Neue Entwicklung im Red-Bull-Skandal: Horner-Untersuchung komplett gefakt?
Milton Keynes (England) - Seit Wochen beschäftigt der Skandal um Red-Bull-Teamchef Christian Horner (50) die Formel 1. Durch eine interne Ermittlung wurde der Brite eigentlich vom Vorwurf des übergriffigen Verhaltens gegenüber einer Mitarbeiterin freigesprochen - doch die Untersuchung war offenbar alles andere als unabhängig!
Wie das Branchenmagazin BusinessF1 enthüllte, wurde die Untersuchung von einer Anwaltskanzlei in London durchgeführt.
Doch nicht nur hatte der federführende Anwalt nicht die Titel, die er vorherigen Berichten zufolge hätte haben sollen - er ist zudem der Londoner Rechtsbeistand der Familie von Chalerm Yoovidhia (73), dem thailändischen Mehrheitseigner von Red Bull!
Der Milliardär besitzt 51 Prozent der Anteile am österreichischen Brause-Konzern und hat damit auch das letzte Wort in Sachen Red Bull Racing.
Yoovidhia gilt als vehementer Unterstützer und Förderer von Horner - durch die Enthüllung des Magazins darf die Unabhängigkeit der Ermittlung noch mehr infrage gestellt werden als ohnehin schon.
Am Tag nach der Bekanntgabe, dass der 50-Jährige von allen Vorwürfen freigesprochen wurde, tauchten nämlich Screenshots von den Chatverläufen zwischen Horner und der betroffenen Mitarbeiterin auf, die erhebliche Zweifel an der Unschuld des Teamchefs weckten.
Doch Red Bull hielt weiter an dem Briten fest - und berief sich weiterhin auf die interne Ermittlung. Diese war den Ausführungen von BusinessF1 zufolge aber nichts anderes als fingiert!
Red Bull: Christian Horner steht unter dem Schutz von Chalerm Yoovidhia
Schon vor einem Monat hatte das Magazin offengelegt, dass Red Bulls eigene Personalabteilung Horner wohl für schuldig befunden hatte und bereits eine Pressemeldung vorbereitet hatte, in der die Entlassung des 50-Jährigen kommuniziert wurde.
Doch dann übernahm die Londoner Kanzlei das Ruder - und wie sich herausstellte, hatte Yoovidhia bereits zuvor die Entscheidung getroffen, Horner freizusprechen und seinem Anwalt entsprechende Anweisungen mitgegeben!
Dieser unternahm offenbar zahlreiche Schritte, um das Fehlverhalten des Teamchefs zu verschleiern, verfasste etwa einen so unnötig langen und komplizierten Ermittlungsbericht, "dass es zweifelhaft war, ob ihn jemals jemand lesen würde".
Außerdem wurde beschlossen, die Fakten zwischen Horners Erfolgen mit Red Bull zu verstecken - der fertige Bericht umfasste am Ende offenbar zwischen 150 und 200 Seiten, in denen es hauptsächlich um die Leistungen des 50-Jährigen seit 2004 ging anstatt die Vorwürfe der sexuellen Belästigung.
Um zu verhindern, dass der Rennstall seinen Teamchef trotz aller Bemühungen dennoch feuert, verzögerte der Anwalt die Abgabe des Berichts auch noch um rund zwei Wochen, bis der Saisonstart in Bahrain unmittelbar vor der Tür stand.
Doch trotz der neuen Enthüllungen dürfte Horner weiterhin fest im Sattel sitzen: Dem Bericht zufolge wissen alle anderen Entscheidungsträger bei Red Bull längst Bescheid über die Geschehnisse, haben aber nicht die Möglichkeit, dagegen vorzugehen.
Titelfoto: Hasan Bratic/dpa