Deutscher Spitzensport im Sinkflug: Wird der Haushalt jetzt gekürzt?

Berlin - Ausgerechnet nach dem deutschen Desaster bei der Leichtathletik-WM und den Forderungen nach einem größeren Stellenwert des Spitzensports, drohen diesem erhebliche Haushaltskürzungen. Protagonisten laufen Sturm.

Bald ein Bild der Vergangenheit? Die deutschen Bobfahrer um Francesco Friedrich (33, r.) holten 2022 in Peking Gold im Zweier- und Vierer-Bob.
Bald ein Bild der Vergangenheit? Die deutschen Bobfahrer um Francesco Friedrich (33, r.) holten 2022 in Peking Gold im Zweier- und Vierer-Bob.  © Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

Mit einer breiten Allianz aus Athleten, Wissenschaftlern und der Politik haben sich die Institute FES und IAT gegen geplante Millionen-Kürzungen im deutschen Spitzensport positioniert.

Angeführt von den mehrfachen Olympiasiegern Francesco Friedrich (33, Bob) und Ronald Rauhe (41, Kanu) wurde am Montag in Berlin am Sitz des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) nicht nur vor einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Sportler schon bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris gewarnt.

Die Streichung von Finanzmitteln für den Spitzensport habe auch dramatische gesamtgesellschaftliche Konsequenzen.

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"Unser Land, unsere Jugend benötigt Vorbilder. Das sind Sportler, daran orientiert sich die Gesellschaft", sagte Martin Engelhardt (63) als Vorstandsvorsitzender des Vereins IAT/FES.

Als Mediziner erlebe er, was die Reduzierung von sportlicher Aktivität bedeute - gerade durch anfallende Kosten im Gesundheitswesen.

Haushaltspläne sehen Streichungen für Spitzensport und Sportwissenschaft in Millionen-Höhe vor

Michael Nitsch ist neuer Direktor vom Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES).
Michael Nitsch ist neuer Direktor vom Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES).  © Andreas Gora/dpa

Im Bundeshaushalt 2024 von Finanzminister Christian Lindner (44, FDP) sind für den Spitzensport Streichungen um zehn Prozent von rund 303 auf etwa 276 Millionen Euro vorgesehen.

Für die Sportinstitute FES und IAT (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft), die Athleten mit technischem Wissen wie der Trainingsoptimierung oder der Geräteentwicklung unterstützen, sollen mit vier Millionen Euro sogar 19 Prozent des bisherigen Etats wegfallen.

Know-how, gerade in den technisch komplizierten Disziplinen mit Sportgeräten, drohe verloren zu gehen, hieß es. "Wenn wir nicht die Finanzen und Möglichkeiten haben, wird das schwierig", warnte der vierfache Bob-Olympiasieger Friedrich.

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Ohne die Expertise des FES hätte er nicht vier Goldmedaillen gewonnen. "Es macht mich wütend, dass der Sport in der Gesellschaft nicht den Stellenwert hat", sagte der Kanu-Olympiasieger Rauhe.

Hoffnung auf eine Änderung der Pläne machte der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Frank Ullrich (65). "Ich werde mich sehr stark auch bei unseren Haushältern dafür einsetzen, dass wir diese Kürzungen vermeiden", versprach der SPD-Politiker und berichtete von bereits geführten Gesprächen.

Der gesellschaftliche Wert des Sports müsse wieder in den Mittelpunkt gerückt werden, forderte der einstige Weltklasse-Biathlet Ullrich.

Titelfoto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

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