Leichtathletik-Skandal weitet sich aus: Schwester von gedopter Läuferin ebenfalls positiv
Rehlingen - Der Doping-Skandal in der deutschen Leichtathletik geht weiter! Nur wenige Wochen nach Mittel- und Langstreckenläuferin Sara Benfares (22) wurde auch ihre kleine Schwester Sofia Benfares (19) positiv auf das Blutdopingmittel EPO getestet.
Es scheint in der Familie zu liegen: Erst vor vier Wochen wurde bekannt, dass Sara Benfares, die Team Saarland für Olympia 2024 angehört hatte, bereits Ende September positiv auf Testosteron und EPO getestet und von der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) suspendiert worden war.
Jetzt gibt es den nächsten Dopingfall in ihrer Familie: Wie die NADA dem Saarländischen Rundfunk bestätigte, wurde auch in einer Probe von Sofia Benfares, ebenfalls aufstrebende Leichtathletin, das verbotene Mittel EPO entdeckt.
Die 19-Jährige war noch im vergangenen Sommer bei den U20-Europameisterschaften in Jerusalem angetreten und hatte über 3000 Meter die Bronzemedaille gewonnen, bei den deutschen Meisterschaften einen Monat zuvor hatte sie über 5000 Meter ebenfalls den dritten Platz belegt, dort sogar als mit Abstand jüngste Starterin im Feld bei den Frauen.
Jetzt allerdings wird auch sie von ihrem Verein, dem LC Rehlingen, wegen des Dopingverdachts suspendiert, die NADA erstattet wie bei Sara auch Strafanzeige und informierte den Deutschen Leichtathletik-Verband.
"Erneut hat sich gezeigt, dass das Kontrollsystem im Kampf gegen Doping funktioniert", teilte der DLV am heutigen Donnerstag mit. Während des laufenden Verfahrens werde es aber keine weiteren Stellungnahmen geben.
Ist bei Sara Benfares Knochenkrebs für die Einnahme verbotener Mittel verantwortlich?
Dass auch Sofia Benfares positiv auf das Dopingmittel getestet wurde, rückt eine mögliche Erklärung für die EPO- und Testosteron-Einnahme von Sara in ein anderes Licht.
Kurz nachdem ihr positiver Test bekannt wurde, erklärte Vater und Trainer Samir Benfares (55) gegenüber dem französischen Portal SPE15, dass seine Tochter an Knochenkrebs leide und die beiden auf der Dopingliste stehenden Mittel Teil der Behandlung seien.
Für die ordnungsgemäße Anmeldung bei der Welt Anti-Doping Agentur (WADA) sei auf Anraten der Ärzte keine Zeit gewesen.
Ein Instagram-Post Saras wenige Tage zuvor schien das zu stützen: Sie veröffentlichte mehrere Bilder, die sie im Krankenhaus, auf Krücken oder mit Verbänden zeigen, dazu schrieb die 22-Jährige: "Das ist seit über einem Jahr mein Alltag."
Sie habe es satt, sich für ihre Behandlungen vor den Behörden zu rechtfertigen und werde sich zunächst zurückziehen.
Doch der positive Dopingtest ihrer kleinen Schwester auf dasselbe Mittel wirft nun ein anderes Licht auf die Methoden der Familie Benfares.
Den Geschwistern drohen als Ersttäterinnen jetzt jeweils Vierjahres-Sperren, für den angezeigten Verstoß gegen das Anti-Doping-Gesetz könnten bei einer Verurteilung eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe auf sie zukommen.
Erstmeldung von 7.19 Uhr, aktualisiert um 11.59 Uhr.
Titelfoto: IMAGO / Beautiful Sports