Nach unzulässiger Siegesfeier für Pirnas Olympia-Helden: 13 Jubel-Strafen für Friedrich-Fans
Pirna - Es lebe der Sport! Für Bobfahrer Francesco Friedrich (32) gab es Olympia-Gold. Für seinen Bruder David (37) eine Geldstrafe von 100 Euro.
Der Ex-Sportler und jetzige Trainer feierte laut Landratsamt den Sieg seines Bruders für Corona-Verhältnisse zu heftig.
Auch zwölf weitere Unterstützer vom "Bobteam Friedrich" müssen fürs Jubeln zahlen. Darunter Klaus Brähmig (65), einst Mitglied im Bundestag für die CDU. Das entschied am gestrigen Mittwoch der Amtsrichter in Pirna.
Corona bescherte allen eine schier menschenleere Olympiade im Februar 2022 in China. Der Pirnaer "Franz" Francesco Friedrich raste vor geradezu gruselig leerer Kulisse im Zweierbob durch den Eiskanal zum Olympiasieg.
Die Heimat fieberte freilich mit. Der Kreisportbund (KSB) um das "Bobteam Friedrich" organisierte eigens eine Veranstaltung zum Wettkampf. Die wurde kurzfristig abgeblasen, weil das Landratsamt sie wegen geltender Corona-Bestimmungen untersagte.
Immerhin durften Gaststätten mit 2G-Reglung wieder öffnen. Und so trafen sich einige Unterstützer, Freunde und Sponsoren im "Bootshaus" von Pirna, wo ein Fernseher den Kampf von "Franz" übertrug. Als Gold feststand, war der Jubel groß. Der damalige KSB-Geschäftsführer (66) fiel dem anwesenden Bürgermeister Klaus-Peter Hanke (70) vor Freude um den Hals. So weit, so sportlich.
"Doppelmoral", tönte aber die AfD, die monierte, dass weder Abstand- noch Maskenpflicht eingehalten wurden. Landrat Michael Geisler (63) wurde eingeschaltet, das Amt versandte 17 Bußgelder an die Teilnehmer.
Die prominenten Friedrich-Fans mussten wegen eines Verstoßes gegen die Corona-Regeln blechen
Meist waren 250 Euro fällig. Einige Betroffene, auch der Bürgermeister, zahlten ihr Knöllchen. Aber dreizehn Mitstreiter vom "Bobteam Friedrich" zogen vor Gericht. Die immer gleiche Argumentation: "Ich war in einer Gaststätte und dort lief Olympia."
Doch der Amtsrichter machte klar, warum er von einer verbotenen Veranstaltung ausging: Die Tische waren zum Fernseher ausgerichtet. Werbetafeln von Sponsoren waren aufgestellt. Die Gäste zahlten ihr Essen nicht selbst. Sie trugen Fanschals. Kurz: Es war eine Jubelfeier. Wenn auch eine kleine.
Und der Jurist zeigte Verständnis: So habe der "Gesetzgeber" möglicherweise "mit dem Rhythmus der ständigen Änderungen einen Zustand erzeugt, dass niemand mehr wusste, woran er ist." Außerdem sei "ein Ordnungsgeld zu Abschreckungszwecken heute nicht mehr nötig."
So verurteilte er alle "Teilnehmer" der Veranstaltung, wie Klaus Brähmig, dessen Gattin, den Bruder des Olympia-Siegers, Unterstützer und Sponsoren zu je 100 Euro Geldstrafe. Der Ex-KSB-Geschäftsführer muss ob seiner damals gehobenen Stellung 150 Euro zahlen. Und das Wirtsehepaar, dass die Veranstaltung zuließ, zahlt insgesamt 800 Euro.
Damit ist der Jubel-Knatsch nicht beendet. Das Landratsamt brummte auch dem Kreissportbund 3000 Euro Strafe auf. Der Fall wird im Juli verhandelt. Jeder Euro, der als Strafe fällig wäre, würde dem gemeinnützigen Verein an anderer (sportlicher) Stelle schmerzlich fehlen ...
Titelfoto: Screenshot: TV Pirna