Paris - Bei den Olympischen Sommerspielen kochten weltweit Diskussionen um die algerische Boxerin Imane Khelif (25) hoch. Nachdem diese das Duell mit der Italienerin Angela Carini (26) nach nur 46 Sekunden gewonnen hatte, tobten sich User im Internet aus, auch Berühmtheiten wie Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling (59) oder Donald Trump (78) meldeten sich zu Wort.
Die Algerierin hatte sich gegen den Hass im Netz gewehrt, ihre Familie versicherte, dass sie als Mädchen aufgewachsen sei.
Jetzt sind neue Details aus einem medizinischen Gutachten aufgetaucht, die belegen sollen, dass Khelif womöglich bei der Geburt "fälschlicherweise" als Mädchen registriert wurde.
Was im Vorfeld für Diskussionen sorgte, war der Fakt, dass sie bei der Box-WM 2023 in Neu-Dehli ausgeschlossen wurde, weil ein DNA-Test das männliche Chromosomenpaar "XY" nachgewiesen hatte.
Das IOC ließ sie aber für die Spiele in Paris zu. Dem französischen Portal Le Correspondant gelang es jetzt, mit Experten Einsicht in ein im Juni 2023 erstelltes medizinisches Gutachten zu erhalten.
Darin wird bestätigt, dass Khelif unter einem "Alpha-5-Reduktase-Typ-2-Mangel" leide. Das sei eine genetische Anomalie, die zu einer Stoffwechselstörung von Testosteron und Dehydroandrosteron führt.
Diese Enzym-Anomalie betreffe laut der konsultierten Experten "niemals Mädchen", sondern ausschließlich Jungen. Es verhindere die normale Entwicklung der Geschlechtsorgane.
Ein medizinisches Gutachten deckt eine Enzym-Anomalie auf, die nur bei Jungen auftritt
Das Gutachten bei Khelif bestätigt das Vorhandensein innenliegender Hoden, eines "Mikorpenis" in Form einer "Klitoris" und eine sogenannte "blinde Vagina". Diese führe dazu, dass bei der Geburt die Babys dann fälschlicherweise als Mädchen identifiziert würden.
Nicht festgestellt werden konnten in dem Gutachten das Vorhandensein einer Gebärmutter oder von Eierstöcken. Zudem habe eine Hormon-Analyse ergeben, dass die Boxerin einen Testosteronspiegel von 147 aufweise, während das weibliche Geschlecht den Maximalwert von drei nicht überschreite.
Sie sei ein Mann in der Hülle einer Frau oder eine Frau in der Hülle eines Mannes. Im Experten-Bericht steht, dass ihre Eltern möglicherweise blutsverwandt gewesen seien.
Vor den Olympischen Spielen habe sich Khelif zudem einer Hormonbehandlung unterzogen, da sie an Depressionen leide. Der Bericht des Le Correspondent wirft die These auf, dass die Boxerin nur durch eine angebliche freundschaftliche Beziehung von Mustapha Berraf (70), IOC-Mitglied und Präsident der Vereinigung der Olympischen Komitees von Afrika, zu IOC-Präsident Thomas Bach (71) in Paris habe teilnehmen dürfen.
Es gilt als unwahrscheinlich, dass die Recherchen zu einer neuerlichen Untersuchung beim IOC und im äußersten Fall zur Aberkennung der Goldmedaille führen werden.