Nach mauer erster Halbzeit: Deutsche Handballer nutzen Schützenhilfe
Köln - In der Kölner Lanxess Arena sah das Publikum ein packendes Spiel zwischen Deutschland und Ungarn. Die Heimmannschaft siegte verdient mit 35:28 und hat es nun selbst in der Hand, im letzten Gruppenspiel gegen Kroatien am Mittwoch ins Halbfinale der Heim-EM einzuziehen.
Die Ausgangslage war trotz der Enttäuschung gegen Österreich am Samstag gut, denn Frankreich hatte am Montagnachmittag zuvor Österreich besiegt, sodass Deutschland mit einem Sieg auf Platz zwei der Hauptrunde springen könnte.
Kai Häfner (34) übernahm direkt Verantwortung und brachte das DHB-Team nach 39 Sekunden in Führung.
Was folgte, war ein hektischer, aber hochklassiger Schlagabtausch beider Seiten, bei dem die Torhüter stets in die Röhre guckten. Paraden waren zunächst kaum zu sehen.
Der deutsche Star-Keeper Andreas Wolff (32) machte deshalb nach 20 Minuten für den jungen Wilden David Späth (21) Platz, der sofort spektakulär parierte und wie gewohnt das Publikum anzündete.
Die Euphorie sprang jedoch nicht vollständig auf das DHB-Team über. Glücklicherweise leisteten sich aber auch die Ungarn viele kleine Flüchtigkeitsfehler, sodass letztlich eine schmeichelhafte 18:17 Pausenführung möglich war.
Eine ganz andere Mannschaft in weißen Trikots sah Trainer Alfred Gíslason (64) dann in der zweiten Hälfte.
Während Juri Knorr (23) sich mit Abschlüssen in der ersten Hälfte zurückhielt, sorgte der DHB-Star schnell persönlich für die erste Drei-Tore-Führung im Spiel.
Julian Köster wird zu Recht Mann des Spiels
Ungarns Trainer Chema Rodriguez Vaquero (44) fühlte sich bereits nach drei Minuten in der zweiten Hälfte zu einer Auszeit genötigt, aber diese brachte ihm keine Ruhe.
Auch, weil Wolff im Kasten zu alter Stärke zurückfand und den Gegner auf Distanz hielt.
Doch auch wenn das Wegziehen der Deutschen eindrucksvoll war, war nicht alles Gold, was glänzt.
Juri Knorr lief nach einem verwandelten Siebenmeter durch den Mittelkreis und verhinderte ein schnelles Anspiel der Ungarn. Verboten! Zwei Minuten Zeitstrafe. Solche Bagatellen dürfen auf diesem Niveau einfach nicht passieren.
Genauso in der 42. Minute, als der 23-Jährige vom Mittelkreis das leere Tor nicht traf. Eine Minute später ließ Johannes Golla (26) eine hundertprozentige Chance liegen. Trotz einer stabilen drei- bis vier-Tore-Führung dachte man als Zuschauer: Wird das bestraft?
Doch die Deutschen standen hinten gut und zusammen mit der "Krake" Wolff konnte die Führung auf schlussendlich sieben Toren ausgebaut werden, auch weil die Magyaren immer unsicherer wurden und den Druck auf ihren Schultern gepaart mit der Kölner Stimmung nicht standhielten.
Besonders betont werden muss aber die Leistung von Julian Köster (23). Der Zwei-Meter-Mann vom VfL Gummersbach war auf der Platte überall zu sehen. Mit acht Treffern wurde der 23-Jährige zu Recht Mann des Spiels.
Letztlich ist der Sieg verdient, doch den deutschen Handball-Stars muss klar sein: Der Weltmeister von 2019, Kroatien, der für das Halbfinale bestenfalls auch besiegt werden sollte, wird sich anders präsentieren als sein Nachbar.
Auch, weil die Kroatien bereits ausgeschieden sind: Die Jungs haben nichts zu verlieren.
Titelfoto: INA FASSBENDER / AFP