch Jannik Sinner (23) eine Sperre für die Nummer eins der Welt.  © IMAGO / ZUMA Press Wire

Kurz nachdem die Nachricht, dass er bereits am vergangenen Donnerstag trotz des Dopingvergehens von einem unabhängigen Gericht freigesprochen wurde, die Runde gemacht hatte, gingen einige seiner Kollegen auf den Sieger der Australian Open 2024 los.

"Lächerlich - egal, ob es geplant oder ein Unfall war. Du wirst zweimal auf eine verbotene Substanz getestet - Du solltest für zwei Jahre raus sein. Deine Performance war verbessert", machte der Australier Nick Kyrgios (29) seinem Ärger auf X Luft.

Sinner war im Rahmen des Masters-Turniers von Indian Wells im März zweimal positiv auf das Stereoid "Clostebol" getestet worden.

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Team Sinner begründete das Doping-Vergehen mit einem rezeptfreien Clostebol-haltigen Spray, das sich sein Physiotherapeut in einer Apotheke in Italien gekauft und damit eine eigene Wunde am Finger behandelt habe.

Anschließend habe er Sinner während des Turniers in den USA zweimal massiert, dadurch sei die Substanz in den Körper der Nummer eins der Welt gelangt. Die verantwortliche unabhängige "International Tennis Integretiy Agency" (ITIA) habe dem Glauben geschenkt, unabhängige Sachverständige hätten Sinners Theorie als glaubhaft bestätigt.

Tennis-Kollegen sind entsetzt über den Doping-Freispruch für Jannik Sinner

Am Montag gewann Sinner (l.) das Turnier von Cincinnati.
Am Montag gewann Sinner (l.) das Turnier von Cincinnati.  © Wally Nell/ZUMA Press Wire/dpa

Keiner wusste, dass er offenbar nur am 4. und 5. April für zwei Tage suspendiert war, dabei aber Pressekonferenzen vor dem Turnier in Madrid gab und dies noch in der gleichen Woche spielte. Ihm wurden Punkte und Preisgeld für das Turnier in Indian Wells im März, wo er das Halbfinale erreichte, aberkannt.

Das Vorgehen der ITIA ist durchaus fragwürdig, denn bislang kamen solche Vergehen meist sofort ans Licht.

Weitere Spieler verstehen die Welt nicht mehr. "Egal, ob Sinner gedopt hat oder nicht. Das ist nicht richtig. Viele Spieler machen das Gleiche durch und müssen Monate oder JAHRE warten, bis ihre Unschuld erklärt wird. Das macht keinen guten Eindruck", schrieb zum Beispiel Liam Broady (30).

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Bestes Beispiel dafür ist die Rumänin Simona Halep (32), die im Oktober 2022 von der ITIA aus dem Verkehr gezogen und später für vier Jahre gesperrt wurde.

Im März dieses Jahres rehabilitierte sie der unabhängige Sportgerichtshof CAS komplett, reduzierte die Sperre von vier Jahren auf neun Monate, die Halep seit Oktober 2022 schon lange verbüßt hatte. Sie durfte sofort auf die Tour zurückkehren, doch natürlich hinterließ die Zeit der Sperre von eineinhalb Jahren tiefe Wunden.

Jannik Sinner gilt als Titel-Favorit bei den US Open, der Pole Kamil Majchrzak versteht die Welt nicht mehr

Der Pole Kamil Majchrzak (28) hat die böse Vermutung, dass ein Spieler mit einem niedrigeren Ranking - so, wie er - gesperrt worden wäre.
Der Pole Kamil Majchrzak (28) hat die böse Vermutung, dass ein Spieler mit einem niedrigeren Ranking - so, wie er - gesperrt worden wäre.  © Steve Christo/AP/dpa

Der Pole Kamil Majchrzak (28) postete ebenfalls ein emotionales Statement auf Instagram: "Der Fakt, dass ich nicht mal einen Fuß auf einen nicht-privaten Platz für den Großteil meines Falls setzen durfte und dass jemand in der gleichen Situation normal spielen und seine Träume erfüllen darf, gibt mir keinen Frieden. Ich bin am Boden zerstört und geschockt."

Maijchrzak musste von November 2022 bis Dezember 2023 aufgrund von ebenfalls zweier positiver Tests pausieren, auch er beteuerte seine Unschuld.

Ganz ausgestanden ist die Sache für Jannik Sinner aber noch nicht, denn die Welt-Anti-Dopingagentur WADA könnte noch aktiv werden.

Auf Anfrage der DPA ließ die WADA mitteilen, dass sie den Fall sorgfältig prüfen werden und sich das Recht behält, gegen das Urteil beim CAS in Berufung zu gehen.

Auch die italienische Anti-Doping-Agentur hat noch nicht reagiert. Sinner gewann unterdessen das Turnier von Cincinnati und gilt bei den am Montag startenden US Open als Top-Favorit auf den Titel.

Titelfoto: IMAGO / ZUMA Press Wire

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