Gastfreundschaft geht anders: Fans von Bundesliga-Klub in Straßburg nicht willkommen!
Straßburg (Frankreich) - Am Samstag bestreitet der SV Werder Bremen gleich zwei Testspiele gegen Racing Straßburg aus der französischen Ligue 1 - so weit, so normal. Doch die Anhänger der Grün-Weißen sind im Elsass offenbar unerwünscht und müssen mit erheblichen Einschränkungen rechnen.
In der malerischen Grenzstadt am Rhein wurde nämlich eine Polizeiverordnung erlassen, die es den Fans der Hanseaten ab Samstagmittag für satte 13 Stunden bis ein Uhr nachts untersagt, sich in bestimmten Bereichen der Innenstadt aufzuhalten.
Das Verbot gilt für den Hauptbahnhof und den dazugehörigen Bahnhofsplatz, zahlreiche große Straßen und Plätze im Zentrum sowie für die direkte Umgebung des Meinau-Stadions.
Laut einem Bericht der Deichstube wollen rund 800 SVW-Unterstützer die Reise nach Frankreich antreten, allerdings müssen sie auf direktem Wege und bestenfalls auf der vom Verein veröffentlichten Routenempfehlung zur Arena fahren. Fanbusse dürfen nur in Polizeibegleitung anreisen.
Komplett ungewöhnlich ist die Vorgehensweise zumindest bei großen, internationalen Pflichtspielen nicht, wie beispielsweise die Anhänger von Eintracht Frankfurt schon erfahren mussten. Für zwei Testpartien während der Vorbereitung wirken die Maßnahmen allerdings übertrieben.
Der Bremer Fanhilfe-Verein "Grün-Weiße Hilfe" kritisiert den Erlass daher in einer Pressemitteilung als "unnötig und völlig überzogen".
Straßburg beruft sich auf die angespannte Lage im Land
Es gebe "überhaupt keinen Anlass, bei den Testspielen von einer ungewöhnlich verschärften Sicherheitslage auszugehen, die derartige Maßnahmen rechtfertigen könnte."
Die Präfektin der Region verweist in ihrer Verfügung nicht nur auf die Fanlager beider Vereine, sondern auch auf die angespannte politische Lage im deutschen Nachbarland. Seit über einem Monat wird in Frankreich regelmäßig gegen Polizeigewalt demonstriert.
Für den Hilfsverein seien die genannten Gründe jedoch "offensichtlich sachfremd und vorgeschoben". Stattdessen sende die Stadt mit den Maßnahmen eine eindeutige Botschaft: "Bleibt weg, wir wollen euch hier nicht."
"Dieser Mangel an Gastfreundschaft ist einer Stadt, die immerhin Sitz zahlreicher europäischer Institutionen ist, schlicht unwürdig", hieß es in dem Statement weiter. Unter anderem sind das Europäische Parlament, der Europarat sowie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg ansässig.
Ein kleines Schlupfloch existiert immerhin, denn die Verbote gelten eigentlich nur für Besucher, die als Anhänger des Bundesligisten zu erkennen sind.
Doch die Grün-Weiße Hilfe warnt potenzielle Auswärtsfahrer trotzdem davor, sich darauf zu verlassen. Erfahrungsgemäß werde "die Polizei wenig unversucht lassen, um Gästefans aus der Innenstadt fernzuhalten."
Eine entspannte Sightseeing-Tour durch die Kultur-Hochburg ist für deutsche Gäste am Samstag so wohl eher nicht drin.
Titelfoto: Carmen Jaspersen/dpa