Paris (Frankreich) - Bei den French Open in Paris ist es gleich am ersten Tag des Hauptfeldes zu einem handfesten Skandal gekommen. Spielte dabei einem Tennis-Spieler seine Nationalität in die Karten?

Es lief der vierte Satz des Erstrunden-Matches zwischen dem Franzosen Terence Atmane (22) und dem Österreicher Sebastian Ofner (28). Auf Platz 12 war es bereits dunkel, das Flutlicht erstrahlte den Platz.

Viele französische Zuschauer waren am Court und feuerten ihren Landsmann - wie bei den French Open bekannt - frenetisch an. Im vierten Satz beim Stand von 6:3, 6:4, 6:7 und 1:4 aus Sicht von Atmane wurde es aber auf einmal ganz ruhig. Denn da feuerte der Linkshänder einen ihm entgegenkommenden Ball nach einem verlorenen Punkt mit extrem hoher Geschwindigkeit in Richtung Zuschauer.

Eine Frau auf der Tribüne wurde von der harten gelben Filzkugel an der rechten Kniescheibe getroffen. Für Ofner war die Sache gedanklich schnell klar: Das Match würde gleich beendet sein, denn ein solcher Eklat würden weder Schiedsrichter noch Supervisor dem Gegner durchgehen lassen.

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Doch weit gefehlt. Nach minutenlangen Diskussionen mit der Zuschauerin, die ihre Schmerzen ohne Klagen ertrug, und Atmane selbst geschah außer einer Verwarnung gar nichts. Der 22-Jährige durfte tatsächlich weiterspielen.

Das verwunderte vor allem, weil in ähnlichen Situationen schon ganz anders entscheiden wurde. Zum einen wurde Star-Spieler Novak Djokovic (37) bei den US Open 2020 sofort aus dem Turnier genommen, nachdem er eine Linienrichterin mit einem Ball abgeschossen hatte.

Im vergangenen Jahr wurde an gleicher Stelle die Japanerin Miyu Kato (29) im Doppel-Wettbewerb disqualifiziert, weil die ein Ballmädchen an der Schulter mit einem Ball getroffen hatte.

Damals hatten die französischen Zuschauer lautstark ihren Unmut gegen die Spielerin geäußert. Vor allem auch, weil das Ballmädchen anfing zu weinen.

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Im Fall von Atmane schwiegen die Fans, einer schrie sogar, man solle doch endlich weiterspielen. Der Franzose hatte sich nach seinem Ausraster nicht einmal bei der Frau entschuldigt. Ofner konnte es nicht fassen.

"Ich habe mir schon gedacht, dass es eigentlich vorbei sein müsste. Er hat mit 250 kerzengerade in die Zuschauer geschossen. Bei den Challengern sind die Strafen irre und bei einem Grand Slam macht er sowas und wird nicht bestraft. Es ist schwierig zu verstehen. Entweder man hat Grenzen oder nicht. Wenn man so eine Aktion macht, gehört man dafür bestraft", forderte Ofner nach dem Match im Interview bei ServusTV.

Womöglich hatten die Verantwortlichen nicht den Mumm, den Franzosen vor heimischem Publikum duschen zu schicken. Ofner gab die Antwort sportlich auf dem Platz und gewann das Match nach 3,35 Stunden Spielzeit und 0:2-Satzrückstand noch in fünf Sätzen.