Banner, Tränen, Tore, Gesten: So lief das erste Spiel nach dem Tod von Agyemang Diawusie

Regensburg - Es war Spiel eins nach dem plötzlichen Herztod von Jahn Regensburgs Spieler Agyemang Diawusie (†25). Wie gingen der Klub und das Team von Trainer Joe Enochs (52) mit der Schocknachricht von Dienstag um?

Außergewöhnliche Situation für Jahn Regensburg um Trainer Joe Enochs (52, r.).
Außergewöhnliche Situation für Jahn Regensburg um Trainer Joe Enochs (52, r.).  © Sven Hoppe/dpa

"Jeder kann sich vorstellen, wie schwer es ist, sich auf das Spiel vorzubereiten. Trotzdem ist es unser Job", äußerte Enochs auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel am Sonntag gegen die U23 des SC Freiburg (Anstoß: 16.30 Uhr).

Die wichtigste Entscheidung trafen Trainer und Spieler bereits am Dienstag, am Tag der Todesnachricht: Es soll gespielt werden. "Im besonderen Andenken an Agy", wie Enochs es formulierte.

"Alle Spieler haben uns mitgeteilt, bei diesem Spiel dabei sein zu wollen." Und so war es auch. Bis auf den gelbgesperrten Rasim Bulic (22) standen alle Akteure der Startformation aus dem siegreichen Spiel (1:0) bei Dynamo Dresden wieder im Kader.

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Dennoch nahm Enochs vier Wechsel vor - "ob alles richtig ist, wissen wir nicht", erklärte Enochs die Ausnahmesituation vor dem Anpfiff bei MagentaSport. "Die Situation ging nicht spurlos an einem vorbei."

Im Jahn-Fanblock hing weit vor Anpfiff ein großes Banner mit der Aufschrift: "Ruhe in Frieden, Agy", außerdem stellten zahlreiche Fans vor dem Stadion Kerzen und sein Trikot im Trauerflor auf.

Jahn Regensburgs Spieler mit Trauerflor in Gedenken an Agyemang Diawusie

Agyemang Diawusie (†25, l.) war seit Sommer 2023 Spieler von Jahn Regensburg.
Agyemang Diawusie (†25, l.) war seit Sommer 2023 Spieler von Jahn Regensburg.  © Sven Hoppe/dpa

Selbst Jahns Sport-Geschäftsführer Achim Beierlorzer (56) gestand: "Wir sind immer noch fassungslos" und beschrieb den Umgang mit der Situation mit einer Mischung aus "Freiraum und Routine".

"Es ist eine merkwürdig gedrückte Atmosphäre", erklärte MagentaSport-Moderator Alexander Küpper vor dem Anpfiff und Beierlorzer schloss mit dem Satz: "Ich hoffe, dass wir für 'Agy' heute drei Punkte holen."

Mit einer äußerst feinsinnigen Gedenkrede vor dem Anpfiff sorgte anschließend Regensburgs Stadionsprecher für eine gespenstische Stille auf dem Platz und den Rängen.

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Währenddessen bildete die komplette Regensburger Mannschaft samt Trainer- wie Betreuerstab einen großen Kreis. Arm in Arm. Alle Regensburger Spieler trugen zudem einen Trauerflor.

Und dann konnte es losgehen, das erste Spiel nach dem Tod von Agyemang Diawusie. Von Beginn an war zu merken, dass einige Spieler in der Situation deutlich gedämpfter und bedachter zu Werke gingen, als in anderen Spielen.

Umso lauter waren dafür die Regensburger Fans zu vernehmen, die sich mit Dauergesang eingroovten und damit die etwas schaurige Stimmung vor dem Anpfiff entgegenwirken konnten.

3. Liga: Jahn Regensburg und SC Freiburg tasten sich einige Minuten ab

Elias Huth (l.) lüftet nach seinem Elfmeter-Treffer sein Trikot - er trägt ein Shirt mit der Nummer 24, der von Mitspieler Agyemang Diawusie, darunter.
Elias Huth (l.) lüftet nach seinem Elfmeter-Treffer sein Trikot - er trägt ein Shirt mit der Nummer 24, der von Mitspieler Agyemang Diawusie, darunter.  © IMAGO/Sascha Janne

In Minute 33 folgte der erste große Aufreger: Schiedsrichter Marc Philip Eckermann gab einen Elfmeter für die Heimelf nach einem Faller von Konrad Faber. Ein eindeutiges Foulspiel war nicht unbedingt zu erkennen.

Schütze Elias Huth verwandelte souverän und posierte mit einer Grußbotschaft an seinen verstorbenen Mitspieler vor der Kamera. Die Tormusik lief, der Jubel im Stadion fiel deutlich verhaltener aus.

Freiburg wirkte etwas verwundert über den seltsamen Strafstoß und kassierte direkt im Anschluss das 0:2 - eine Freistoß-Variante von Tobias Eisenhuth segelte durch (36'). Dies hatten sich das Team wohl am Vormittag überlegt.

Kurz darauf fasste sich der Freiburger Elfmeter-Verursacher Berkay Yilmaz ein Herz und schloss zum 1:2-Anschluss an (40'). Das Spiel gewann weiter an Fahrt, die Zweikämpfe wurden bissiger.

Nach 45 Minuten führte der Jahn verdient mit 2:1, kam aber etwas schlafmützig aus der Kabine: Lienhard glich zum 2:2 aus (58'), Regensburg musste wieder hochfahren. Ausgerechnet der eingewechselte Noah Ganaus, der von dem Spiel stark mitgenommen wirkte, traf zum 3:2-Endstand.

Der Dreier bedeutete nicht nur den zehnten Erfolg in Folge, sondern vor allem einen Sieg für den verstorbenen Agyemang Diawusie. Jahn-Kapitän Andreas Geipl erklärte unter Tränen am Magenta-Mikrofon: "Wir haben es gut gemeistert."

Nach Abpfiff wurde im Jahnstadion leise die Lieblingsmusik des Verstorbenen gespielt, während mehrere Mitspieler innehielten. Ein würdiger Abschied von einem geschätzten Sportler und Menschen. Ruhe in Frieden, "Agy".

Erstmeldung: 16.51 Uhr, letzte Aktualisierung: 18.41 Uhr.

Titelfoto: IMAGO/Sascha Janne

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