Mit 49 Jahren! Deutsche Handball-Legende feiert Erstliga-Comeback
Bozen (Italien) - Das kommt überraschend! Der deutsche Welt- und Europameister Henning Fritz kann die Torwarthandschuhe wohl einfach nicht am Nagel hängen lassen. Nun kehrt er über eine Dekade nach seinem eigentlichen Karriereende erneut zwischen die Pfosten zurück - im stolzen Alter von 49 Jahren.
Die Handball-Legende heuert beim italienischen Erstligisten SSV Bozen an, wie der Serie-A-Vertreter kurz nach Weihnachten in den sozialen Netzwerken und auf seiner Homepage bekannt gab.
In Südtirol soll er den designierten Stammkeeper Christophoros Nungovitch (34) vertreten, der vom 17. bis 27. Januar mit der Demokratische Republik Kongo bei der Afrikameisterschaft antritt.
Zwar konnte der fünfmalige italienischer Meister die in diese Zeitspanne fallenden Ligapartien gegen Meran und Cingoli noch verlegen lassen, nicht aber die Begegnung am 13. Januar in Conversano.
Für den Tabellenvierten ist Duell beim fünftplatzierten Nachbarn jedoch von großer Bedeutung, immerhin qualifizieren sich nur die besten vier Mannschaften für die Play-offs um den Titel. Daher habe man kurzerhand "einen der besten Torhüter in der Geschichte des europäischen und weltweiten Handballs" verpflichtet, wie es in der Erklärung des Vereins heißt.
Ob Fritz tatsächlich nur für das eine Spiel eingeplant ist oder dem Klub doch länger zur Verfügung stehen wird, verriet der SSV zunächst nicht.
Henning Fritz fühlt sich immer noch fit
Ohnehin sei die späte Rückkehr des Schlussmannes mit reichlich Überzeugungsarbeit verbunden gewesen.
"Die Anfrage kam, und ich hatte sie schon abgelehnt. Aufgrund der Umstände, aufgrund meines Alters und der Tatsache, dass ich ja jahrelang nicht mehr im Tor stand", beschrieb der gebürtige Magdeburger das Zustandekommen gegenüber dem SID selbst.
Letztlich habe er sich aber breitschlagen lassen: "Der Verein war aber sehr hartnäckig, sie haben immer wieder nachgefragt - dann habe ich gesagt, die Not scheint wohl sehr groß zu sein."
"Grundsätzlich fit" fühle sich der 49-Jährige noch immer und es sei ja auch nicht so wichtig, wie hoch er das Bein am Ende wirklich noch bekommt. Ob die Bozen-Fans das genauso sehen, sei dahingestellt. Bei dem Lebenslauf kann man als Verein aber schon mal ein Auge zudrücken.
Mit der deutschen Nationalmannschaft gewann Fritz 2004 die Europameisterschaft und wurde als erster Torhüter überhaupt zum Welthandballer gekürt. 2007 folgte der sensationelle WM-Erfolg im eigenen Land, mit dem THW Kiel gewann er im selben Jahr auch noch die Champions League.
Zudem wurde er viermal Deutscher Meister und zweimal EHF-Pokalsieger, ehe er seine Karriere 2012 bei den Rhein-Neckar-Löwen beendete.
Allerdings handelt es sich nicht um das erste Überraschungs-Comeback der Keeper-Ikone. Im Mai 2021 sprang er bei der SG Flensburg-Handewitt für den verletzten Benjamin Burić (33) ein und stellte sich bis zum Saisonende in den Kasten.
Titelfoto: Oliver Berg dpa/lnw +++(c) dpa