Olympia-Rennen wird zur Farce: Mehr Läuferinnen positiv getestet als sauber
London (England) - Auch Jahre nach Olympischen Spielen müssen regelmäßig Medaillen neu vergeben werden, weil die ursprünglichen Gewinner nachträglich des Dopings überführt werden. Beim 1500-Meter-Rennen der Frauen in London 2012 sorgt das jetzt allerdings für eine regelrechte Farce.
Die frühere russische Mittel- und Langstreckenläuferin Tatjana Tomaschowa (49) verliert ihr Olympia-Silber über 1500 Meter, wie der Internationale Sportgerichtshof CAS am gestrigen Dienstag bekannt gab.
Die Russin wird für diverse Doping-Vergehen für zehn Jahre gesperrt, alle Ergebnisse zwischen dem 21. Juni 2012 und dem 3. Januar 2015 werden gestrichen. In diesen Zeitraum fällt auch das Londoner 1500-Meter-Rennen, Tomaschowa muss ihre Silbermedaille also wieder abgeben.
Das Kuriose: Die heute 49-Jährige kam 2012 ursprünglich nur auf dem vierten Rang ins Ziel und verpasste eine Medaille nur um wenige Hundertstelsekunden.
Doch weil sowohl die ursprüngliche Gewinnerin Asli Çakir Alptekin (39) als auch die vorerst Zweitplatzierte und somit als Olympiasiegerin nachgerückte Gamze Bulut (32), beide aus der Türkei, 2015 beziehungsweise 2016 des Dopings überführt wurden, rückte Tomaschowa erst auf den Bronze- und schließlich auf den Silberrang nach.
Jetzt wird auch sie nicht mehr in der Ergebnisliste des Rennens zu finden sein - genau wie zuvor bereits sieben (!) andere Athletinnen. Demgegenüber stehen nur noch sieben Sportlerinnen, die das Ziel erreicht haben und denen noch nichts nachgewiesen werden konnte.
Dazu kommen noch drei weitere wegen Dopingverstößen disqualifizierte Läuferinnen, die das Finale gar nicht erst erreichten.
Tatjana Tomaschowa bekommt Silber aberkannt - und wird nicht zum ersten Mal gesperrt
Von der Disqualifikation Tomaschowas profitieren jetzt die bisherige Bronze-Gewinnerin Abeba Aregawi (34) aus Äthiopien, die Silber erhält, sowie die neue Bronze-Gewinnerin Shannon Rowbury (39) aus den USA.
Allzu überraschend kamen die Doping-Enthüllungen um die Weltmeisterin von 2003 und 2005 allerdings nicht: Schon 2008 war sie für zwei Jahre gesperrt worden, weil sie und mehrere Teamkolleginnen bei Doping-Tests Urinproben anderer Personen abgegeben hatten.
2021 wurden dann bei Nachkontrollen der Proben von 2012 Anabolika im Blut der Russin gefunden, die zu ihrer jetzigen Sperre führten. Diese dürfte Tomaschowa, vom Verlust ihrer Londoner Silbermedaille einmal abgesehen, allerdings nicht allzu hart treffen: Ihre Karriere beendete sie schon vor Jahren.
Titelfoto: OLIVIER MORIN / AFP