"Geschrien und geweint": So sehr wurde der SCM vom Magdeburg-Anschlag mitgenommen

Von Thomas Flehmer

Magdeburg - Der Anschlag von Magdeburg wirkt sich auch auf die Handballer vom SCM aus. Ein Spieler war direkt vor Ort, Trainer Wiegert beklagt Verletzte im Bekanntenkreis.

Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hatte für SCM-Trainer Bennet Wiegert (43) nachhaltige Konsequenzen.
Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hatte für SCM-Trainer Bennet Wiegert (43) nachhaltige Konsequenzen.  © Marco Wolf/dpa

Für Bennet Wiegert (43) hat das Attentat von Magdeburg nachhaltige Konsequenzen. "Mich hat dieses Attentat geerdet. Ich rege mich im Handball über so viel Scheiße auf, was im Vergleich dazu Bagatellen sind. Das relativiert sich dann doch", sagte der 43-Jährige der "Sport Bild".

Am 20. Dezember 2024 hatte ein Attentäter mit einer Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtmarkt sechs Menschen getötet und mehr als 300 verletzt.

Magdeburgs Spieler Antonio Serradilla (26) war dabei einen Meter von dem Auto des Attentäters entfernt gewesen. Wiegert habe den Spanier sofort angerufen, der "nur geschrien und geweint" habe.

HCE winkt Vereinsrekord! "Brennen auf zwei Punkte"
HC Elbflorenz HCE winkt Vereinsrekord! "Brennen auf zwei Punkte"

Er selbst hatte in der WhatsApp-Gruppe der Mannschaft gebeten, dass sich jeder Spieler bei ihm melden solle.

Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt: SCM-Serradilla war vor Ort!

Der 50-jährige Attentäter Taleb A. war am 20. Dezember mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren.
Der 50-jährige Attentäter Taleb A. war am 20. Dezember mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren.  © Hendrik Schmidt/dpa

Trotz des Vorfalls war der SCM-Trainer darauf bedacht, die zwei Tage später angesetzte Partie gegen den ThSV Eisenach durchzuziehen.

"Ich wollte mich von einem Anschlag nicht beeinträchtigen oder nötigen lassen, dem Verbrechen keine Kraft geben", sagte Wiegert, "das war ein Fehler".

Dem Trainer wurden immer mehr Bilder aufs Handy geschickt, sodass er bald den Eindruck hatte, "dass man dabei war, ohne dabei gewesen zu sein". Zumal sich auch Bekannte der Familie Wiegert unter den Verletzten befanden.

Und auch beim Mannschaftstraining am Tag danach war seine erste Entscheidung schnell hinfällig. Nach zehn Sekunden war dem Trainer klar: "Hier spielt keiner mehr. Die Verunsicherung und die Sorgen waren förmlich zu greifen."

Die anstehenden zwei Spiele wurden verschoben und die Mannschaft stellte am 22. Dezember Kerzen an der Johanneskirche auf. "Das hat mit uns als Mannschaft noch etwas gemacht."

Titelfoto: Marco Wolf/dpa

Mehr zum Thema SC Magdeburg: