"Will nicht mit dem Messer zur Schießerei kommen": Jan Ullrich packt über Doping aus
Mainz - Erst vor rund einem halben Jahr gestand Jan Ullrich (50) erstmals öffentlich ein, dass er zu seiner aktiven Zeit als Radprofi gedopt hat. Jetzt packte er erneut über seine Vergangenheit aus.
"Letztendlich habe ich betrogen, ja", sagte der 50-Jährige im ZDF-Sportstudio. Es sei zwar nicht richtig gewesen, was er gemacht habe, doch zu den damaligen Zeiten völlig normal.
"Völlig naiv" sei er an die Sache herangegangen, sein damaliges Team Telekom habe ihm "plausibel erklärt", dass flächendeckendes Doping zum Radsport dazugehöre.
"Ab da denkt man natürlich nach, ab da will man natürlich die gleichen Waffen. Man will nicht mit dem Messer zur Schießerei kommen, das ist einfach so. Du willst ja dann auch dein Talent weiterhin zeigen. Ich dachte dann, das gehört zum Profi dazu und hab' das dann mitgemacht", schilderte Ullrich sein Dilemma.
Abzulehnen sei ihm nicht in den Sinn gekommen, denn das wäre vermutlich gleichbedeutend mit einem Karriereende gewesen.
Als er dann vor der Tour de France 2006 von seinem damaligen Team T-Mobile wegen Blutdopings mit EPO ausgeschlossen wurde, sei er in "Schockstarre" gewesen, erzählte der Tour-de-France-Sieger von 1997: "Man glaubt ja selbst, man macht nichts Verbotenes."
Er habe nicht glauben können, dass sein eigenes Team ihn hinausschmiss, schließlich habe man intern ja Bescheid gewusst.
So sei es auch zu seinem berühmten Satz "Ich habe niemanden betrogen" gekommen, den er stets wiederholte und im Sportstudio nun revidierte.
Jan Ullrich: Flächendeckendes Doping im Radsport nicht mehr möglich
Heutzutage sei das Problem aber glücklicherweise nicht mehr so groß wie zu seinen aktiven Zeiten, sagte Ullrich. "Ich glaube, dass das heute nicht mehr flächendeckend möglich ist zu dopen."
Er glaube nicht nur, dass die heutige Generation aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe, auch der Weltverband UCI sei größer geworden und habe deutlich mehr finanzielle Mittel zur Verfügung.
Dass die wohl überwiegend saubereren Profis aktuell auch ohne Doping bessere Zeiten erzielen, erklärt sich der gebürtige Rostocker damit, dass ein größerer Fokus auf professioneller Ernährung und stärkerer Überwachung des Trainings liege, zudem seien die Räder heutzutage aerodynamischer.
Titelfoto: Bildmontage: Angelika Warmuth/dpa, epa Gero Breloer/epa/dpa