Sehbehinderter Paralympics-Star schnappt sich trotz weiterem Schicksalsschlag sein zweites Gold!

Paris (Frankreich) - Was für ein Triumph! Schon zum zweiten Mal holt der deutsche Para-Schwimmer Taliso Engel (22) die Goldmedaille bei den Paralympischen Spielen über 100 Meter Brust in der Klasse SB13. Bevor er seinen Titel aus Tokio in Paris verteidigen konnte, musste er allerdings einen harten Schlag verkraften.

Taliso Engel (22) ist von Geburt an sehbehindert. Seit einiger Zeit muss er zudem mit dem Verlust seines Gehörs auf einem Ohr umgehen lernen.
Taliso Engel (22) ist von Geburt an sehbehindert. Seit einiger Zeit muss er zudem mit dem Verlust seines Gehörs auf einem Ohr umgehen lernen.  © Marcus Brandt/dpa

Denn der 22-Jährige, der von Geburt an sehbehindert ist, verlor nach einer Erkrankung Anfang 2023 auch noch sein Gehör auf dem rechten Ohr.

Die Ärzte versuchten, mithilfe eines Implantats das Hörvermögen wieder herzustellen, doch die OP im vergangenen Herbst lief nicht nach Plan.

Das Ohr sei "immer noch taub", erklärte Engel gegenüber dem SID. "Die Operation verlief nicht ganz so super und der Krankheitsverlauf war nicht so ohne, deshalb hilft mir das Hören mit dem Implantat nicht wirklich."

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Eine Katastrophe gerade im Alltag! Es sei "super schwierig, mit Freunden in einem Restaurant entspannt zusammenzusitzen. Weil ich A immer darauf achten muss, wo ich sitze, um möglichst viele Leute zu verstehen. Und B ist es super anstrengend mit Musik im Hintergrund und vielen Stimmen", sagte der dreimalige Weltmeister über 100 Meter Brust.

In den kommenden Jahren müsse er das Hören neu erlernen, doch ein 100-prozentiges Sprachverstehen auf dem rechten Ohr werde er wohl nie wieder haben.

Taliso Engel schwimmt Weltrekord im Vorlauf und verteidigt anschließend seinen Titel

In Tokio holte Taliso Engel Gold über 100 Meter Brust in der Klasse SB13, in Paris gelang ihm die Titelverteidigung.
In Tokio holte Taliso Engel Gold über 100 Meter Brust in der Klasse SB13, in Paris gelang ihm die Titelverteidigung.  © Marcus Brandt/dpa

Doch Engel ist ein wahrer Kämpfer - und geht trotz allem hoch motiviert in seine zweiten Paralympischen Spiele.

Zumindest beim Schwimmen schränkt ihn seine zusätzliche Beeinträchtigung glücklicherweise nicht ein, von anfänglichen Gleichgewichtsproblemen einmal abgesehen.

Und so schafft er trotz weiterer Erkrankungen in der Vorbereitung die Mission Titelverteidigung! Schon im Vorlauf hatte er gezeigt, zu was er in der Lage ist und seinen eigenen Weltrekord auf 1:01,84 Minuten gedrückt.

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Im Finale am Donnerstagabend verfehlte er seine frisch aufgestellte Bestmarke dann nur um sechs Hundertstelsekunden, ließ damit den Zweitplatzierten Nurdaulet Schumagali aus Kasachstan um 2,93 Sekunden hinter sich und holte nicht nur das zweite Paralympics-Gold seiner Karriere, sondern auch das achte Gold für Team D in Paris!

Zuvor hatte Engel einen bitteren Start in die Spiele verkraften müssen, als wegen einer falschen Wende über die 150 Meter Lagen im Vorlauf disqualifiziert worden war.

Im Nachhinein war die Disqualifikation für den 22-Jährigen eher ein Glücksfall, schließlich sparte er sich durch das verpasste Lagen-Finale Körner für seine Paradestrecke, erzählte er nach seinem Vorlauf-Weltrekord.

Erstmeldung von 16 Uhr, aktualisiert um 19.38 Uhr.

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

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