Max Kruse schießt nach Rücktritt gegen "aalglatten" Fußball: "Nur noch genervt"
Hamburg - Zu professionell für Max Kruse (35)! Im Dezember hat der ehemalige deutsche Nationalspieler ziemlich überraschend sein sofortiges Karriereende verkündet. Jetzt sprach er über die Beweggründe seines Rückzugs aus dem immer gnadenloseren Geschäft.
"Es hat mich einfach nur noch genervt. Der Fußball ist für mich mehr Arbeit als Spaß geworden", erklärte der 14-fache DFB-Akteur in einem gemeinsamen Interview mit seinem früheren Teamkollegen Martin Harnik (36) gegenüber dem Hamburger Abendblatt.
Im vergangenen Sommer heuerte der Angreifer nach einjähriger Pause nochmal beim SC Paderborn in der 2. Bundesliga an, wenige Monate später beendete er das Kapitel allerdings schon wieder, ehe er die Treter endgültig an den Nagel hing.
Das Profi-Dasein habe ihm keine Freude mehr bereitet, die Trainingsmethoden seien inzwischen bis ins kleinste Detail durchorganisiert und für seinen Geschmack viel zu theoretisch und wissenschaftlich.
"Die Spieler werden heute vollgepumpt mit Nahrungsergänzungsmitteln. Es wird alles vorgegeben. Das war nie mein Ding", so Kruse.
Dazu müssten die Kicker nun auch bei Spielen ständig GPS-Sender tragen: "Darüber habe ich mich bei meinen letzten zwei Vereinen auch mit den Fitnesstrainern gestritten", erzählte der 35-Jährige. "Ich habe gesagt, ich kann mich mit den Dingern nicht bewegen."
Max Kruse wäre dem Ruf des Geldes nach Saudi-Arabien gefolgt
Vor dem Intermezzo in Paderborn stand er zuletzt beim VfL Wolfsburg unter Vertrag, doch auch seine zweite Dienstzeit in Niedersachsen dauerte kein ganzes Jahr.
"Es ist heute schon aalglatt geworden. Ich komme vom Bolzplatz und habe so auch in meiner Anfangszeit in Bremen gespielt. Das war unbekümmert. Schuhe an, zwei Runden laufen, dann warst du warm. Heute musst du eineinhalb Stunden vorm Training da sein", kritisierte Kruse das moderne Geschäft.
Trotzdem hätte sich der Linksfuß durchaus vorstellen können, seine aktive Laufbahn noch ein wenig in die Länge zu ziehen - wenn ein "lukratives Angebot" aus Saudi-Arabien eingeflattert wäre.
"Ich habe bis auf meine Frau niemanden, der mich hier in Deutschland hält", konstatierte der Ex-Nationalstürmer.
Titelfoto: Michael Schwartz/dpa