"Auch unsere Schuld": Kollege erhebt schwere Vorwürfe nach Tod von Rad-Talent (†18)

Zürich (Schweiz) - Etwas mehr als eine Woche ist der tragische Unfalltod von Radsport-Talent Muriel Furrer (†18) erst her, entsprechend frisch sind die Wunden bei ihren Mitstreitern. Der Italiener Andrea Raccagni Noviero (20) vermisst allerdings den lauten Aufschrei in der Rad-Szene - und erhebt schwere Vorwürfe an alle Sportler, sich selbst eingeschlossen.

Die Schweizer Nachwuchs-Radsportlerin Muriel Furrer (†18) starb nach einem schweren Sturz bei der WM.  © Fabrice COFFRINI / AFP

Eigentlich habe er einen schönen Beitrag mit Bildern von seinen Erfahrungen bei der WM wie sonst auch posten wollen, doch es habe sich nicht richtig angefühlt, schrieb der 20-Jährige auf Instagram zu einem Foto der verstorbenen Furrer, auf das er "Sorry, Muriel" geschrieben hatte.

Was ihn so wütend macht: Obwohl der Sturz der 18-Jährigen erst wenige Tage her ist, habe er das Gefühl, dass niemand mehr darüber spreche.

Das sei ein generelles Problem im Radsport, führte Raccagni Noviero aus: Die Sportler seien zu still, nähmen zu viel hin. Und das habe Furrer nun mit ihrem Leben bezahlen müssen!

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"Es ist auch unsere Schuld", schrieb der Italiener. "Wenn wir jetzt an diesem Punkt sind, dann deshalb, weil wir nicht einmal versuchen, die Dinge zu ändern."

"Wir betreiben einen Sport, der bereits sehr gefährlich ist, und genau in dem Moment, in dem man sich entscheidet, ein Rennen zu bestreiten, weiß man, welche Risiken man eingehen wird. Aber das hier, das ist mehr", betonte der 20-Jährige, der im Entwicklungsteam von Soudal Quick-Step fährt.

"Es bedeutet einfach, dass die Leute, die die Entscheidungen treffen, sich überhaupt nicht um unsere Sicherheit kümmern und null Respekt vor unserem Leben haben. Wir nehmen das einfach hin, aber ist es das, was wir wollen? "

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Andrea Raccagni Noviero bittet Muriel Furrer und ihre Familie um Verzeihung

Andrea Raccagni Noviero (20) sieht sich selbst und alle anderen Radfahrer in der Pflicht, etwas zu ändern.  © IMAGO / Sirotti

Sich selbst nahm er aus seiner Kritik überhaupt nicht aus und entschuldigte sich bei der Familie von Furrer dafür, dass er die Gelegenheit gehabt hätte, sich zu äußern, diese aber nie genutzt habe.

Deshalb forderte er seine Kollegen und Konkurrenten dazu auf, endlich nicht mehr darüber zu schweigen, wenn er in eine gefährliche Situation gebracht würde.

"Ich möchte, dass jeder Fahrer, der zu gefährliche Situationen erlebt hat und es nie laut ausgesprochen hat, sich mit mir zusammen bei ihnen entschuldigt. Wir müssen etwas tun, um das zu ändern. Und es liegt an uns, denn wir haben in der letzten Zeit gesehen, dass hier etwas nicht richtig funktioniert", appellierte er an die Radsport-Community.

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Und auch die junge Sportlerin selbst bat Raccagni Noviero um Verzeihung: "Ich möchte mich auch bei dir entschuldigen, Muriel, denn wie jede andere 18-Jährige hast du es verdient, dein Leben in vollen Zügen zu leben und es nicht auf diese Weise zu verlieren."

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