Vor dem Endspiel um Olympia: Unser Handball-Star zerlegt sich selbst!
Köln - Eine Halbzeit lang hatten die deutschen Handballer den Weltmeister aus Dänemark bei der Heim-EM fest im Griff. Im zweiten Abschnitt platzte der Traum vom großen Finale in der Lanxess Arena in Köln.
Weil sich im Endspiel nun Dänemark und Frankreich gegenüberstehen, die beide schon für die Olympischen Sommerspiele in Paris qualifiziert sind, haben die Deutschen am Sonntag um 15 Uhr (live in der ARD) im Spiel um Platz drei das Endspiel um das Ticket nach Paris gegen Schweden vor der Brust.
Fast wäre es nicht zu dem Duell gekommen, denn der Verband des Gegners legte nach dem Last-Minute-Ausgleich im eigenen Halbfinale gegen Frankreich Protest ein. Der Freiwurf sei nicht korrekt ausgeführt wurden. Der Einspruch wurde am Samstag aber abgeschmettert.
Viel mehr als mit dem Gegner beschäftigten sich die Deutschen trotz einer furiosen ersten Halbzeit mit ihrer eigenen Leistung.
Allen voran Deutschlands Spielmacher Juri Knorr (23). "Nach der ersten Halbzeit hatte ich ein super Gefühl und ich werfe mir einfach gerade vor, dass ich in einem der größten Spiele meiner Karriere, in dem ich Spaß haben möchte, es genieße möchte, alles reinhauen möchte, dass ich das in der zweiten Halbzeit nicht gemacht habe. Ich habe nicht alles auf der Platte gelassen, das werfe ich mir gerade vor", erklärte ein sichtlich niedergeschlagener Knorr nach dem Halbfinale.
Handball-EM: Alfred Gislason muss bis Sonntag Spielmacher Juri Knorr wieder aufbauen
Auch nachdem der noch so junge Spielmacher eine Nacht drüber geschlafen hatte, fiel sein Fazit nicht milder aus.
"Es ist enttäuschend, wenn man am nächsten Morgen aufwacht und sich denkt, es war mehr drin. Ich hatte mehr von mir erwartet, dass ich mehr Verantwortung übernehme, mein Herz auf der Platte lasse und alles reinhaue", sagte er auf einer Pressekonferenz.
Rückendeckung erhielt er allerdings von Trainer Alfred Gislason (64), der natürlich auch weiß, dass er seinen wichtigsten Mann für das Angriffsspiel bis Sonntag 15 Uhr ganz schnell aufbauen muss - vor allem mental.
"Klar hätte er es besser machen können. Aber ich habe ihm nicht viel vorzuwerfen", so der Coach.
Knorr selbst erhielt im Hotel noch kurz Besuch von einer Freundin Friederike Zydorek. Sie versuchte ihn zu trösten, anschließend habe er sich mit dem "Handy betäubt" und gelesen, bis ihm auf Augen zufielen.
Hoffentlich gelingt es Gislason, seinen Schlüsselspieler bis Sonntag wieder aufzubauen, wenn das Endspiel um die direkte Olympia-Qualifikation ansteht.
Titelfoto: Tom Weller/dpa