Sportlehrer der Nation feiert Jubiläum! "Mach mit, mach's nach, mach's besser"

Dresden - Seit nunmehr 60 Jahren verfolgt der Sportlehrer der Nation eine ehrgeizige Mission: Kindern den Spaß an Bewegung und Ertüchtigung zu vermitteln.

Fittere Mittachtziger findet man nur schwer: Gerhard "Adi" Adolph (86) war zu DDR-Zeiten der "Sportlehrer der Nation" und verfolgt diese Mission noch immer: Kindern Spaß am Sport zu vermitteln.
Fittere Mittachtziger findet man nur schwer: Gerhard "Adi" Adolph (86) war zu DDR-Zeiten der "Sportlehrer der Nation" und verfolgt diese Mission noch immer: Kindern Spaß am Sport zu vermitteln.  © Christian Kielmann

Gerhard Adolph (86), den Älteren eigentlich nur als "Adi" bekannt, moderierte von 1964 bis 1991 im DDR-Fernsehen 333 Ausgaben seiner Show "Mach mit, mach's nach, mach's besser" und begeisterte ein Millionenpublikum von Kairo bis Wladiwostok.

Mit dem Konzept der Sendung ist er noch heute bei Schul- und Sportfesten unterwegs und lässt die Augen strahlen - sowohl bei Kindern als auch deren Großeltern.

Doch einiges hat sich geändert.

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Keinem Fernsehliebling stand der fesche Trainingsanzug so gut wie ihm. Wenn Adi in einer Turnhalle - wie kürzlich im vogtländischen Reichenbach - eine Slalomstrecke aufbaut, wissen die Kinder meist schon von den älteren Lehrern, wen sie da vor sich haben.

An zwölf Sonntagen im Jahr saß die ganze Familie zwischen 10 und 11 Uhr vor der Glotze und fieberte mit. Ein Straßenfeger.

Gerhard Adolph: Niemand konnte besser motivieren!

Um Leute zur Bewegung zu animieren, macht sich Adi auch heute noch zum Clown.
Um Leute zur Bewegung zu animieren, macht sich Adi auch heute noch zum Clown.  © privat

Das Prinzip war simpel und doch faszinierend: Zwei Mannschaften verschiedener Schulen traten gegeneinander an. Bei den als Staffel ausgetragenen Laufspielen waren immer verschiedene Elemente eingebaut - etwa Schlängellauf, Purzelbäume, Ball werfen oder Hindernisse überwinden.

Und keiner konnte ein zurückliegendes Team so positiv motivieren wie Moderator Adi.

Der stellte sich mitunter selbst etwas dämlich an, damit es die Kinder besser machen können. Die Sieger eines Jahres hatten dann die Chance, um einen Wanderpokal des Nationalen Olympischen Komitees anzutreten.

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Noch heute stimmt Adi zu Beginn jeder Veranstaltung die Erkennungsmelodie an: "Wir laden euch jetzt alle ein ..." - gelernte Ossis fallen dazu trällernd ein: "Mach mit, mach's nach, mach's besser." Und die Kinder klatschen im Takt.

Danach muss er nur noch kurz die Aufgaben skizzieren, alles andere ist ein Selbstläufer. Adi: "Der Drang nach Bewegung ist ja bei jedem Kind vorhanden, man muss ihn nur herauskitzeln und ihm einen Raum geben. Auch der Wunsch, sich im Wettkampf zu messen und im Team zu bestätigen. Es macht einfach Spaß!"

Heute und damals: Adi sorgt sich über Entwicklung

Bereits im Kindergarten erhielten DDR-Kinder gelegentlich Sportstunden. In Sachen Beweglichkeit, Ausdauer und Teamgeist waren sie ihren Zeitgenossen aus dem Westen weit voraus.
Bereits im Kindergarten erhielten DDR-Kinder gelegentlich Sportstunden. In Sachen Beweglichkeit, Ausdauer und Teamgeist waren sie ihren Zeitgenossen aus dem Westen weit voraus.  © picture-alliance/dpa

Diesen sieht man dem 1937 in Halle geborenen Schauspieler und Leichtathleten (DDR-Rekord im Gehen) noch immer an. Natürlich hält die Arbeit mit jungen Menschen nicht alleine jung.

Adolph: "Langsam zeigt der Körper Grenzen auf, bei der Kondition und der Konzentration merke ich es schon manchmal." Daher geht er zwei oder drei Mal pro Woche ins Sportstudio. Und wenn gerade kein Einkauf zu schleppen ist, steigt er auch die Treppen zur sechsten Etage seiner Berliner Wohnung. Fittere Mittachtziger findet man selten.

