Nach Turn-Skandal in Deutschland: Athleten-Bund erwartet, dass mehr Fälle ans Licht kommen

Von Christoph Lother

Stuttgart - Der Verein Athleten Deutschland sieht in den öffentlichen Stellungnahmen zu den Missständen im Turnen auch eine Chance zur Besserung.

Maximilian Klein ist stellvertretender Geschäftsführer des Vereins Athleten Deutschland.
Maximilian Klein ist stellvertretender Geschäftsführer des Vereins Athleten Deutschland.  © Privat/Maximilian Klein/dpa

Wer sie liest, müsse "erschüttert und aufgewühlt sein", schrieb der stellvertretende Geschäftsführer der Athletenvertretung, Maximilian Klein, in seinem Kommentar auf der Internetseite des Deutschen Olympischen Sportbunds.

"Die Veröffentlichungen der jüngsten Erfahrungsberichte zu Stuttgart fallen in eine Zeit, in der sich das deutsche Sportsystem mit der Verabschiedung des Safe Sport Codes auf den Weg gemacht hat, eine umfassende Regulierung für sicheren Sport umzusetzen. Sie hat das historische Potenzial, Millionen von Menschen besser zu schützen und deutlich effektiver mit Gewalt- und Missbrauchshandlungen im Sport umzugehen", meinte Klein.

Es werde wohl "Jahre dauern, bis Sporttreibende flächendeckend besser geschützt sind", vermutet Klein. "Fehler in der Umsetzung werden einigen, vor allem Betroffenen, Frustrationstoleranz abverlangen, und für viele wird das Regelwerk zu spät kommen."

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Nachdem er vor mehreren Jahren am Stützpunkt in Chemnitz schon mal mit ähnlichen Vorfällen zu tun hatte, habe der Deutsche Turner-Bund (DTB) hier aber eine "Vorreiterrolle" eingenommen.

Dem Verband sei die angemessene Durchführung des angekündigten Aufarbeitungsprozesses - inklusive der dafür nötigen Fehler - daher durchaus zuzutrauen.

Verein Athleten Deutschland vermutet, dass noch mehr Fälle ans Licht kommen könnten

Am Kunst-Turn-Forum in Stuttgart werden Sportler und Sportlerinnen auf ihre Turnkarrieren vorbereitet. Die Methoden stehen aktuell in der Kritik.
Am Kunst-Turn-Forum in Stuttgart werden Sportler und Sportlerinnen auf ihre Turnkarrieren vorbereitet. Die Methoden stehen aktuell in der Kritik.  © Bernd Weißbrod/dpa

"Je intensiver an der Safe-Sport-Architektur gearbeitet wird und je besser die Angebote für Betroffene und Whistleblower werden, desto mehr Meldungen und Fälle werden ans Licht kommen", meinte Klein.

"Ein systemisches Transformationsvorhaben dieser Größenordnung dürfte zunächst Schmerzen im Sport auslösen. Was wie Rückschritt und Rückschlag aussieht, kann Ausdruck von Fortschritt und Wandel zum Besseren sein."

Mehrere ehemalige Auswahl-Turnerinnen hatten zuletzt schwere Vorwürfe erhoben - vor allem gegen den Stützpunkt in Stuttgart. Kritisiert wurden "systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch" sowie katastrophale Umstände. Zwei Übungsleiter wurden vorläufig freigestellt.

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DTB und Schwäbischer Turnerbund sind dabei, die Geschehnisse aufzuarbeiten.

Titelfoto: Bildmontage: Privat/Maximilian Klein/dpa, Bernd Weißbrod/dpa

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