Lückenhafte Doping-Strategie vor Olympia: 67 Medaillen-Gewinner nicht getestet!

Paris (Frankreich) - Die Olympischen Spiele 2024 sind vorbei, die Medaillen vergeben. Doch wie der Abschlussbericht der Internationalen Test-Agentur (ITA) enthüllt, wurden insgesamt 67 Medaillen-Gewinner im Vorfeld der Spiele überhaupt nicht auf Doping getestet!

Im halben Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris wurden insgesamt über 31.000 Dopingtests gemacht. Diese trafen aber nicht alle Teilnehmer.
Im halben Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris wurden insgesamt über 31.000 Dopingtests gemacht. Diese trafen aber nicht alle Teilnehmer.  © Jan Woitas/dpa

Die Teststrategie insgesamt hat sich zwar verbessert, doch nach wie vor weisen die Doping-Kontrollen starke Lücken auf: Zu dem Ergebnis kommt die ITA nach der Auswertung der Testdaten.

So seien insgesamt 10,3 Prozent aller Athleten in den sechs Monaten vor Olympia gar nicht getestet worden, 67 von ihnen holten später eine Medaille. Dazu kommen 13,4 Prozent, die unterhalb der Empfehlungen getestet wurden, von ihnen holten 138 Edelmetall.

Weil in den sechs Monaten vor den Spielen die jeweiligen Nationalen Doping-Agenturen für die Durchführung der Tests zuständig sind, gibt es besonders große Unterschiede in der Testdichte verschiedener Nationen.

Zu den vorbildlichen Nationen gehört unter anderem Deutschland: Lediglich ein Athlet oder eine Athletin von 430 wurde im Vorfeld der Spiele überhaupt nicht getestet.

Aus dem Kreis der Länder mit den größten Delegationen haben auch die USA und China jeweils eine beinahe lückenlose Teststrategie vorzuweisen.

Olympia 2024: Meiste Tests wurden bei Mannschaftssportarten versäumt

Die norwegischen Handballerinnen holten bei Olympia Gold. Zehn der Spielerinnen wurden in den sechs Monaten vor den Spielen nicht auf Doping getestet.
Die norwegischen Handballerinnen holten bei Olympia Gold. Zehn der Spielerinnen wurden in den sechs Monaten vor den Spielen nicht auf Doping getestet.  © Aaron Favila/AP/dpa

Signifikante Lücken finden sich laut der ITA insbesondere in Ländern aus Afrika, Südamerika und Ozeanien sowie mit Delegationen von weniger als 25 Athleten. Besonders Neuseeland sticht hier ins Auge: Insgesamt 40 Athleten wurden nicht vorab getestet, das Land schnitt in diesem Jahr mit zehn Goldmedaillen so gut ab wie noch nie.

Hervorzuheben ist allerdings, dass die meisten ungetesteten Medaillengewinner entweder aus einer Teamsportart oder einer von der ITA als Sportart mit geringem Doping-Risiko eingestuften Disziplin stammen.

Zudem sind auch insgesamt Fortschritte zu erkennen, wie die ITA hervorhebt: Vor den Spielen in Tokio 2021 waren es noch 15 Prozent aller Sportler, die in den sechs Monaten vor den Titelkämpfen nicht getestet worden waren.

Bei den Olympischen Spielen selbst wurde dann weitgehend flächendeckend getestet, insgesamt fünf Athleten wurden so bisher des Dopings überführt.

Titelfoto: Jan Woitas/dpa

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