Prügelei im Stadion: Prozess gegen Ultras abgelehnt, Justiz kritisiert Polizei!

Bremen - Juristische Zeitverschwendung? Im November 2019 war es während eines Bundesligaspiels im Bremer Weserstadion zu einer Schlägerei gekommen, anschließend wurden sechs Werder-Ultras angezeigt. Nun hat das zuständige Amtsgericht einen Schlussstrich gezogen und dabei das Vorgehen der Polizei moniert.

Eine Auseinandersetzung in der Werder-Fankurve mündete in Anklagen, die inzwischen aber verworfen wurden.
Eine Auseinandersetzung in der Werder-Fankurve mündete in Anklagen, die inzwischen aber verworfen wurden.  © Carmen Jaspersen/dpa

Beim 2:2-Unentschieden des SV Werder Bremen gegen den SC Freiburg in der Saison 2019/20 sollen sechs Anhänger der Grün-Weißen, die der Ultra-Szene zugeordnet werden können, einen 39-jährigen Mann in der Ostkurve verprügelt haben, wie die Polizei damals in einer Pressemitteilung vermeldete.

Von dem Zwischenfall gab es sogar Videoaufnahmen, weshalb die Staatsanwaltschaft auf Hinweis der Beamten zügig Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung erhob.

Wie der Weser-Kurier berichtet, lehnte das Amtsgericht die Eröffnung des Verfahrens jetzt allerdings ab. Der Grund für die richterliche Entscheidung war dabei durchaus kurios.

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Auf den vorliegenden Bildern sei nämlich eindeutig zu erkennen, dass die erste Attacke nicht von der Gruppe, sondern von dem 39-Jährigen ausging.

"Weshalb die Polizei in ihrer Videoauswertung diesen ersten Schlag nicht erwähnt, obwohl er auf beiden Videos deutlich zu sehen ist, erschließt sich nicht", hieß es in dem Statement des Gerichts.

Die Staatsanwaltschaft hat sich auf die Auswertung der Polizei verlassen

2019 war es im Bremer Weserstadion zu einer Prügelei gekommen.
2019 war es im Bremer Weserstadion zu einer Prügelei gekommen.  © Carmen Jaspersen/dpa

Laut der verantwortlichen Richterin hätten die Beschuldigten darüber hinaus sogar versucht, die Rauferei zu schlichten.

Trotzdem kam es schließlich zur Anklage. "Wir haben uns auf die Auswertung der Polizei verlassen", begründete Pressesprecher Frank Passade das Vorgehen der Staatsanwaltschaft gegenüber dem Weser-Kurier.

Zudem betonte er, dass das Kontrollieren der weitergeleiteten Aufnahmen ohnehin nicht zum üblichen Vorgehen der Ermittlungsbehörde gehöre.

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Auch die Grün-Weiße Hilfe, die Werder-Fans vor allem in juristischen Belangen unterstützt, äußerte sich inzwischen zur Thematik und bemängelte den "blinden Verfolgungseifer" der Polizei und Staatsanwaltschaft.

Das vermeintliche Opfer sei "stark alkoholisiert" gewesen, habe "diverse Leute angepöbelt" und sich "wie die Axt im Walde" benommen.

Die Staatsorgane würden des Weiteren mit "zweierlei Maß" messen, wenn es um Konflikte im Stadion geht, während derartige Auseinandersetzungen an "irgendeinem anderen Ort" nicht in einer Anzeige enden würden.

Titelfoto: Carmen Jaspersen/dpa

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