"Sicher, dass ich nicht lebend rauskomme": Deutsche Goldhoffnung entging nur knapp dem Tod
Rosenheim - Jessica von Bredow-Werndl (38) ist besonders nach der Suspendierung von Charlotte Dujardin (39) eine der Topfavoritinnen auf Gold bei den olympischen Dressurwettbewerben. Beinahe wäre es aber gar nicht so weit gekommen: 2010 wäre die Doppel-Olympiasiegerin von 2021 fast gestorben!
Mit ihrem damaligen Partner und heutigen Ehemann Max von Bredow war die Reiterin im Urlaub auf Sardinien. Sie habe nicht gewusst, dass die Insel für ihre starken Unterströmungen bekannt ist, erzählte von Bredow-Werndl in einer Dokumentation des Bayrischen Rundfunks.
Es habe die Rote Flagge geweht, doch sie hätte geglaubt, dass diese noch wegen eines vorherigen Gewitters gehisst war.
"Wir wollten gar nicht schwimmen. Wir wollten eigentlich nur kurz ins Wasser gehen. So schnell haben wir gar nicht schauen können, dann war es wie so eine Hand, die uns aufs offene Meer gezogen hat. Wir sind einfach nicht vom Fleck gekommen, wir sind geschwommen und geschwommen", erinnerte sich die zweifache Mutter an den 10. Oktober 2010, der ihr Leben nachhaltig veränderte.
Mindestens eine halbe Stunde lang seien sie keinen Millimeter vom Fleck gekommen. Sie hätten um Hilfe geschrien, was zwar Leute am Ufer alarmiert hätte, aber auch dafür sorgte, dass von Bredow-Werndl eine Menge Wasser schluckte, immer wieder untertauchte - und schließlich das Bewusstsein verlor.
Jessica von Bredow-Werndl dachte nur an ihre Angehörigen
"In dem Moment, in dem ich bewusstlos geworden bin, war ich mir sicher, dass ich aus der Sache nicht mehr lebend rauskomme. Also ganz sicher", schilderte sie die dramatischen Momente.
Ihr Mann habe schließlich die rettende Idee gehabt, seitlich zu schwimmen, bis er irgendwann wieder Boden unter den Füßen hatte.
Da war Jessica aber schon bewusstlos: "Er hat mich noch so an der Hand gepackt und mit rausgezogen."
"Es war sehr, sehr, sehr knapp", sagte die 38-Jährige. Ihre Lunge sei zu über einem Drittel mit Wasser gefüllt gewesen. Zum Glück habe sie direkt eine Sauerstoffmaske übergezogen bekommen, "sonst wäre ich jetzt wahrscheinlich behindert."
Das "Sterben" selbst sei allerdings überhaupt nicht schlimm gewesen. Stattdessen habe sie nur an ihre Angehörigen gedacht, was sie ihren Hinterbliebenen sagen würde, wenn sie es noch könnte - dass diese sich nicht das Leben von ihrem Tod versauen lassen sollten.
Rückblickend sei es eine intensive, aber sehr wertvolle Erfahrung gewesen, die von Bredow-Werndl gemacht habe, sie habe quasi ein neues Leben geschenkt bekommen und dadurch angefangen, besser auf sich zu achten.
In gewisser Weise half ihr ihre Nahtoderfahrung dabei, die Sportlerin zu werden, die sie heute ist. 2021 krönte sie ihrer Karriere vorläufig mit zwei Goldmedaillen in Tokio im Einzel und im Team - in wenigen Tagen will sie ihre Titel dann verteidigen.
Titelfoto: Friso Gentsch/dpa