Ehemaliger Tennis-Star gesteht dramatischen Selbstmordversuch
Melbourne - Ihre Augen sind geschwollen, das Gesicht ist vom vielen Weinen gezeichnet, ihre Zeilen gehen unter die Haut: In einem emotionalen Post auf Instagram hat die ehemalige Weltklasse-Tennisspielerin Jelena Dokic (39) einen dramatischen Selbstmordversuch publik gemacht.
Am Montag schrieb sie das Geständnis auf ihrer Seite nieder. Es ist ein langer Text, aus dem sofort die ersten Worte den Ernst der Lage klarmachen: "28.04.2022 - ich wäre beinahe von meinem Balkon im 26. Stock heruntergesprungen und hätte mir das Leben genommen."
Sie präzisiert weiter unten: "Ich werde diesen Tag niemals vergessen. Ich wollte einfach, dass der Schmerz und das Leid aufhören. Ich habe mich selbst vom Geländer wieder hochgezogen, ich habe keine Ahnung, wie ich das geschafft habe. Professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, hat mein Leben gerettet."
Ihre Zeilen machen klar, dass die Australierin mit serbischen Wurzeln mit Depressionen zu kämpfen hat.
Sie schreibt von Dunkelheit, absoluter Leere, von vielen Tränen, Traurigkeit, Angst und Schmerz. "Die vergangenen sechs Monate waren hart. Sie waren geprägt von ständigem Weinen, vom Verstecken auf der Toilette, während ich auf Arbeit war, um meine Tränen wegzuwischen, bis hin zu nicht aufhörendem Weinen zu Hause in meinen vier Wänden", gesteht die 39-Jährige ehrlich.
Jelena Dokic galt mit 15 als neues Tennis-Wunderkind, dann folgten zahlreiche Skandale
Mit ihrem Post und ihren Worten möchte Jelena Dokic andere mit ähnlichen Problemen wissen lassen, dass sie nicht alleine sind.
"Ich würde nicht sagen, dass es mir super geht, aber ich bin definitiv auf dem Weg der Besserung. Manche Tage sind besser als die anderen und manchmal mache ich einen Schritt vorwärts, dann wieder einen zurück. Aber ich kämpfe und ich glaube daran, dass ich es schaffen kann", will sie anderen Mut machen.
Die Geschichte von Dokic ist tragisch. Sie galt einst als ein neues Wunderkind im Tennis, als sie 1998 mit nur 15 Jahren auf die internationale Tour ging und bereits zwei Jahre später das Halbfinale von Wimbledon erreichte. Ihre beste Weltranglistenposition datiert vom 19. August 2002, als sie auf Rang vier geführt wurde.
Doch ihre Laufbahn war leider auch geprägt von Skandalen, die sie meist ihrem aggressiv auftretenden Vater Damir zu verdanken hatte. Zwischenzeitlich kehrte die Familie sogar mal nach Serbien zurück. Nachdem sich Dokic von ihm 2005 aber losgesagt hatte, flog sie nach Australien, im Januar 2014 beendete sie ihre Karriere.
Jelena Dokic: Bei den Australian Open 2022 weinte sie öffentlich nach Hass-Kommentaren im Netz
Bereits 2017 berichtete Dokic in ihrer Autobiografie "Unbreakable" vom physischen und psychischen Terror ihres Vaters. Zudem machte sie 2017 in der Zeitung USA Today ihre Depression und einen ersten Selbstmordversuch öffentlich.
Erst im Januar war Dokic wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit in Australien gerückt. Sie agierte als TV-Moderatorin für die Australian Open und führte auch für den Veranstalter Interviews auf dem Platz. Zunächst hatte sie die Trennung von ihrem Freund nach 19 Jahren Beziehung öffentlich gemacht.
Nachdem die Französin Alizé Cornet (32) ein Gespräch mit ihr auf dem Platz geführt hatte, ergriff sie am Mikrofon noch einmal die Stimme: "Ich möchte dir etwas sagen. Wir können dir alle gratulieren. Du warst eine fantastische Spielerin und nun bist du eine fantastische Kommentatorin. Bravo, Jelena."
Dokic brach in Tränen aus. Kurz zuvor hatte sie öffentlich gemacht, dass sie sich im Netz Hass-Kommentaren ausgesetzt sah, weil sie angeblich zu dick sei.
Mit ihrem aktuellen Geständnis wird das hoffentlich nie wieder vorkommen, denn ihr Leidensweg ist bereits ein sehr langer, doch die Australierin kämpft tapfer darum, ein ruhiges und glückliches Leben zu führen.
Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.
Titelfoto: Bildmontage: IMAGO / Garcia / Screenshot / Instagram / dokic_jelena