ZDF-Moderator Jochen Breyer: "Olympia-Sportler sind so herrlich normal!"

Berlin/Paris - ZDF-Moderator Jochen Breyer (41, "Das aktuelle Sportstudio") hat in diesem Jahr ein sportliches Mammutprogramm. Erst die Fußball-EM, ab Freitag Olympia. Im TAG24-Interview hat der Sportjournalist verraten, warum ihn die Olympia-Berichterstattung mehr als der Fußball bewegt.

Jochen Breyer (41) tauscht den Platz am Spielfeldrand gegen das Studio ein.
Jochen Breyer (41) tauscht den Platz am Spielfeldrand gegen das Studio ein.  © IMAGO/Team 2

TAG24: Herr Breyer, wie sieht Ihr Alltag bei der Olympia-Übertragung aus?

Jochen Breyer: "In Paris bin ich nur im Studio. Vom Studio aus wird der 'Ball' dann überall hingeworfen, zum Bogenschießen, Breakdance, Sportklettern, Leichtathletik und allen anderen Sportarten. Insbesondere auf die kleinen Sportarten bin ich total gespannt, die ich noch nicht so gut kenne."

TAG24: Wie bereiten Sie sich auf die Olympischen Spiele vor? Schauen Sie sich möglichst viele Wettkämpfe an?

Er vergewaltigte ein Mädchen: Olympia-Sportler kommen im Interview die Tränen
Olympia Er vergewaltigte ein Mädchen: Olympia-Sportler kommen im Interview die Tränen

Breyer: "Das war während der Europameisterschaft schwierig. Ich werde sicherlich noch viel lesen und dann die Welle einfach mal auf mich zukommen lassen.

Ich glaube, man kann bei Olympia auch nicht den Anspruch haben, sich in jeder Sportart auszukennen. Als Moderator muss ich das zum Glück auch nicht, dafür haben wir ja unsere Spezialisten und Experten im Team."

"Sportstudio"-Moderator übernimmt Posten von Rudi Cerne

Rudi Cerne (65) moderierte lange Zeit die Olympia-Übertragungen.
Rudi Cerne (65) moderierte lange Zeit die Olympia-Übertragungen.  © ZDF/Klaus Weddig

TAG24: Es sind Ihre ersten Olympischen Spiele als Moderator. Wie kommt's?

Breyer: "Mit Rudi Cerne hatten wir einen hervorragenden Olympia-Moderator, der große Fußstapfen hinterlässt. Ich war bisher als Reporter dabei, habe Beiträge und Interviews gemacht. Jetzt bin ich aufgerückt auf die Moderationsposition, was für mich schon immer ein Kindheitstraum war.

Mein Vater ist ein großer Leichtathletik- und Sport-Fan. Er hat sich während Olympia meist freigenommen, um alles schauen zu können. Und da war ich dann natürlich dabei.

Den ganzen Tag mit Papa Sport gucken – es war das Paradies für mich. Da hat meine Faszination für Olympia begonnen.

Meine ersten Olympischen Spiele als Radioreporter waren dann 2008 in Peking. Die Stimmung in einer Olympia-Stadt, dieses internationale Flair, wenn die ganze Welt sich in einer Stadt trifft, ist etwas ganz Besonderes."

TAG24: Dann werden Sie sicherlich die Leichtathletik-Wettkämpfe mit einem besonderen Blick verfolgen, oder?

Breyer: "Ja, absolut, die Faszination für die Leichtathletik habe ich quasi in die Wiege gelegt bekommen. Ich mag die Vielseitigkeit. Dass Schlag auf Schlag fast durchgehend etwas Spannendes passiert, ob im Stabhochsprung, beim Speerwurf oder bei den Läufen.

Ich freue mich aber auch auf kleine Sportarten, die ich so gar nicht kenne, wie Breakdance, das zum ersten Mal olympisch ist. Wobei ich gerade gelernt habe, dass es nicht Breakdance heißt, sondern Breaking."

Im "aktuellen Sportstudio" interviewte der Journalist bereits Zehnkämpfer und Gold-Hoffnung Leo Neugebauer (24, r.).
Im "aktuellen Sportstudio" interviewte der Journalist bereits Zehnkämpfer und Gold-Hoffnung Leo Neugebauer (24, r.).  © IMAGO/Martin Hoffmann

Jochen Breyer: "Wir alle hoffen, dass es friedlich bleibt."

TAG24: Wie gut ist Paris auf die Olympischen Spiele vorbereitet?

Breyer: "Das Konzept ist nach allem, was ich mitbekommen habe, klasse: Viele Sportarten finden in der Stadt verteilt statt, Beachvolleyball beispielsweise direkt unter dem Eiffelturm.

Und die Eröffnungsfeier wird nicht im Stadion abgehalten, sondern die Sportlerinnen und Sportler fahren auf Booten über die Seine. Das wird bestimmt stimmungsvoll. Und wir alle hoffen zudem, dass es friedlich bleibt."

Die Olympische Flamme ist bereits in Paris angekommen.
Die Olympische Flamme ist bereits in Paris angekommen.  © IMAGO/Kyodo News

TAG24: Während Olympia rücken vor allem Randsportarten in den Fokus der Öffentlichkeit. Wie unterscheidet sich die Berichterstattung über diese Sportler im Vergleich zum Fußball?

Breyer: "Das Allerschönste an Olympia ist ja, dass Sportler, die sonst nicht im Rampenlicht stehen, eine Bühne bekommen. Der Auftrag an uns als Fernsehsender, gerade als öffentlich-rechtlicher, muss es sein, ihnen diese Bühne zu geben.

Es sind Sportler, die zum Teil viel mehr trainieren als Fußballer, die ihr Leben ihrer Sportart widmen und am Ende mit 1500 Euro im Monat auskommen müssen. Sie haben nur dieses Zeitfenster von zwei Wochen alle vier Jahre, in denen sie sich zeigen können.

Und wie schön sind die Geschichten und Emotionen, die dabei entstehen! Alles ist irgendwie ungefilterter.

Nichts gegen den Fußball: Aber natürlich sind viele Fußballprofis darauf trainiert, wie sie sich in der Öffentlichkeit darstellen, wie sie Interviews geben. Ich will das überhaupt nicht kritisieren, denn das hat einfach mit dieser permanenten Aufmerksamkeit zu tun.

Aber die Sportler, die bei Olympia antreten, sind einfach noch so herrlich normal. Und wenn sie dann eine Medaille holen, das geht einfach ans Herz."

Titelfoto: IMAGO/Team 2

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