VfB Stuttgart vermiest Bayern bei Chancen-Festival die Meistersause und kann weiter hoffen
München/Stuttgart - Was für ein rassiges Match! Dem VfB Stuttgart ist es am 33. Spieltag der 1. Bundesliga mit einem beherzten Auftritt gelungen, dem FC Bayern München ein 2:2 (1:2)-Remis abzuringen. Somit wahrten sich die Schwaben die Chance auf den direkten Klassenerhalt.
In der Allianz Arena besorgte Tiago Tomas die Stuttgarter 1:0-Führung (8. Minute), ehe der FCB durch ein Eigentor von Konstantinos Mavropanos zum Ausgleich kam (35.) und Thomas Müller den Meister mit 2:1 in Führung brachte (44.). Sasa Kalajdzic erzielte wiederum den Stuttgarter Ausgleich zum 2:2 (52.). Kingsley Coman kassierte zudem einen Platzverweis (95.).
Nach der 1:3-Schlappe beim 1. FSV Mainz 05 war der Ärger bei den Bayern groß. Deshalb schmiss Trainer Julian Nagelsmann die Rotationsmaschine an und veränderte die Startelf auf gleich fünf Positionen.
So nahmen Sven Ulreich, Niklas Süle, Lucas Hernandez, Marcel Sabitzer und Eric Maxim Choupo-Moting auf der Bank Platz. Dafür begannen Manuel Neuer, Tanguy Nianzou, Dayot Upamecano, Müller und Coman.
VfB-Coach Pellegrino Matarazzo tauschte im Vergleich zum 1:1 gegen den VfL Wolfsburg nur einmal und schenkte statt Erik Thommy Chris Führich das Vertrauen.
Gebetsmühlenartig betonten die Münchner im Vorfeld, die Partie gegen die Schwaben trotz der eingetüteten Meisterschaft mit der nötigen Ernsthaftigkeit anzugehen.
So begann der FC Bayern München gegen den VfB Stuttgart
Die Aufstellung des VfB Stuttgart beim FC Bayern München
Tiago Tomas bringt den VfB Stuttgart beim FC Bayern München in Führung
Diesen Worten ließen die Münchner Taten folgen und hatten die erste Gelegenheit: Alphonso Davies kam über links, bevor Müller den Ball mit einem Pass in die Tiefe auf Serge Gnabry weiterleitete. Der deutsche Nationalspieler scheiterte aber an VfB-Schlussmann Florian Müller (3.).
Wie erwartet war der FCB die bestimmende Mannschaft, doch Stuttgart lauerte auf Konter und erarbeitete sich Chancen, weil die Nagelsmann-Truppe in der Defensive mal wieder Lücken offenbarte.
So hob Schwaben-Kapitän Endo die Murmel über die Abwehrkette und schickte Omar Marmoush auf die Reise, der allerdings in FCB-Schlussmann Neuer seinen Meister fand (6.).
Kurze Zeit später glänzte Marmoush als Vorlagengeber: Der ägyptische Nationalstürmer ließ Bayern-Verteidiger Nianzou stehen und servierte den Ball von rechts in den Rückraum. Dort stand Tomas und knallte das Leder mit der Innenseite zur überraschenden Stuttgarter 1:0-Führung unter die Latte in die Maschen (8.).
VfB-Verteidiger Konstantinos Mavropanos mit dem Eigentor, Thomas Müller dreht für den FC Bayern München die Partie
Auf den Gegentreffer reagierte die Heimelf mit viel Wut und belagerte den Schwabenstrafraum dauerhaft. Bayerns Müller traf in der 12. Minute die Latte, Leon Goretzka schoss aus kurzer Distanz nur knapp rechts am VfB-Tor vorbei (13.).
Die Hausherren blieben jetzt dominant, ohne sich weitere klare Gelegenheiten herauszuspielen.
Stattdessen wurde es auf der anderen Seite gefährlich. Wieder war es Marmoush, der direkt auf Neuer zu marschierte, die Kugel aber kläglich links am Gehäuse vorbeisetzte (23.). Es war die zweite Riesenchance des Angreifers, die er hätte verwerten müssen.
Diese Nachlässigkeit bestraften die Münchner eiskalt. Gnabry drang mit viel Tempo über rechts in die gefährliche Zone ein, ließ Stuttgarts Borna Sosa links liegen und gab die Kugel scharf hinein. Mavropanos versuchte noch im letzten Moment das Schlimmste zu verhindern, drückte die Kugel aber bei der Rettungsaktion zum 1:1-Ausgleich ins eigene Netz (35.).
Kurz vor der Halbzeit nahm Müller einen Steckpass von Upamecano in einer Drehbewegung überragend an und schloss unnachahmlich mit der Picke ab - 2:1 für Bayern München (44.).
Sasa Kalajdzic besorgt den VfB-Ausgleich gegen den FC Bayern München
Trotz des Rückstands kamen die Matarazzo-Schützlinge mit viel Mut aus der Kabine. Dabei ging zunächst Waldemar Anton voran, der losmarschierte und aus der Distanz abzog. Der harmlose Versuch landete jedoch in Neuers Armen (48.).
Dann schlugen die Schwaben tatsächlich zu: Borna Sosas Flanke von links fand - wie schon häufig in der Vergangenheit - in Kalajdzic einen Abnehmer. Der Sturmriese köpfte zum 2:2 für den VfB (52.) ein und war jetzt heiß auf mehr.
Kurze Zeit später tauchte er in zentraler Position völlig frei vorm deutschen Nationalkeeper auf, der allerdings keine Probleme hatte, den zu schwachen Kalajdzic-Schuss aufzunehmen (53.).
Von den Bayern kam inzwischen wenig, während der VfB munter auf Sieg spielte. Ein Distanzschuss von Endo zischte links am Tor vorbei (68.), bevor Kalajdzic die Pille geschickt auf den eingewechselten Philipp Förster weiterleitete, der mittig alleine auf Neuer zulief, das Leder allerdings rechts vorbeischoss (75.).
Es war wahrlich ein Festival der vergebenen Chancen. Den nächsten Beleg dafür lieferte der FCB: Nach einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld kam Robert Lewandowski am langen Pfosten zum Schuss und setzte die Murmel an die Latte (76.). Kurz vor Abpfiff sorgte Coman dann noch für einen Aufreger, weil er seinem Gegenspieler nach einem Zweikampf mit Stuttgarts Mavropanos ins Gesicht fasste und dafür die Rote Karte sah (90.+5).
Ohnehin war die Partie in der Schlussphase zerfahren. Beide Teams konnten mit dem Remis leben. Für die Bayern war es nur ein kleiner Dämpfer im Vorfeld der Meistersause, während der direkte Klassenerhalt für den VfB dank des einen Zählers weiterhin möglich ist.
Am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) müssen die Bayern zum Saisonabschluss auswärts beim VfL Wolfsburg ran. Zur selben Zeit empfängt der VfB den 1. FC Köln.
Titelfoto: Matthias Balk/dpa