HC Elbflorenz: Diesen großen Wunsch hat der Dresdner Handball-Coach
Dresden - Die ersten drei Pflichtspiele sind gespielt, im DHB-Pokal und in der HBL 2. Für den HC Elbflorenz soll es in dieser Saison mindestens mal wieder Platz vier, gern aber noch viel mehr sein.
Im TAG24-Interview ordnet Coach André Haber die Vorbereitung und die neue Saison ein.
TAG24: Herr Haber, mit welchen sportlichen Zielen gehen Sie in die Saison? Jedes Spiel gewinnen und dann aufsteigen?
André Haber: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Zweitligist in ein Heim- oder auch Auswärtsspiel geht und hofft, dass es heute nicht so hoch wird. Ich gehe schon davon aus, dass jeder jedes Spiel gewinnen will und die Liga zeigt das auch. In Deutschland zeichnet diese beiden Ligen aus, dass der Tabellenletzte den Tabellenführer schlagen kann. Sicherlich nicht in zehn Spielen zehnmal, aber vielleicht in einem von zehn Spielen. Und das macht es auch so spannend.
Ich bin hierhergekommen und habe gesagt, ich möchte, dass Dresden zu einer Spitzenmannschaft wird, weil ich das Potenzial hier sehe, weil ich daran glaube, weil ich den Kader sehe, weil ich die Jungs sehe und auch sehe, wie wir mittlerweile miteinander umgehen. Und ich glaube, dass sich in der Mannschaft mittlerweile so ein Band entwickelt hat, was nur schwer von anderen zu zerreißen ist. Und dann glaube ich, dass wir eine sehr gute Saison spielen können. Wir waren vergangene Saison am Ende wegen eines Tores auf Platz vier, ansonsten wäre es Platz fünf oder vielleicht sogar Platz sechs geworden.
Was ich damit sagen will: Es ist super eng. Ich möchte an die Leistung der vergangenen Saison anknüpfen, sodass wir wieder in diese Tabellenregion vorstoßen können."
So schätzt André Haber die Konkurrenz ein
TAG24: Wie schätzen Sie die Konkurrenz ein?
Haber: "Das ist sehr schwer einzuschätzen. Die beiden Absteiger HBW Balingen-Weilstetten und Bergischer HC haben eine Historie, die sich nicht nur auf ein Jahr Bundesliga beschränkt. Und die beiden Aufsteiger HSG Konstanz und TuS Ferndorf haben sich insgesamt gegen 62 andere Mannschaften durchgesetzt. Die haben sich den Aufstieg definitiv verdient. Deshalb wird die Liga nichts an ihrer Ausgeglichenheit einbüßen."
TAG24: Gibt es ein Team, das sich vorzeitig vom Rest absetzen kann?
Haber: "Ich weiß nicht, ob eine Mannschaft wirklich das Potenzial hat, da vorneweg zu rennen. Das fällt mir schwer, das zu sehen. Die Liga zeigt, wie schwer es ist, anzukommen. Hamm hat den Wiederaufstieg vergangene Saison verpasst, Minden hat nach 20 Spieltagen auf einem Abstiegsplatz gestanden. Das ist alles andere als eine einfache Liga, das weiß auch jeder Absteiger. Da kommt keiner und sagt: 'Wir dominieren.'"
TAG24: Ist das Auftaktprogramm bereits ein richtiger Gradmesser?
Haber: "Ich könnte mir kein Auftaktprogramm vorstellen, von dem ich behaupten würde, es wäre leicht. Wir haben beim DHB-Pokal in Konstanz gegen einen Aufsteiger gesehen, wie schwer das ist. Wir haben gegenüber ein oder zwei Mannschaften den Vorteil, dass wir eingespielt sind. Das bisschen mehr Kontinuität ist ein kleiner Vorteil."
Diese Spieler sieht André Haber in der Verantwortung
TAG24: Vergangene Saison wollten Sie mehr Zuschauer in die Halle holen. Sicherlich auch in diesem Jahr?
Haber: "So konkret habe ich das nicht festgelegt, ich möchte aber, dass das hier weitergeht. Ich möchte, dass der Zug HC Elbflorenz mit seinen Zuschauern richtig ins Rollen kommt. Wir waren letzte Saison mit 100 Leuten in Aue und mein Wunsch wäre, wenn wir woanders auch noch einmal mit 100 Leuten unterwegs sind. Genauso will ich bei uns die Halle so oft wie möglich voll haben. Wir hatten sie vergangene Saison erstmals in der Vereinsgeschichte zweimal hintereinander ausverkauft, viermal insgesamt. Gern diese Saison sechs-, sieben- oder achtmal. Weil wir guten Handball spielen, weil wir eine schöne Halle haben und es Spaß macht bei uns."
TAG24: Welche Spieler sehen Sie in einer Führungsrolle?
Haber: "Im Angriff sind die beiden, die den Hut aufhaben, Sebastian Greß und Ivar Stavast. In der Abwehr sind es die beiden, die auch schon in der vergangenen Saison im Innenblock standen - Oliver Seidler und Doruk Pehlivan. Aber das weiß tatsächlich auch jeder, der sich zehn Minuten eines Spiels von uns angeschaut hat. Damit verrate ich jetzt keine großen Interna. Wir haben die Last auf mehrere Schultern verteilt und so verstehe ich Führung. Es ist schlecht, wenn das immer nur einer allein macht. Ich bin total glücklich, wenn meine Ideen auch von den Jungs, die im Mannschaftsrat sind, weitergetragen werden und dann auch die gesamte Mannschaft dafür einsteht."
TAG24: Es braucht also ohnehin jeden?
Haber: "Es gibt eine Idee, die entwickeln Fabian Bergers-Metzner und ich, die verteidigen wir auch, das ist unsere Aufgabe. Wenn sich jemand nicht an die Idee hält oder zu sehr aus der Idee ausbricht, wenn jemand alternative Wege sucht, das können wir nicht zulassen. Eine Mannschaft ist in meinen Augen am stärksten, wenn sie gemeinsam in eine Richtung geht. Und dass da mal jemand eingefangen werden muss, weil er traurig ist, weil er enttäuscht ist über weniger Spielzeit, vielleicht auch weil er die letzten fünf Spiele super gespielt hat und jetzt denkt, er könne ein paar Prozent weniger geben.
Das ist schon auch die Aufgabe von allen. Vorrangig natürlich von Fabian und mir, aber auch von der Mannschaft. Zu gucken, wen müssen wir uns mal wieder etwas mehr reinholen, um wen müssen wir uns vielleicht mal etwas mehr kümmern, wen lassen wir genau so weiterlaufen, wie er es gerade tut, weil er es so gut macht.
So verstehe ich eine Mannschaft und dann ist man auch am stärksten. Und das Potenzial auf eine solche Struktur, das sehe ich bei unseren Spielern."
Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/Hartmut Bösener, Matthias Rietschel