Auch wenn er nach wie vor von seiner Mission begeistert ist, die Unterschiede zwischen damals und heute - oder ehemals Ost und West - sorgen ihn schon.

Seine Sendung im Kinderfernsehen passte einfach zur Sportnation DDR. Hier wurde der Breitensport großgeschrieben, der bereits in der Schule begann und die Kinder zu Höchstleistungen motivierte.

Adi: "Über 20 spätere Olympiasieger und Weltmeister liefen als Kind durch meine Sendung. Christian Schenk etwa, der Zehnkampf-Olympiasieger von Seoul 1988, war in der Übertragung aus Stralsund Mannschaftskapitän."

Wenn die Rolle vorwärts zum Problem wird

Der Trainingsanzug war sein Markenzeichen. Die Sendung "Mach mit, mach's nach, mach's besser" wurde 1964 erstmals ausgestrahlt und lieferte bis 1991 genau 333 Folgen. Sie war auch Exportschlager für das sozialistische Ausland.
Der Trainingsanzug war sein Markenzeichen. Die Sendung "Mach mit, mach's nach, mach's besser" wurde 1964 erstmals ausgestrahlt und lieferte bis 1991 genau 333 Folgen. Sie war auch Exportschlager für das sozialistische Ausland.  © picture alliance/zb/Klaus Winkler

Im Westen hingegen wurde der Sport weitgehend den Vereinen überlassen. Die Differenzen wurden dann besonders deutlich, als das DFF nach der Wende die Schulklassen aus Ost und West gegeneinander antreten ließ.

Adi: "Den Auftakt machten die Berliner Stadtbezirke Hohenschönhausen und Kreuzberg, es ging 48 zu vier aus." Auch in der letzten Sendung war Meiningen dem hessischen Bad Hersfeld haushoch überlegen.

Dann wurde "Mach mit, mach's nach, mach's besser" eingestellt, im Westen konnte man noch nichts mit Kinderfernsehen anfangen.

Das sportliche Niveau der heutigen Schüler hat sich allerdings eher dem Westen angeglichen. Vielleicht sind sie besonders flink mit den Fingern auf dem Handy oder der Playstation, doch vielen mangelt es an Eleganz und Dynamik beim Slalom. Selbst eine einfache Rolle vorwärts wird schon zum Problem.

Adi: "Das sah in der Vergangenheit viel besser aus. Kein Wunder, wenn wir nicht mehr auf Medaillenplätzen auftauchen."

"Sieger nicht mehr so wichtig!"

Auch im Auftrag der Dresdner Morgenpost verbreitete Adi schon gute Laune. Beim "Tarzanfest" - heute Leserfest - führte er 2009 auf der Dresdner Cockerwiese eine Polonaise an.
Auch im Auftrag der Dresdner Morgenpost verbreitete Adi schon gute Laune. Beim "Tarzanfest" - heute Leserfest - führte er 2009 auf der Dresdner Cockerwiese eine Polonaise an.  © Carla Arnold

Daher hat der Sportlehrer der Nation seine Ansprüche auch den Gegebenheiten anpassen müssen.

Adi: "Der Sieger der Veranstaltung ist nicht mehr so wichtig. Wir sind heute alle Gewinner, wenn wir uns gemeinsam bewegen, uns für Sport und das Gemeinschaftsgefühl begeistern." Am Ende erhält jedes Kind eine Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme.

Und manchmal wird der rüstige Senior positiv überrascht, wie kürzlich im Vogtland. Einige der aus der Staffel ausgeschiedenen Kinder schnappten sich Hula-Hoop-Reifen und Sprungseile und begannen mit eigenen Wettbewerben.

Adi: "Mir kam es vor, als hätten einige diese Sportgeräte noch nie gesehen. Aber sie waren dabei richtig begeistert." An diesem Tag fuhr er sehr glücklich nach Hause.

Vor zwei Wochen war Gerhard "Adi" Adolph als Moderator beim Spreewald-Marathon gefragt. Und am Himmelfahrtstag in der kommenden Woche wird er ab 13 Uhr das Publikum beim Kinder- und Familienfest am Pöhlberg in Annaberg-Buchholz motivieren.

Mehr Infos unter: mach-mit-mit-adi.de.

Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/zb/Klaus Winkler, Christian Kielmann

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