Vom Kult-Helden zur Persona non grata: Tim Wiese zieht gegen Werder vor Gericht!
Bremen - Ganze 266 Spiele hat Tim Wiese (41) für den SV Werder Bremen absolviert, 2009 stand er beim DFB-Pokalsieg - dem letzten großen Triumph der Grün-Weißen - zwischen den Pfosten. Das Tischtuch scheint mittlerweile aber längst zerschnitten, nun zerrt er seinen ehemaligen Arbeitgeber tatsächlich vor Gericht.
Der Fall um das Stadionverbot des früheren DFB-Keepers wird am 20. November ab 9.15 Uhr vor dem Bremer Landgericht verhandelt, wie Wieses Anwalt Heiko Klatt unter anderem gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
Seinen Anfang hatte der Justizstreit beim Bundesliga-Heimspiel im März gegen Bayer 04 Leverkusen genommen. Der 41-jährige Ex-Profi soll eine Catering-Mitarbeiterin des Weserstadions laut einem Bericht der Bild-Zeitung angeblich "in einer die Menschenwürde verletzenden Weise" beleidigt haben.
In der Folge verhängten die Hanseaten ein bis zum 31. Dezember dieses Jahres gültiges Stadionverbot gegen ihren früheren Kult-Torwart.
Wiese bestreitet die Vorwürfe seitdem allerdings vehement, hat inzwischen beim Bremer Amtsgericht auch Strafanzeige gegen Unbekannt wegen übler Nachrede gestellt und das Vorgehen des Vereins kritisiert.
"Wir hatten versucht, das Ganze außergerichtlich zu lösen, weil wir das Verbot für rechtswidrig halten. Sie haben uns die Hintergründe nicht konkret erklärt. Da bleibt dann nur der Weg zum Gericht", so sein Rechtsanwalt.
Werder Bremen wehrt sich gegen die Darstellung von Tim Wiese
Werder hätte die genauen Details bezüglich der Anschuldigungen bislang für sich behalten und die zur Entlastung vom sechsfachen deutschen Nationalspieler angeführten Zeugen "nicht einmal kontaktiert, geschweige denn zu dem Vorwurf befragt. Das Stadionverbot basiert daher auf Willkür und nicht auf der Grundlage einer hinreichenden Sachverhaltsaufklärung", führte Klatt weiter aus.
Der Bundesligist widerspricht dieser Darstellung jedoch. Man wolle sich zwar nicht ausführlich zum laufenden Verfahren äußern, habe Wiese aber "über die Gründe für das Stadionverbot informiert", behauptete Mediendirektor Christoph Pieper gegenüber der Deichstube.
Schon unmittelbar nach dem Zwischenfall beteuerte Lizenzbereich-Leiter Clemens Fritz (42): "Wir gehen da wirklich mit bestem Wissen und Gewissen ran."
Es handelt sich derweil nicht um den ersten Zwist der alten Weggefährten. 2021 war es beim Zweitliga-Nordderby gegen den HSV zum Eklat in der VIP-Loge gekommen, da Wiese entgegen der damals geltenden Corona-Bestimmungen den Bereich wechseln wollte und sich anschließend mit dem Sicherheitspersonal angelegt haben soll. Später jedoch kam es zur Aussöhnung.
Allerdings nur vorerst, denn im Herbst 2022 flog der Bergisch Gladbacher aus der Traditionsmannschaft der Grün-Weißen, weil er Kontakte zur rechten Szene pflegen soll. Der Klub distanzierte sich seinerzeit auch in einem öffentlichen Statement.
Titelfoto: Carmen Jaspersen/dpa