Irrer Medaillen-Zoff bei Olympia: Vier Sekunden kosten Turnerin fünf Tage später Bronze!
Paris (Frankreich) - Fünf Tage durfte sie ihre Bronzemedaille behalten, jetzt muss US-Turnerin Jordan Chiles (23) das Edelmetall aus dem Boden-Wettkampf der Olympischen Spiele wieder abgeben! Der Internationale Sportgerichtshof Cas hat eine Wertung aufgehoben und den Welt-Turnverband angewiesen, die Medaille neu zu vergeben.
Schon am vergangenen Montag, als das Finale der Bodenturnerinnen stattfand, hatte sich ein Drama um die Vergabe der Medaillen ereignet: Die Rumänin Ana Barbosu (18) lag eigentlich auf dem Bronzerang, doch das US-Team legte Protest gegen die Wertung von Chiles ein - eines ihrer Elemente sei nicht anerkannt worden, wodurch der Schwierigkeitsgrad der Übung niedriger bewertet wurde.
Die Jury gab dem Einspruch statt, als der Wettkampf bereits vorbei war und Barbosu ihren Podiumsplatz schon feierte, woraufhin Chiles sie noch überholte und an ihrer Stelle bei der Siegerehrung auf dem Podest stand.
Daraufhin legte der rumänische Verband nun Beschwerde beim Cas ein, weil der Einspruch der USA erst nach einer Minute und vier Sekunden bei der Jury eingegangen sei anstatt innerhalb der erlaubten Minute.
Der Cas folgte dieser Begründung am gestrigen Samstagabend und erklärte die Korrektur zugunsten von Chiles für wirkungslos, ihre ursprüngliche Punktzahl müsse wiederhergestellt werden.
Das bedeutet: Chiles rutscht wieder auf ihren ursprünglichen fünften Platz zurück, Barbosu erhält Bronze! Der Welt-Turnverband müsse die Medaillen in Übereinstimmung mit der Einscheidung des Cas neu vergeben, teilten die Richter mit.
Jordan Chiles zieht sich nach Medaillen-Hickhack zurück, Ana Barbosu spricht ihr Mitgefühl aus
Chiles, für die Boden-Bronze ihre erste olympische Einzelmedaille gewesen war, meldete sich im Anschluss niedergeschmettert auf Social Media zu Wort.
Sie postete eine Reihe gebrochener Herzen in ihrer Story und schrieb dann: "Ich werde mich jetzt von Social Media zugunsten meiner mentalen Gesundheit zurückziehen." Die 23-Jährige war nach ihrem nachträglichen Bronzegewinn heftigen Anfeindungen in den sozialen Netzwerken ausgesetzt gewesen.
Auch der US-Turnverband verfasste ein Statement und erklärte, man sei "am Boden zerstört von der Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofes in Bezug auf die Übung am Boden".
Barbosu selbst teilte nach der Entscheidung über ihre Rückkehr auf den Bronzerang ihr Mitgefühl für Chiles mit.
"Meine Gedanken sind bei dir. Ich weiß sehr gut, dass es weh tut, weil ich die gleichen Zustände durchgemacht habe. Aber ich kenne dich und bin mir sicher, dass du die Kraft haben wirst, noch stärker zurückzukommen", sagte sie gegenüber dem rumänischen Portal golazo.ro.
Sie sei stolz, dass es ihr gelungen sei, Rumänien zurück auf ein olympisches Podest zu führen.
Doch auch, wenn die 18-Jährige jetzt nachträglich die Medaille zugesprochen bekommt - den Moment, bei einer olympischen Siegerehrung auf dem Podium zu stehen, kann ihr keiner wiedergeben.
Titelfoto: Marijan Murat/dpa