Formel-1-Star Pierre Gasly bringt für seinen Freund (†22) ganz Spa in Bewegung
Spa (Belgien) - Der für Alpine in der Formel 1 startende Pierre Gasly (27) verlor 2019 einen seiner besten Freunde. Anthoine Hubert (†22) starb nach einem schweren Rennunfall auf der berüchtigten Rennstrecke Spa. Der Franzose veranstaltete für ihn am Donnerstag einen berührenden Trauermarsch.
Zum vierten Mal jährt sich am 31. August der tragische Unfall des jungen Talents. Anthoine Hubert galt als sicherer Kandidat für ein Formel-1-Cockpit.
Doch an jenem Samstag kam es bei einem Formel-2-Rennen zu einem folgenschweren Unfall, in den mehrere Autos verwickelt wurden.
Hubert wich dem zunächst verunglückten Giuliano Alesi (23) nach der berühmten L’Eau Rouge gerade noch aus, krachte dabei aber in die Reifenstapel, die den Franzosen zurück auf die Strecke schleuderten.
Der mit 270 km/h heran rasende Juan Manuel Correa (23) konnte nicht mehr ausweichen und kollidierte frontal mit Hubert.
Correa hatte Glück: Der Ecuadorianer überlebte trotz schwerster Verletzungen. Anthoine Hubert verstarb jedoch wenige Stunden später in einem Krankenhaus.
Das Formel-2-Wochenende wurde komplett abgebrochen. Die Formel 1 fand derweil statt, aber unter bewegenden Umständen.
Pierre Gasly: "Meine Welt wurde auf den Kopf gestellt"
Während des Rennens gab es auf der 19. Runde (Huberts Startnummer war die 19) Standing-Ovations. Charles Leclerc (25) widmete später seinen Sieg in Belgien dem 22-Jährigen und auf eine Champagner-Dusche wurde auch verzichtet.
Besonders schwer war das Rennen aber für Pierre Gasly, der damals für Toro Rosso auf den neunten Platz kam.
Pierre war mit Anthoine befreundet, an diesem Tag "wurde meine Welt auf den Kopf gestellt", schrieb er in einem Gastbeitrag für "The Players Tribune" im Jahr 2021.
Die beiden Rennfahrer waren seit ihrer Kindheit miteinander befreundet, die Verbindung zwischen den beiden entsprechend eng.
"Anthoine hat mir so viele Dinge beigebracht. Es vergeht kein Renntag, an dem ich nicht an ihn denke. Ich wünsche mir mehr als alles andere, dass er dieses Jahr in der Startaufstellung steht."
Jedes Jahr, wenn Gasly wieder zur Rennstrecke Spa-Francorchamps kam, ging der Rennfahrer an die Stelle, wo es passierte. Der US-amerikanische Sportsender "ESPN" hat die Bilder in einem bewegenden Twitter-Post zusammengestellt.
Pierre Gasly war nicht allein: Juan Manuel Correa stand an seiner Seite
In diesem Jahr veranstaltete der Alpine-Pilot am Donnerstag einen großen Trauermarsch, an dem sich unzählige Mitstreiter der Formel 1 und Formel 2 sowie Weggefährten der beiden Freunde beteiligten.
"Run for Anthoine" (Deutsch: Lauf für Anthoine) war das Motto.
Besonders rührend war, dass Juan Manuel Correa, der damals gerade mal 20 Jahre alt war und Gaslys Freund nicht mehr ausweichen konnte, an seiner Seite stand.
Pierre Gasly teilte diese für ihn wichtigen Momente auf Twitter.
Anthoine Hubert zu Pierre Gasly: "Prove them wrong"
Ein Jahr vor der Tragödie war Gasly neben Max Verstappen (25) der neue Star im Red-Bull-Team. Aber der Franzose war dem später zweifachen Weltmeister aus den Niederlanden nicht gewachsen und wurde ins Nachwuchsteam von Red Bull, Toro Rosso (jetzt AlphaTauri), degradiert.
Sein Freund Anthoine sagte dem 27-Jährigen damals: "Prove them wrong" (Deutsch: Beweise ihnen, dass sie falsch liegen).
"I'll prove them wrong" (Deutsch: Ich werde ihnen beweisen, dass sie falsch liegen) ziert eine Karte, die der Franzose am Donnerstag seinem Freund am Unfallort hinterließ.
Für Gasly ist seit dem 31. August 2019 nichts mehr so, wie es einmal war.
"Sein Tod zwang mich, das Leben anders zu sehen. Den Sieg in Italien (2020, Anm. d. Red.) habe ich nicht für selbstverständlich genommen. Ich habe diesen Moment gefeiert, als wäre es der einzige, den ich jemals bekommen werde - denn so sollten wir alle unser Leben leben", sagte der Alpin-Pilot.
"Klapp dein Visier von Zeit zu Zeit auf und schau dich um. Genieße, was du hast. Schätze die Menschen und die Liebe in deinem Leben. Ich bin so glücklich, hier zu sein und das zu tun, was ich tue. Und ich bin so glücklich, Anthoine Hubert gekannt zu haben."
Titelfoto: Bildmontage: Kenzo TRIBOUILLARD / AFP, JOHN THYS / AFP, IMAGO/panoramiC