Radprofi Gino Mäder (†26) gestorben: In dieser Kurve passierte die Tragödie
La Punt (Schweiz) - Nach dem schweren Unfall bei der "Tour de Suisse", der zum Tod des Radprofis Gino Mäder (†26) führte, ist noch immer unklar, wie das Drama genau passierte. Die Tour versucht derweil irgendeine Art von Normalität wieder herzustellen.
Der genaue Unfallhergang ist noch immer nicht geklärt. Die Untersuchungen laufen. Zu dem Unglück gibt es keinerlei Videoaufzeichnungen.
Lediglich kurz vor dem Crash fuhr ein Kamera-Motorrad dem führenden und späteren Gewinner des Rennens Juan Ayuso (20, UAE Team Emirates) hinterher.
In der Unfall-Kurve kam der Spanier zwar gut durch. Es ist jedoch zu erahnen, dass die Kurve hinten raus doch noch mal enger und schärfer wird, als man vorher vielleicht vermutet.
Dies zeigt ein Twitter-Video, das seither von einem trauernden Radsport-Fan geteilt wurde.
Arzt berichtet vom schrecklichen Anblick: "Hier ist etwas Schlimmes passiert"
Die Schweizer Zeitung Blick interviewte den Tour-Arzt und Ersthelfer, Dr. Roland Kretsch, der von der dramatischen Situation vor Ort berichtete.
"Wir wurden von Kommissaren und Zuschauern angehalten, um zum Unfall zu gehen", gab der Arzt an. Innerhalb von ein bis zwei Minuten nach dem Unfall war somit Hilfe vor Ort.
"Ich habe sofort zu meinem Chauffeur gesagt: 'Bitte die Luftrettung organisieren!'", denn der Sturz war so tief, dass der Mediziner die Verletzten von oben gar nicht sehen konnte. "Hier ist etwas Schlimmes passiert", war ihm klar.
Unten angelangt fand er den ebenfalls verunfallten Magnus Sheffield (21, INEOS Grenadiers) vor. Der US-Amerikaner "zitterte am ganzen Leib". Gino Mäder fand er in einem Ausguss einer Drainage des Berges wieder. "Regungslos und pulslos."
Mehr als 25 Minuten wurde der Schweizer reanimiert, zunächst auch mit Erfolg. Der Puls konnte zurückgeholt und der Radprofi transportfähig gemacht werden. Gino war jedoch stets bewusstlos, auch als der Puls wieder da war.
Ein Hubschrauber brachte ihn in eine Klinik, wo der 26-Jährige aber am Morgen nach dem Unfall seinen Verletzungen erlag. Magnus Sheffield wurde mit Prellungen und einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht und am Sonntag entlassen, wie sein Team auf Twitter mitteilte.
So ging es bei der "Tour de Suisse" weiter
Am Freitag wurde die sechste Etappe auf 30 Kilometer gekürzt und in eine sehr berührende Erinnerungsfahrt verwandelt.
Bahrain Victorious, das Team von Gino Mäder, stand dabei natürlich im Fokus und fuhr in einem bewegenden Moment geschlossen vor dem Fahrerfeld über die Ziellinie.
Auch die siebte Etappe am Samstag war keine normale. Nachdem sich drei Teams komplett aus dem Rennen zurückgezogen hatten (Bahrain Victorious, Intermarché-Circus-Wanty und Tudor), sprachen sich offenbar alle restlichen Fahrer ab und fuhren bis 25 Kilometer vor dem Ziel geschlossen. Erst dann wurde das Rennen eröffnet.
Der Weltmeister Remco Evenepoel (23) persönlich holte sich den Sieg und widmete ihn natürlich Gino. Der Belgier zeigte während der Zieldurchfahrt immer wieder in den Himmel.
Am Sonntag fand mit einem Einzelzeitfahren die letzte Etappe der diesjährigen Tour de Suisse statt. Der Gesamtführende Däne Mattias Skjelmose (32) konnte dabei knapp das gelbe Trikot verteidigen.
Zweiter im Gesamtklassement wurde mit nur neun Sekunden Abstand der Spanier Juan Ayuso, der dafür das Zeitfahren vor Remco Evenepoel für sich entscheiden konnte.
Titelfoto: Bildmontage: Fabrice COFFRINI / AFP, ARND WIEGMANN / AFP