Olympia-Held wird emotional: Er kann den historischen Sieg nicht mehr miterleben!
Paris - Bei der knappsten 100-Meter-Entscheidung der Olympia-Geschichte flitzte Noah Lyles (27) am Sonntagabend mit fünf Millisekunden Vorsprung vor dem Jamaikaner Kishane Thomspon (23) zur Goldmedaille, doch der Weg zum irren Foto-Finish war steinig. Ein früherer Förderer konnte den großen Triumph am Ende nicht mehr miterleben.
"Hey Coach Rashwan, das war für Dich. Ruhe in Frieden", schrieb der US-amerikanische Sprint-Superstar kurz nach seinem verrückten Erfolg in Paris auf dem Kurznachrichtendienst X.
Auf dem Thron der Königsdisziplin angekommen, gedachte er damit seinem ehemaligen Trainer Rashawn Jackson, der sich an der Alexandria City High School um den sechsfachen Weltmeister kümmerte.
"Es gibt so viele Orte, mit denen ich verbunden bin, und mein Coach Rashwan Jackson ist vor kurzem gestorben", erklärte Lyles mit den Tränen kämpfend im Interview nach dem Gold-Sieg.
Der Leichtathletik-Trainer starb Anfang Juli im Alter von nur 51 Jahren. "Ich weiß noch, wie ich auf der Gegengeraden lief und mir sagte: 'Das ist für Dich, Mann'", so der 27-Jährige weiter. Anschließend ließ er seinen Gefühlen sichtbar freien Lauf: "Ich will ehrlich sein, ich dachte, er würde hier sein, um es zu sehen".
"Aber ich weiß, dass er zuschaut, auch wenn ich wirklich dachte, er würde selbst hier sein", fügte Lyles emotional an. "Er hat daran geglaubt, dass ich es als 100-Meter-Läufer und 200-Meter-Läufer schaffen kann."
Noah Lyles widmet seinen Olympiasieg seinem verstorbenen Trainer
Noah Lyles hat mit Asthma, Angstzuständen und Depressionen zu kämpfen
Dass die Karriere des US-Amerikaners in einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen gipfeln würde, war dabei keineswegs selbstverständlich, wie ein anderer Post des schnellsten Mannes der Welt unterstreicht.
"Ich habe Asthma, Allergien, Legasthenie, ADS, Angstzustände und Depressionen", schrieb Lyles in der Nacht auf Montag ebenfalls noch auf X. "Aber ich sage Euch, dass das, was Ihr habt, nicht definiert, was Ihr werden könnt. Warum nicht Du!"
Vor allem aus seinen psychischen Problemen hat der Läufer nie einen Hehl gemacht, selbst vor dem großen Auftritt in der französischen Hauptstadt hat er sich noch einmal Hilfe gesucht.
"Ich habe meine Therapeutin angerufen und sie sagte: 'Du musst loslassen, du musst es fließen lassen'. Und ich sagte: 'In Ordnung, ich werde dir vertrauen'", so der Olympiasieger im Anschluss des Rennens.
Er ließ es 9,79 Sekunden lang fließen, musste dann aber noch eine lange Foto-Auswertung über sich ergehen lassen, bevor er endlich jubeln konnte.
Titelfoto: Bildmontage: Screenshot/X/LylesNoah, Anne-Christine POUJOULAT / AFP