Warum zwei Berliner Oberliga-Klubs in der Winterpause acht Spieler tauschten!
Berlin - Es war die wohl kurioseste Personalrochade in der Geschichte der NOFV-Oberliga! Insgesamt acht Spieler wechselten in der Winterpause zwischen den beiden Berliner Klubs Blau Weiß 90 Berlin und Tasmania Berlin hin und her. Dieser massive Personalwechsel hatte einen triftigen Grund.
Rico Steinhauer (29), Mike Brömer (25), Enes Akyol (24), Fynn Rocktäschel (24) schnürten im Dezember allesamt noch für Blau Weiß 1890 Berlin die Schuhe. Am 28. Januar dann der Rollentausch - alle vier laufen zum Rückrundenstart im Trikot von Tasmania Berlin auf.
Der Grund: Stallorder! Diesen Vorgang, den man sonst nur aus der Formel 1 oder im Fußballkosmos höchstens aus dem RB-Imperium kennt, ist diesen Winter auch im Berliner Fußball an der Tagesordnung.
Denn aus zwei wird eins! Ab der kommenden Saison machen beide Klubs gemeinsame Sache. Wichtig ist dabei zu erwähnen: Es handelt sich nicht um eine Fusion, sondern um eine Kooperation, über die die Mitglieder beider Vereine im Spätherbst positiv beschieden hatten.
Und die Kooperation sieht folgendermaßen aus: Tasmania Berlin tritt nächste Saison wie gehabt in der Oberliga-Nord an, sofern sie denn den Klassenerhalt schaffen. Aktuell kleben sie auf dem drittletzten Tabellenplatz. Darum kam von Blau Weiß 90 Verstärkung, die vier genannten Neuen zählen in der Liga zu den Topspielern.
Im Gegenzug wechselten vier "entwicklungsfähige Spieler" von Tasmania zu Blau Weiß 90. Der Klub zieht sich im Sommer in die sechstklassige Berlin-Liga zurück. Freiwillig. Trotz eines Platzes im oberen Tabellendrittel.
Da stellt sich die Frage: Warum lässt sich Blau Weiß 90, das Team von Trainer und Ex-Union-Profi Marco Gebhardt (50), auf diese Nummer ein?
Blau Weiß 90 Berlin bildet nächste Saison die U23-Mannschaft von Tasmania Berlin in der Berlin-Liga
Problematisch sind die Vereinsstrukturen von Blau Weiß 90. Denn der NOFV als zuständige Verband schreibt in der Spielordnung Regional- und Oberligisten vor, im Sinne der Ausbildung in mindestens vier Altersklassen Nachwuchsteams zu stellen.
"Vier Jahre kämpfen wir hier jetzt mit den Auflagen des NOFV für die Oberliga, vor allem damit, einen Jugendunterbau vorzuweisen, den wir so nicht haben", begründete Blau-Weiß-Vereinspräsident Michael Meister gegenüber der FuWo den geordneten Rückzug.
Damit die Auflagen in dieser Spielzeit erfüllt werden konnten, stellte der Klub ein Provisorium einer A-Jugend zusammen, die regelmäßig haushoch auf den Deckel bekommt oder gar nicht mehr zu den Spielen antritt. Wenig zielführend.
Als zweites Problem stellte sich die mangelnde Stadioninfrastruktur in Berlin Mariendorf heraus. Ein Killer im Hinblick auf die Regionalliga-Ambitionen: "Weiter perspektivlos in der Oberliga zu spielen und gegen Wände zu rennen macht keinen Sinn", so Meister im rbb.
Dennoch kommt es speziell für die Fans einer Kapitulation gleich, Meister sieht das anders: "Tasmania hat eine Top-Jugend und die bessere Infrastruktur, aber nicht den starken Oberliga-Kader, bei uns ist es genau umgekehrt." Ab Sommer werden alle Akteure de facto bei Tasmania unter Vertrag stehen und bis zu 20 U23-Spieler an Blau Weiß 90 ausgeliehen.
Zunächst einmal muss dafür aber Tasmania den Klassenerhalt schaffen, bisher wurden trotz der hochkarätigen Neuzugänge nur zwei Remis gegen den Abstieg eingefahren. Aber am Sonntag stehen die Chancen gut: Es geht gegen Blau Weiß 90.
Titelfoto: Fotomontage: Wikipedia, SV Tasmania Berlin