Nach "unentschuldbarem" Darmstadt-Desaster: Spieler-Zwist und bedienter Coach

Darmstadt - Dass die Darmstädter in dieser Bundesliga-Saison einfach nicht konkurrenzfähig sind, ist kein Geheimnis mehr. Im letzten Heimspiel lassen die Lilien aber noch mehr vermissen als spielerische Qualität.

Darmstadt-Keeper Marcel Schuhen (31, l.) und Innenverteidiger Christoph Klarer (23), hier im Zweikampf mit Hoffenheims Schmidt (30), führten nach dem Abpfiff einen energischen Disput.
Darmstadt-Keeper Marcel Schuhen (31, l.) und Innenverteidiger Christoph Klarer (23), hier im Zweikampf mit Hoffenheims Schmidt (30), führten nach dem Abpfiff einen energischen Disput.  © Montage: David Inderlied/dpa, Uwe Anspach/dpa

Weder auf dem Platz noch auf der Tribüne war man sich nach diesem Darmstädter Debakel einig. Auf dem Rasen gerieten Torwart Marcel Schuhen (31) und Abwehrspieler Christoph Klarer (23) aneinander, von den Rängen wurde die Mannschaft mit einer Mischung aus Buhrufen, Pfiffen und Applaus verabschiedet.

Eindeutig war hingegen das Ergebnis: Mit 0:6 kam der SV Darmstadt 98 gegen die TSG 1899 Hoffenheim am vorletzten Spieltag der Fußball-Bundesliga unter die Räder.

Ebenso eindeutig wie das Ergebnis waren auch die Reaktionen nach dieser desaströsen Vorstellung.

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"Es ist ein blamables Auftreten gewesen", sagte Trainer Torsten Lieberknecht (50), den man selten zuvor so niedergeschlagen sah wie nach der Partie am Sonntag. Diese Leistung sei "unentschuldbar" gewesen, betonte er.

Während des Spiels reagierten einige Darmstädter Fans mit Häme und Spott auf das Spiel ihrer eigenen Mannschaft. Zwischenzeitlich wurde jeder angekommene Pass bejubelt. Für die Fußballprofis dürfte das der Tiefpunkt in einer ohnehin schon enttäuschenden Saison gewesen sein.

"Nach so einem Resultat stellt man sich kurz, nimmt an, was entgegenkommt - auch wenn es keine schönen Worte sind", sagte Klarer. Warum er und Schuhen sich nach dem Schlusspfiff in die Haare gerieten, blieb unklar. "Was jetzt genau passiert ist, weiß ich nicht", sagte Lieberknecht.

Insgesamt 15 Spieler wurden beim letzten Heimspiel der Lilien verabschiedet

Torsten Lieberknecht (50) war aufgrund des blutleeren Auftritts seiner Lilien mehr als angefressen.
Torsten Lieberknecht (50) war aufgrund des blutleeren Auftritts seiner Lilien mehr als angefressen.  © Uwe Anspach/dpa

Zuvor präsentierten sich die Lilien in ihrem vorerst letzten Bundesliga-Heimspiel saft-, kraft- und mutlos, nachdem schon nach dem 31. Spieltag der Abstieg aus dem Oberhaus festgestanden hatte. Man habe sich würdevoll verabschieden wollen, sagte Lieberknecht. Davon waren die Hessen weit entfernt.

15 Spieler hatte der SVD vor dem Spiel gegen Hoffenheim verabschiedet. Offen ist, ob auch tatsächlich alle die Lilien im Sommer verlassen werden.

"Bei dem einen oder anderen machen wir uns weiterhin unsere Gedanken, welche Rolle er in unseren Überlegungen für die Zukunft spielen könnte", hatte Darmstadts Sportdirektor Paul Fernie (37) gesagt.

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Eine Empfehlung für eine Weiterbeschäftigung bei den Hessen gab keiner der gegen Hoffenheim eingesetzten Spieler ab. "Keiner hat seinen Job gemacht", betonte Fernie und fügte hinzu: "Man muss immer Leistung abrufen oder bereit sein, Leistung abzurufen." Dabei müsse egal sein, ob man einen Fünfjahresvertrag habe oder der Vertrag auslaufe.

Die Zeichen in Darmstadt stehen jedenfalls auf Neuanfang - unabhängig von dem jüngsten Debakel. Man müsse nach der Saison "unbedingt einen Cut" setzen, erklärte Defensivmann Klarer. Und Sportdirektor Fernie kündigte mit Blick auf den Sommer an: "Wir brauchen frisches Blut, wir brauchen neue Spieler."

Titelfoto: Montage: David Inderlied/dpa, Uwe Anspach/dpa

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