Claus Vogt exklusiv: Das ist seine Vision vom VfB in vier Jahren

Stuttgart - Datenaffäre, Machtkampf, Corona-Krise: Claus Vogt (51) blickt auf eine wahrlich turbulente Zeit als Präsident des VfB Stuttgart zurück! Bei der Mitgliederversammlung am 18. Juli will er sich im Amt bestätigen lassen und tritt bei der Wahl gegen Pierre-Enric Steiger (49) an. Im zweiten Teil des großen TAG24-Interviews reflektiert Vogt über Fehler und stellt vor, was er im Falle einer Wiederwahl mit dem VfB in den kommenden vier Jahren vorhat.

Die Mitglieder des VfB Stuttgart wählen bei der Mitgliederversammlung am 18. Juli zwischen Amtsinhaber Claus Vogt (51, r.) und Herausforderer Pierre-Enric Steiger (49) ihren neuen Vereinspräsidenten.
Die Mitglieder des VfB Stuttgart wählen bei der Mitgliederversammlung am 18. Juli zwischen Amtsinhaber Claus Vogt (51, r.) und Herausforderer Pierre-Enric Steiger (49) ihren neuen Vereinspräsidenten.  © Dennis Kupfer/VfB Stuttgart/dpa

TAG24: Die Pläne zur Super League haben für ein großes Beben im internationalen Fußball gesorgt. Wie haben Sie das Ganze als Präsident einer der größten deutschen Sportvereine analysiert?

Wenn man sieht, dass die Vereine mit dem meisten Geld - mit dem sie jedoch erwiesenermaßen nicht richtig umgehen können - nachher die sind, die nach noch mehr Geld schreien, dann ist das absurd. Das Schlimme ist: Die handelnden Leute dieser Klubs denken, dass sie der Verein sind. Dabei machen Fans und Mitglieder den Verein aus.

Der Irrsinn entsteht hauptsächlich im System Profifußball aus den Summen, die von außen in dieses System hineingepumpt werden. Am Ende des Tages ist das vom Fußball in seiner reinsten Form so weit entfernt wie nur irgendwas.

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Du brauchst drei Sachen: Ein schönes Stadion, elf Menschen, die Fußball spielen und jemand, der zuschaut. Ich habe noch nichts von Geld gesagt. Das ist Fußball - und so einfach funktioniert er.

Claus Vogt will sich bei der Gremien- und Lobbyarbeit verbessern

Claus Vogt (51) wünscht sich in der Zukunft ein Klubzentrum des VfB Stuttgart, das als kultureller Treffpunkt für den Gesamtverein mit all seinen Abteilungen fungieren soll.
Claus Vogt (51) wünscht sich in der Zukunft ein Klubzentrum des VfB Stuttgart, das als kultureller Treffpunkt für den Gesamtverein mit all seinen Abteilungen fungieren soll.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

TAG24: Nach großen personellen Umstrukturierungen im Verein hätten Sie im März eine digitale Mitgliederversammlung ansetzen können und wären in dieser mit großer Wahrscheinlichkeit als einziger Kandidat gewählt worden. Wieso haben Sie das nicht getan?

Damit hätte ich gegen meine demokratischen Werte und Vorstellungen verstoßen. Das bin nicht ich. Ich habe mir gewünscht, dass es einen Gegenkandidaten gibt, weil das eine Wahl auch glaubwürdiger macht.

Außerdem haben die Mitglieder in der Corona-Zeit eine Digitalwahl per se abgelehnt. Ich bin sehr froh, dass wir am 18. Juli eine Präsenzveranstaltung im Stadion abhalten können.

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TAG24: Was lief in Ihrer bisherigen turbulenten Amtszeit nicht so gut und wo haben Sie auch mal Fehler gemacht?

Ich bin zum ersten Mal Präsident eines großen Fußballklubs. Ich habe bestimmt nicht alles richtig gemacht!

Zum Beispiel sehe ich bei mir, was die Gremien- und Lobbyarbeit angeht, noch Dinge, die ich besser machen werde. Ich bin jemand, der gerne direkt kommuniziert, was in der Pandemie jedoch nicht immer möglich war.

Claus Vogt: "Wir brauchen einen kulturellen Treffpunkt für den Gesamtverein"

Claus Vogt (51) wurde bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart am 15. Dezember 2019 zum Präsidenten gewählt und deutete symbolisch den Brustring an.
Claus Vogt (51) wurde bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart am 15. Dezember 2019 zum Präsidenten gewählt und deutete symbolisch den Brustring an.  © Tom Weller/dpa

Des Weiteren haben wir bei der Datenaffäre viel Zeit verloren, weil da leider nicht alle so mitgearbeitet haben, wie ich es mir gewünscht hätte. Darüber hinaus gab es bei der Kommunikation dieser Thematik noch Luft nach oben. Das alles war ein Stück weit auf mangelnde Fehlerkultur zurückzuführen.

Dennoch kann ich guten Gewissens behaupten, zu jeder Zeit im Sinne der Mitglieder gehandelt zu haben.

TAG24: Bei der Wahl am 18. Juli geht es diesmal um eine volle Amtszeit über vier Jahre. Was möchten Sie erreichen?

Wir haben jetzt eine hochprofessionelle AG mit allen personellen und technischen Möglichkeiten. Dem gegenüber steht ein großer e. V., der von den Möglichkeiten her eher Amateurstatus hat. Wir müssen es schaffen, dass der e. V. und die AG auf Augenhöhe kommen. Das heißt nicht, dass die AG runtergezogen werden soll, sondern dass der e. V. professionalisiert wird.

Mit der Einstellung von Lisa Lang als Vereinsmanagerin haben wir schon einen großen Schritt gemacht und sollten nach dem teuren Stadionumbau als Nächstes versuchen, die Pläne für ein Klubzentrum voranzubringen. Wir brauchen einen kulturellen Treffpunkt für den Gesamtverein mit all seinen Abteilungen. Das fehlt uns sehr, denn im Moment sind wir über ganz Stuttgart verteilt.

Und ich wünsche mir von Herzen, dass wir es als VfB schaffen, unsere Fans und Mitglieder so zu begeistern, dass sie unabhängig vom sportlichen Erfolg stolz auf den Verein sind. Das hat viel mit der Kommunikation von Werten zu tun und ist etwas, was man sich für Geld nicht kaufen kann. Es wäre wunderbar, wenn der VfB in der öffentlichen Wahrnehmung nicht nur als Fußballverein wahrgenommen werden würde.

TAG24: Herr Vogt, vielen Dank für das Gespräch.

Im ersten Teil des Interviews mit Claus Vogt erklärte der VfB-Präsident, warum er kein Kontroll-Freak ist.

Titelfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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