Aufregung beim Giro: Favorit büßt Führung nach kuriosem Helm-Wechsel ein!
Monte Lussari (Italien) - Die vorletzte Etappe des diesjährigen Giro d'Italia dürfte in die Annalen des Radsports eingehen! Eine heruntergesprungene Kette und ein Wechsel des Rad-Helms.
Unter dem Jubel seiner slowenischen Fans hat Primož Roglič (33) völlig überraschend dem großen Favoriten Geraint Thomas (37) beim Giro d'Italia noch das Rosa Trikot entrissen und den wohl entscheidenden Schritt zum Gesamtsieg gemacht.
Trotz eines technischen Defekts raste der Slowene am Samstag auf der vorletzten Etappe überlegen zum Sieg im Bergzeitfahren und machte damit den 26-Sekunden-Rückstand in der Gesamtwertung noch wett.
Damit geht Roglič am Sonntag im Trikot des Führenden mit 14 Sekunden Vorsprung auf Thomas in die Schlussetappe nach Rom, wo sich traditionell nichts mehr in der Gesamtwertung ändern sollte.
"Das ist unglaublich. Das sind Momente, an die man sich immer erinnert. Ich kann es nur genießen. Das haben die ganzen Leute an der Strecke verdient", sagte Roglič.
Der deutsche Radprofi Lennard Kämna (26) belegte im 18,6 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr von Tarvisio zum Monte Lussari hinauf mit einem Rückstand von 2:18 Minuten auf Roglič den 14. Platz und rutschte damit im Gesamtklassement auf den neunten Platz ab.
Kurioser Helmwechsel kostet den Führenden Geraint Thomas wohl den Tour-Sieg!
Doch das große Spektakel gab es bei der 7,8 Kilometer langen Kletterpartie am Schlussanstieg mit einer durchschnittlichen Steigung von 11,2 Kilometern im Duell der beiden Topstars.
Roglič lag schon zwischenzeitlich deutlich in Führung, ehe ihm die Kette absprang. Doch der 33-Jährige ließ sich unweit der slowenischen Grenze davon nicht beirren und holte sich trotzdem den Sieg.
Ausgerechnet Roglič! Vor knapp drei Jahren hatte der frühere Skispringer bei der Tour de France das scheinbar sichere Gelbe Trikot am vorletzten Tag im Kampf gegen die Uhr in La-Planche-des-Belles-Filles noch an seinen Landsmann Tadej Pogacar (24) verloren.
Dieses Mal sorgte er für umgekehrte Verhältnisse - und das an einem Ort, an den er beste Erinnerungen hatte.
In Tarvisio, wo Roglič am Samstag von der Rampe fuhr, gewann er 2007 auf der Skisprungschanze die Goldmedaille bei der Junioren-WM mit dem slowenischen Team, bevor er später zum Radsport wechselte.
Am Sonntag dürfte es auf der flachen Schlussetappe über 126 Kilometer mit Start und Ziel in Rom keine Veränderungen mehr an der Spitze der Gesamtwertung geben.
Titelfoto: Bildmontage: LUCA BETTINI / AFP