Israel-Minister sauer: Schweizer Fechter sorgen für Hymnen-Eklat
Tallinn (Estland) - Falsch verstandener Protest oder respektlose Aktion? Das Schweizer Team hat bei der Nachwuchs-EM im Fechten für einen Eklat bei der Siegerehrung gesorgt - und nun um Verzeihung gebeten.

Die U23-Auswahl der Alpennation sicherte sich im estnischen Tallinn die Silbermedaille hinter den Gold-Gewinnern aus Israel und vor Italien auf Platz drei.
Auf dem Treppchen zollten die anderen beiden Teams den abgespielten Hymnen anschließend ihren Respekt und drehten sich in Richtung der Flaggen, doch die Schweizer wandten sich bei der israelischen Hymne demonstrativ ab - und lösten so eine Welle der Empörung aus.
"Schande über die Schweizer Mannschaft für ihr respektloses Verhalten", schrieb etwa der israelische Außenminister Gideon Sa'ar (58) auf X. "Ihr wisst nicht, wie man verliert, und habt Euch auf eine Weise verhalten, die Euch selbst und Euer Land blamiert."
Kurz darauf reagierte auch der Schweizer Fechtverband "Swiss Fencing" mit einem ersten Statement. Man habe "kein Verständnis dafür", dass das Team die Siegerehrung für eine "politische Manifestation missbraucht" hat. Derweil hat der Europäische Fechtverband bereits eine offizielle Verwarnung gegen die vier Athleten ausgesprochen.
Gegenüber "NZZ" erklärte "Swiss Fencing"-Boss Max Heinzer mittlerweile, dass die jungen Sportler niemals mit soviel aufgewirbeltem Staub gerechnet hätten und nach ihrer Landung in Zürich am Sonntag "am Boden zerstört" gewesen seien.
Aktion hatte "keinen politischen Hintergrund"

Daher folgte am Montagabend auch die Entschuldigung in einer weiteren, vom Verband veröffentlichten Mitteilung. Es sei viel geschrieben worden - und kaum über die sportliche Leistung. "Das haben wir uns selbst zuzuschreiben. Wir möchten an dieser Stelle unser Handeln erklären und unser Bedauern ausdrücken", so die Nachwuchssportler.
Das Finale sei sehr respektvoll abgelaufen und die Fechter aus der Schweiz hätten dem Goldsieger auch brav die Hände geschüttelt. Bei der Siegerehrung wäre die Gruppe dann aber von den eigenen Emotionen übermannt worden.
"Das hatte keinen politischen Hintergrund und hatte nichts mit einer Missachtung Israels zu tun. Es handelte sich um eine persönliche Geste, entstanden aus unserer Trauer und unserer Empathie mit Blick auf das große menschliche Leid der Zivilbevölkerung, von dem in diesem Konflikt alle Seiten betroffen sind", erklärten die Athleten ihre Beweggründe.
Das Quartett möchte nun aus der Situation lernen. Ob weitere Sanktionen zu vom Verband zu befürchten sind, steht aktuell noch nicht fest.
Titelfoto: Bildmontage: Balazs Czagany/MTI/dpa, Screenshot/X/stairwayto3dom