Tennis-Star enthüllt: "Ich habe daran gedacht, mich umzubringen!"

Melbourne - Er schreit, er zerbricht Schläger, er legt sich mit Schiedsrichtern und Fans an: Tennis-Star Nick Kyrgios (28) ist als "Bad Boy" der Szene verschrien. Doch im Inneren des Vulkans brodelt eine Lava-Masse aus Angst, Druck und Selbstzweifeln.

Nick Kyrgios (28) wachte nach dem Wimbledon-Spiel am 4. Juli gegen Rafael Nadal am nächsten Morgen auf und suchte sich Hilfe in einer Londoner Psychiatrie.
Nick Kyrgios (28) wachte nach dem Wimbledon-Spiel am 4. Juli gegen Rafael Nadal am nächsten Morgen auf und suchte sich Hilfe in einer Londoner Psychiatrie.  © IMAGO / agefotostock

Nun hat der Australier all seinen Mut zusammengenommen und gesteht in der Dokumentation "Break Point" auf Netflix: "Ich habe wirklich daran gedacht, mich umzubringen. Ich habe Alkohol getrunken, ich habe Drogen genommen, mich von meiner Familie und meinem Umfeld entfernt", sagt Kyrgios.

Bereits in der ersten Staffel der Serie war er zu sehen, in den neuen Folgen, die ab dem 21. Juni starten, offenbart er die dunkle Seite seiner Psyche. Die Aussagen hat "The Australian" vorab veröffentlicht.

Springender Punkt war die zweite Runde auf dem heiligen Rasen von Wimbledon am 4. Juli 2019 gegen Rafael Nadal (37). In einem extrem engen Match unterlag er dem Spanier mit 3:6, 6:3, 6:7 und 6:7.

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Am nächsten Morgen sei er neben seinem weinenden Vater aufgewacht, der auf seinem Bett saß. "Okay, ich kann so nicht weiter machen", sagte sich der Australier damals.

Er suchte sich Hilfe und fand sie in einer Londoner Psychiatrie. Dort wurde dem aktuellen Weltranglisten-25. sofort geholfen. Er bekam seine Probleme in den Griff, änderte seine Einstellung.

Mit 19 Jahren ging der Stern von Nick Kyrgios in Wimbledon auf, doch er hielt dem Erwartungsdruck nicht stand

Der 28-Jährige hat oft seine Emotionen nicht im Griff, rastet dann aus und legt sich mit Fans und Schiedsrichtern an.
Der 28-Jährige hat oft seine Emotionen nicht im Griff, rastet dann aus und legt sich mit Fans und Schiedsrichtern an.  © Frank Franklin Ii/AP/dpa

Das wurde schon in der ersten Staffel der Dokumentation deutlich. Dort startete die Episode über Nick Kyrgios unter dem Titel "Der Außenseiter" mit dem Jahr 2022.

In dem holte er beim heimischen Grand Slam in Melbourne völlig überraschen den Doppel-Titel mit seinem besten Freund Thanasis Kokkinakis (27), später erreichte er in Wimbledon das Finale im Einzel.

Seine Freundin Costeen Hatzi (23) berichtet: "Er ist nicht so verrückt, wie alle denken." Schon in dieser ersten Staffel gibt es emotionale Einblicke in die Kindheit es "Enfant terrible".

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Da steht Kyrgios lachend mit Eishockey-Helm am Billard-Tisch und zeigt den Stinkefinger in die Kamera, später sieht man, wie sein Stern 2014 mit dem Sieg gegen Rafael Nadal in Wimbledon als 19-Jähriger aufgeht.

Was danach auf ihn einprasselte, war zu viel für seinen Körper und seine Seele. "Es gab riesige Erwartungen, dass ich ein großer Star werde", erinnert sich der Tennis-Spieler.

Nick Kyrgios: Sein Manager Daniel Horsfall musste ihn mit dem Handy tracken

Der Australier gab am Dienstag in Stuttgart sein Comeback nach langer Verletzungspause.
Der Australier gab am Dienstag in Stuttgart sein Comeback nach langer Verletzungspause.  © Marijan Murat/dpa

Doch er konnte diese Erwartungen nicht immer erfüllen, denn er hielt dem Druck nicht stand. Freunde und Familie berichten, wie Kyrgios immer aggressiver wurde, er zerdrosch Schläger, er tobte und rastete auf dem Platz aus. "Was würdest Du tun, wenn Millionen Menschen Dir zusehen und Du nicht Dein bestes Tennis zeigst?", fragt er in der Doku.

Sein Manager Daniel Horsfall (28) berichtet aus der krassen Zeit, dass er seinen besten Freund Kyrgios mit dem Handy tracken musste, um am Morgen vor wichtigen Turnieren oder Matches herauszufinden, wo er die Nacht verbracht hatte.

"Ich konnte so nicht weitermachen", sagt der Tennis-Profi, seine Freundin schaut nachdenklich. Er beschloss, nicht mehr das ganze Jahr auf der Tour unterwegs zu sein, um seine Psyche zu schützen.

Erst am Dienstag hatte der Australier nach einer Knie-Operation und einer Fußverletzung sein Comeback bei den Boss Open am Stuttgarter Weissenhof gegeben.

Er unterlag dem Chinesen Wu Yibing (23) auf dem Rasen mit 5:7 und 3:6, doch für ihn gibt es mittlerweile Wichtigeres als ein verlorenes Match.

Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.

Titelfoto: IMAGO / agefotostock

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