HCE-Boss Uwe Saegeling nach Katastrophen-Saison: "Es fühlt sich an wie ein verlorenes Jahr"
Dresden - Die sechste Zweitliga-Saison des HC Elbflorenz ist Geschichte. Die Mannschaft kam auf einem enttäuschenden 16. Platz ins Ziel, konnte zum Abschluss aber einen 32:31-Heimsieg gegen Meister und Bundesliga-Aufsteiger Balingen-Weilstetten feiern. TAG24 sprach mit HCE-Präsident Uwe Saegeling (57) über das zurückliegende Spieljahr.
TAG24: Was ging Ihnen beim Finale in der BallsportARENA durch den Kopf?
Saegeling: "Die ganze Saison. Einerseits bin ich froh, dass wir einen Haken ranmachen können, dass der allerschlimmste Fall nicht eingetreten ist. Ansonsten fühlt es sich an wie ein verlorenes Jahr."
TAG24: Nach dem Saison-Halali wurden sechs Spieler verabschiedet. Nicht verabschiedet wurden Rene Zobel und Michael Schulz (beide 27). Die standen nach der 27:33-Heimpleite gegen Großwallstadt nie mehr im Kader. Vom Verein gab es dazu auch auf Nachfrage keine Erklärung ...
Saegeling: "Über die Gründe, warum beide nicht mehr im Kader standen, haben wir uns geeinigt, dass sie intern bleiben. Daran ändert sich nichts. Beide Verträge laufen zum Saisonende aus. Sie werden von unserer Seite aus voll erfüllt. Nicht jeder Spieler, den wir in den letzten zwei, drei Jahren geholt haben, ist bei uns angekommen, hat dann auch zu uns gepasst."
HCE-Boss Saegeling: Haben kein Team geformt, das mit dem Herzen dabei ist!
TAG24: Zurück zur Saison. Sie wollten oben angreifen, mindestens Platz vier war das Ziel. Der HCE ist aber nur 16. geworden. Das ist die schlechteste Platzierung in sechs Jahren 2. Liga. Der Klassenerhalt wurde erst am drittletzten Spieltag geschafft. Wo sehen Sie die Gründe?
Saegeling: "Wir haben geglaubt, eine Mannschaft zusammenzuhaben mit viel Klasse. Die Summe der Einzelpotenziale ist gut. Aber wir haben es alle zusammen nicht geschafft, aus guten Einzelspielern ein Team zu bilden, das mit dem Herzen dabei ist.
Man merkt das immer, wenn es nicht gut läuft. Das müssen wir uns vorwerfen lassen. Es fehlte die Konstanz über die Saison. Es war obendrein eine Seuchensaison mit vielen Verletzungen und Krankheiten, wie ich es noch nicht erlebt habe. Aber wir müssen auch hinterfragen: Was passiert warum? Das spielt alles eine Rolle.
Ein ganz wichtiger Punkt war auch, dass wir nicht mehr Kay Blasczyk als Co-Trainer hatten. Der war Bindeglied zwischen Mannschaft und Cheftrainer, war Spielerversteher."
Trotz schlechtester Zweitligasaison: Saegeling will Trainer Rico Göde keinen Vorwurf machen
TAG24: Was hat Cheftrainer Rico Göde (41) mit seinem Team falsch gemacht?
Saegeling: "Sie müssen dafür sorgen, dass die Spieler fit, gesund und heiß auf jedes Spiel sind. Und dann ist eben ihre Aufgabe, aus guten Einzelspielern ein starkes Team zu schmieden. Aber das ist am Ende auch kein Vorwurf an Rico.
Er ist ein junger Trainer. Wir haben mit ihm viel Gutes erlebt und ich bin nach wie vor der Meinung, dass es richtig ist, dass wir über die Saison an ihm festgehalten haben. Rico wird künftig als sportlicher Leiter nicht nur für die erste Mannschaft, sondern für den Gesamtverein verantwortlich sein."
TAG24: Sie hatten in dieser Saison deutlich mehr Zuschauer erwartet. Wie schlägt sich das finanziell nieder?
Saegeling: "Neben den Leistungen der Mannschaft ist das auch eine Nachwirkung aus Corona-Zeiten. Für manchen ist es schick geworden, sich Spiele daheim im Livestream anzusehen. Die geringere Zuschauerzahl hat kein großes Loch gerissen. Wir haben das über Sponsoren ausgleichen können. Wir sind finanziell stabil."
TAG24: Ab Juli übernimmt der ehemalige DHfK-Trainer André Haber (36) die Aufgabe des HCE-Chefcoachs. Was erwarten Sie von ihm?
Saegeling: "Andre weiß genau, was er will. Er ist ein erfahrener, ein ehrgeiziger Trainer. Er will Leistung sehen, will nach vorne. Dadurch, dass wir ihn schon frühzeitig verpflichten konnten, hat er an der neuen Mannschaft natürlich mitgearbeitet. Ich traue ihm zu, dass er es schafft, ein schlagkräftiges Team mit Herz zu formen."
Titelfoto: Lutz Hentschel