"Soll lieber Entscheidungen treffen": Olympiasieger wettern gegen Bundeskanzler Scholz

Paris (Frankreich) - Die Kanu-Wettbewerbe der Olympischen Spiele waren in den vergangenen Tagen für zahlreiche Medaillen für Deutschland gut. Zwei davon sah Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) live auf der Tribüne - und holte sich dafür heftige Kritik von zwei deutschen Olympiasiegern ab!

Bundeskanzler Olaf Scholz (66) verfolgte mehrere Kanu-Wettbewerbe von der Tribüne aus.
Bundeskanzler Olaf Scholz (66) verfolgte mehrere Kanu-Wettbewerbe von der Tribüne aus.  © Sebastian Kahnert/dpa

Denn Scholz hatte die Gold-Fahrt von Jacob Schopf (25) und Max Lemke (27), die am Vortag bereits im Vierer zusammen mit Tom Liebscher-Lucz (31) und Max Rendschmidt (30) Olympiasieger geworden waren, zwar gesehen, wollte dann aber vor der Siegerehrung weiter zu seinem nächsten Programmpunkt.

Das war den Kanuten aber "egal", wie Rendschmidt gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland betonte.

"Wichtig ist nicht, dass Politiker nur fürs nächste Wahlergebnis hier sind, sondern dass Familie und Freunde da sitzen", sagte der 30-Jährige, sein Kollege Liebscher-Lucz stimmte mit ein.

"Er soll lieber Entscheidungen für den Sport treffen. Die Liebe zum Sport wird immer dann entdeckt, wenn es Medaillen gibt", schimpfte der Dresdner, der Scholz zuvor auch persönlich abgefangen und bessere Sportförderung sowie verstärkte Bemühungen um eine deutsche Olympia-Bewerbung gefordert hatte.

Im persönlichen Gespräch fragte Tom Liebscher-Lucz (31, r.) den Bundeskanzler noch, ob er zur Siegerehrung bleiben würde, doch dieser musste weiter zu einem Termin im Deutschen Haus.
Im persönlichen Gespräch fragte Tom Liebscher-Lucz (31, r.) den Bundeskanzler noch, ob er zur Siegerehrung bleiben würde, doch dieser musste weiter zu einem Termin im Deutschen Haus.  © Lindsey Wasson/AP/dpa

Max Rendschmidt und Tom Liebscher-Lucz rechnen mit Olaf Scholz und der Sportförderung ab

Max Rendschmidt (30, vorn) und Tom Liebscher-Lucz lassen kein gutes Haar an Bundeskanzler Olaf Scholz.
Max Rendschmidt (30, vorn) und Tom Liebscher-Lucz lassen kein gutes Haar an Bundeskanzler Olaf Scholz.  © Lindsey Wasson/AP/dpa

Selbst der spanische König habe ihnen die Hand geschüttelt, sich volksnah gezeigt, doch den Bundeskanzler habe er noch nie auf einem Bootssteg gesehen.

"Ich würde ihn gern nicht nur bei Olympia, sondern auch mal bei einer WM oder DM sehen. Stattdessen wird uns das Geld weiter gekürzt, wenn wir Erfolge feiern", sagte Liebscher-Lucz.

Geld ist ohnehin ein Streitpunkt zwischen den Olympioniken und den Entscheidungsträgern. "Es gibt ja auch nur einmal die Gold-Prämie – nur die höchste Medaille zählt. Doppelte Leistung zählt in Deutschland nicht", wetterte Rendschmidt.

Bedeutet: Schopf, Lemke und Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl (38), alle Doppel-Olympiasieger in Paris, erhalten nur einmal die 20.000 Euro, die der DOSB für eine Goldmedaille ausschüttet, anstatt 40.000 Euro.

Auch andere zweifache Medaillengewinner wie ihre Kanu-Kolleginnen Paulina Paszek (26) und Jule Hake (24) bekommen nur für die höhere der beiden Medaillen eine Prämie.

Titelfoto: Bildmontage: Sebastian Kahnert/dpa, Lindsey Wasson/AP/dpa

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