Gruppen-Coming-out im Profifußball bleibt aus - FCSP-Trainer Hürzeler findet: "Wir sind dafür bereit!"
Hamburg - Anlässlich des heutigen internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie waren in diesem Jahr alle Augen auf den Profifußball gerichtet. Das angekündigte Gruppen-Outing bleibt bislang allerdings aus. Wie offen man beim FC St. Pauli mit diesem gesellschaftlich so sensiblen Thema umgeht, erklärte Cheftrainer Fabian Hürzeler (31) bei der Pressekonferenz am Freitag.
Gespannt blickt man am heutigen 17. Mai auf eine Internetplattform, die erstmalig zum internationalen Tag gegen Homophobie freigeschaltet wurde.
Schwule Profifußballer und andere Sportler sollten damit die Möglichkeit bekommen, sich "geschützt" in Texten oder Videos outen zu können.
Bislang passierte auf der Seite aber so gut wie nichts. Das angekündigte Gruppen-Outing blieb bisher aus.
Auch auf den sozialen Netzwerken konnte man bislang keine öffentlichen Bekenntnisse wahrnehmen. Woran liegt das? Ist die Öffentlichkeit dafür noch nicht bereit? Ist vor allem die Fußballwelt auch im Jahr 2024 noch nicht offen dafür? Ist die Angst vor Zurückweisung doch zu groß?
Cheftrainer des FC St. Pauli, Fabian Hürzeler, jedenfalls steht gemeinsam mit dem Kiezclub offen zu Homosexualität im Profifußball und spricht sich für eine tolerante und sichere Umgebung aus. "Was ich sagen kann, ist, dass der FC St. Pauli für diese Sache offen ist, weil wir einfach für diese Werte einstehen und auch genau dafür kämpfen in der Öffentlichkeit."
Ex-Jugendnationalspieler Marcus Urban rief das Projekt "Sports Free" ins Leben
Auch mit der Webseite, auf der man sich ab sofort offen zu seiner Sexualität bekennen kann, soll Spielern im besten Fall die Angst genommen und ein gemeinschaftlicher Fußball gefördert werden.
"Wie bereit die anderen Vereine sind, kann ich nicht beantworten, aber ich kann überzeugt als Trainer des FC St. Pauli sagen, dass wir dafür bereit sind", betonte der erfolgreiche Kiezcoach.
Initiator der Online-Plattform "Sports Free" ist Marcus Urban (53). Der Ex-Jugendnationalspieler zog kurz vor seinem Durchbruch zum Profifußballer die Reißleine, um sich nicht mehr für seine Homosexualität verstecken zu müssen.
Das soll Profispielern oder denen, die ihre sportliche Karriere noch vor sich haben, erspart bleiben, findet der Ex-Kicker. "Wir bauen ihnen ein Haus, aber durch die Tür müssen sie selbst gehen."
Bislang zu Wort gemeldet habe sich allerdings lediglich Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union Berlin, der auf Instagram zumindest seine Solidarität bekundete: "Ich kann dieser Gruppe nur sagen: Seid mutig. Wer wen liebt, spielt zu 99 Prozent eigentlich gar keine Rolle auf der Arbeit." Auch Funktionär des VfB Stuttgart Alexander Wehrle (49) meldete sich inzwischen und betonte "Jeder sollte leben wie er möchte." Unterstützt wird das Projekt neben dem FC St. Pauli von Union Berlin, Borussia Dortmund, Hannover 96, dem SC Freiburg, VfL Osnabrück, VfB Stuttgart, der TSG Hoffenheim und dem VfL Wolfsburg.
Geoutet hat sich bisher kein aktiver Profifußballer über die Plattform. Wann es zu dem Gruppen-Outing kommen wird? Vielleicht später - so richtig, weiß das allerdings keiner. Und ob überhaupt Bundesliga-Spieler dabei sein würden, wisse auch Urban nicht. Auch in Kontakt mit einem queeren Profi sei er nicht - und das, obwohl er die Kampagne selbst ins Leben gerufen hatte.
Titelfoto: Bildmontage: Alice Nägle/TAG24, Christian Charisius/dpa