Mehr Schein als Sein? Tennis-Ass von Wimbledon "angewidert"!
London (England) - Einmal in Wimbledon auf dem Court stehen - diesem Lebenstraum dürften viele junge Tennis-Talente seit dem ersten Griff zum Schläger nachjagen. Für den Franzosen Maxime Janvier (27) ging er nun in Erfüllung, allerdings war der Debütant vom Mekka des weißen Sports alles andere als verzückt.
Mit der Qualifikation für die Championships in London gelang dem 27-Jährigen, der sonst eher auf der Challenger Tour unterwegs ist, einer der größten Coups seiner Karriere. In der ersten Runde musste er sich dem Chinesen Zhang Zhizhen (27) dann jedoch gleich mit 6:7, 3:6, 2:6 geschlagen geben.
Trotzdem würden viele Spieler wohl von einer tollen Erfahrung sprechen, nicht aber der nun 188. der ATP-Weltrangliste. Vor allem die Privilegien beim ältesten Turnier der Welt gehen Janvier gegen den Strich.
So gebe es zum Beispiel verschiedene Umkleiden für die gesetzten Top-Spieler und den Rest des Feldes, außerdem sei die Kluft im Vergleich mit anderen Wettbewerben zu groß.
"Es hat mich angewidert, die Unterschiede sind zu groß", motzte der Rechtshänder im Interview mit der französischen Tageszeitung L'Équipe.
"Natürlich ist es immer schön, besser behandelt zu werden", erklärte Janvier. "Wir werden hier nicht so behandelt wie in der Qualifikation. Das werde ich nie verstehen können, aber ich kann das System nicht ändern."
Maxime Janvier kritisiert die Heuchelei im Tennis und der Welt
Mit den großen Gegensätzen in der Tenniswelt kann sich der Nordfranzose einfach nicht anfreunden, wie er am Beispiel der Partie zwischen Mark Lajal (21) und Carlos Alcaraz (21) verdeutlichte. Der Este flog als Underdog in der ersten Wimbledon-Runde gegen die aktuelle Nummer vier der Welt raus.
"Der eine hat 15 Millionen auf dem Konto, der andere hat dieses Jahr 20.000 Euro verdient", so Janvier. "Das ist es, was ich nicht verstehe. Es gibt viele Unterschiede. Liegt es an mir? Ich weiß es nicht, aber es ist nicht normal."
Schon bei seiner Quali sorgte der 27-Jährige für Aufsehen, denn statt die Teilnahme am Grand-Slam-Turnier zu feiern, freute er sich auf dem Platz sofort lautstark und unverblümt über den Zahltag von rund 70.000 Euro.
Damit eckt Janvier bei einigen Traditionalisten auch an, doch das kümmert ihn nicht: "Ich sage nur Dinge. Vielleicht sage ich nur, was alle denken. In dieser Welt gibt es im Allgemeinen viel Heuchelei. Ich werde immer so bleiben, wie ich bin."
Titelfoto: KENZO TRIBOUILLARD/AFP