Angriff mit nassem Handtuch: Papa und Ex-Coach von Lauf-Brüdern muss vor Gericht!
Oslo (Norwegen) - Mit einem offenen Brief haben die Lauf-Brüder Jakob (23), Henrik (33) und Filip Ingebrigtsen (31) im vergangenen Herbst viel Mut bewiesen und für großes Aufsehen gesorgt. Nun erhebt die norwegische Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihren Vater und langjährigen Trainer Gjert (58) wegen des Missbrauchs eines seiner Kinder.
Das berichtete die norwegische Tageszeitung Verdens Gang am Montag. Demnach soll es sich bei dem Opfer aber nicht um einen der drei Mittel- und Langstreckenläufer handeln, sondern um ein jüngeres Familienmitglied. Die Leichtathleten gehören zu insgesamt sieben Geschwistern.
Der 58-Jährige habe die betroffene Person mehrfach verbal beleidigt und zudem einmal mit einem nassen Handtuch geschlagen.
Der Vorfall aus dem Januar 2022 sei auch der Grund dafür gewesen, dass das Läufer-Trio anschließend die sportliche Zusammenarbeit mit dem eigenen Vater beendete.
Fünf weitere Anklagepunkte seien allerdings wieder fallen gelassen worden, ein potenzieller bereits verjährt. Laut NRK wird die Anwältin von vier Ingebrigtsen-Kindern gegen einen abgewiesenen Vorwurf Berufung einlegen.
Die Sportler um den Olympiasieger und zweifachen Weltmeister Jakob hatten im Oktober 2023 in einem Gastbeitrag bei Verdens Gang schwere Vorwürfe gegen ihren Papa erhoben, woraufhin die Polizei Ermittlungen einleitete.
Kinder von Gjert Ingebrigtsen werfen ihm "Gewalt und Drohungen" vor
Sie seien "mit einem Vater aufgewachsen, der sehr aggressiv und kontrollierend war und im Rahmen seiner Erziehung körperliche Gewalt und Drohungen eingesetzt" habe.
Gjert stritt die Anschuldigungen bereits damals ab und sei auch jetzt "mit der der Anklage zugrunde liegenden Darstellung der Ereignisse nicht einverstanden", wie er über seinen Anwalt verlauten ließ. Er wolle sich nicht schuldig bekennen.
Darüber hinaus habe der Fall nun "einen völlig anderen Charakter" als zu Beginn. "Was die eingestellten Verfahren angeht, stimmen wir darin überein, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass Ingebrigtsen etwas Strafbares getan hat", so der Verteidiger weiter.
Die Vertreterin der Klägerseite wies hingegen darauf hin, dass es sich um einen "schwerwiegenden" Fall handele und alle ihre Mandanten von einer harten Erziehung erzählt hätten. Es sei ihnen insbesondere immer darum gegangen, ihren Vater aus ihrem Leben zu verbannen.
Die kompletten Ermittlungsergebnisse und der genaue Inhalt der Anklagen wurden bislang noch nicht veröffentlicht.
Spätestens seit 2016 und einer Reality-Serie im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehören die Ingebrigtsens zu den bekanntesten Familien Norwegens. Erst 2023 wurde Jakob darüber hinaus als Sportler des Jahres ausgezeichnet.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa, Screenshot/Instagram/gjert.arne