"Ein Sturz - und alles kann vorbei sein": Mutter spricht erstmals über Tod von Gino Mäder (†26)
Burgdorf (Schweiz) - Seinen fatalen Unfall verfolgten Tausende Menschen auf der ganzen Welt: Gino Mäder (†26), Schweizer Radprofi, verstarb im Juni nach einem folgenschweren Sturz bei der Tour de Suisse.
Der aufstrebende Bahrain-Victorious-Fahrer stürzte aus unbekannten Gründen in einer Kurve einen steilen Abhang hinab und erlitt schwerste Kopfverletzungen. Zwar konnte er vor Ort noch reanimiert werden, doch am nächsten Tag wurde Mäder mit gerade einmal 26 Jahren für tot erklärt.
Drei Monate später spricht nun seine Mutter erstmals über die wohl schlimmste Zeit ihres Lebens.
Sie habe das Rennen nicht vor Ort geschaut, weil sie ein Geschäftsessen gehabt hätte, schildert Sandra Mäder (51) dem Südkurier. Stattdessen hätte sie nach ihrem Termin das Rennen nebenbei im Fernsehen verfolgt, noch geglaubt, Gino ins Ziel fahren zu sehen.
Doch kurz darauf erhielt sie besorgte Nachrichten und Anrufe, von Bekannten und engen Familienmitgliedern, Ginos Vater berichtete ihr letztendlich von dem schweren Sturz. Auch die Klinik, in die Gino gebracht wurde, meldete sich und bat darum, dass sie so schnell wie möglich vorbeikämen.
"Da war mir klar, dass es nur noch darum ging, ob die Maschinen abgestellt werden oder nicht", erzählt Sandra Mäder.
Sie habe schon den ganzen Tag ein komisches Gefühl gehabt, sei nervös gewesen, ohne zu wissen, wieso. "Und dann hat mich noch einer gefragt, ob Gino bei der Tour de France dabei sein werde. Und ich habe geantwortet, dass man das nie genau wissen könne. Ein Sturz – und alles kann vorbei sein. Das hab ich gesagt."
Gino Mäders (†26) Familie entscheidet sich für eine Organspende
Was für eine bittere Ironie des Schicksals, dass ihr Sohn an genau diesem Tag einen folgenschweren Sturz erlitt!
Im Krankenhaus angekommen hätte man Gino seine schweren Verletzungen kaum angesehen, äußerlich sei nur ein Schnitt auf der Wange sichtbar gewesen. Doch im Kopf sah es anders aus. Schließlich ging es nur noch darum, festzustellen, ob noch Hirnaktivität vorhanden war oder nicht, doch gesund werden würde der Rad-Profi nicht mehr.
"Der Arzt sagte mir, dass Gino nie mehr 'Mami' sagen wird können, dass er so wie in dem Moment für immer im Bett liegen bleiben würde, dass er nie mehr sprechen oder laufen wird können", berichtet seine Mutter unter Tränen.
Als die Tests schließlich am nächsten Morgen gemacht wurden, konnte keine Hirnaktivität mehr festgestellt werden, Gino Mäder wurde für tot erklärt.
Seine Familie entschloss sich, seine Organe zu spenden, das habe Gino so gewollt. Auch für seine Mutter ist es ein Trost, dass "zumindest noch etwas Sinn in seinem Sterben liegt."
Drei Tage nach dem fatalen Unfall besuchte die 51-Jährige die Unfallstelle, fand sogar noch Teile von Ginos Helm. In diesem Moment, an diesem Ort, fühlte sie sich ihrem Sohn sehr nah, sagt sie.
Titelfoto: Fabrice COFFRINI / AFP