Olympia-Skandal kein Einzelfall? Fußballverband soll Mitarbeiter zu Spionage zwingen!
Paris/Toronto - Systematische Spionage im kanadischen Fußball? Nach dem Drohnen-Skandal bei den Olympischen Spielen 2024 prasselten harte Strafen auf das Frauen-Team des nordamerikanischen Landes ein. Doch offenbar war der Vorfall in Paris nur die Spitze des Eisbergs.
Mit sechs Punkten Abzug steht der amtierende Olympiasieger in Frankreich bereits vor dem Aus, zudem wurden Nationaltrainerin Bev Priestman (38) sowie ihre Assistentin Jasmine Mander (29) suspendiert und auf die Heimreise geschickt. Videoanalyst Joseph Lombardi kassierte sogar eine achtmonatige Haftstrafe auf Bewährung.
Dennoch soll es sich bei der Ausspähung des neuseeländischen Auftaktgegners keineswegs um einen Einzelfall, sondern vielmehr um die gängige Praxis beim kanadischen Fußballverband gehandelt haben. Das berichtet der TV-Sender TSN unter Berufung auf "zwei aus erster Hand informierte Quellen".
Demnach filmen Trainer und Mitarbeiter der Nationalmannschaften der Männer und Frauen schon seit Jahren die geheimen Trainingseinheiten ihrer Kontrahenten mit, meistens aus der Luft.
Wer sich der unfairen Methode verweigert, bekommt laut den Insidern schnell Gegenwind zu spüren - oder verliert kurzerhand seinen Arbeitsplatz.
"In einigen Fällen wurden die Leute unter Druck gesetzt und es wurde ihnen gesagt: 'Ihr müsst 110 Prozent geben und das ist Teil des Jobs, wenn Ihr Euch also nicht wohl dabei fühlt, habt Ihr keinen Platz im Team'", so eine Quelle.
Spionierte Kanada schon vor dem Olympiasieg in Tokio?
Verantwortliche des Damen-Teams sollen vor den Spielen 2021 in Tokio bereits Auftaktgegner und Gastgeber Japan ausspioniert haben.
"Aufgrund der strengen Corona-Auflagen war es etwas schwierig damals, aber man hat Wege gefunden, um sich aus dem Hotel zu schleichen", erklärte ein Insider. Kanada wurde anschließend Olympiasieger.
Im Jahr darauf sei es im Vorfeld des WM-Qualifikationsspiels gegen Panama erneut zu einer unerlaubten Aufklärungsmission gekommen.
Mitarbeiter der Männer-Nationalmannschaft hätten derweil im November 2019 vor dem Nations-League-Duell gegen die USA eine nicht-öffentliche Einheit der Auswahl des eigenen Nachbarlandes gefilmt.
"Die meisten Leute sehen das als Betrug an, was es auch ist", sagte eine der Quellen. "Einige unserer Trainer sehen es einfach als Wettbewerbsvorteil und rechtfertigen es damit, dass es jeder macht, was aber nicht stimmt."
In Frankreich hatte die kanadische Fußball-Delegation mit ihrer Drohnen-Spionage beim neuseeländischen Training für viel Aufregung gesorgt. Das sportliche Duell entschieden die Nordamerikanerinnen daraufhin mit 2:1 für sich.
Titelfoto: ARNAUD FINISTRE / AFP