Warum Dynamos Stadionsprecher auf Rollschuhen die Tränen kamen

Dresden - Eigentlich träumte er von der ganz großen Karriere zwischen den Pfosten, hoffte auf epische Schlachten im Stadion von Dynamo Dresden. Doch erst durchkreuzte seine Mutter, dann der Vater die Profipläne des Knaben. Und so wurde aus Peter Hauskeller (68) immerhin einer der coolsten Stadionsprecher des Landes ...

Im Februar wird Peter Hauskeller (68) sein 30-jähriges Jubiläum als Stadionsprecher feiern. Seine Karriere begann allerdings als Rollkunstläufer ...
Im Februar wird Peter Hauskeller (68) sein 30-jähriges Jubiläum als Stadionsprecher feiern. Seine Karriere begann allerdings als Rollkunstläufer ...  © Picture Point/Gabor Krieg

Die älteren werden sich wohl noch erinnern. Im Stadion an der Lennéstraße wurde früher nicht nur gekickt. Im Gegenteil: Schon um 1907 gab es hier die ersten offiziellen Eishockey-Matches.

Organisiert oft von den jungen Fußballern der hiesigen Vereine wie dem Akademischen SV, die sich einen Ausgleich für die kalte Jahreszeit suchten. Und so wurden die Herren sozusagen Vorreiter der heutigen Dresdner Eislöwen.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Entwicklung des Sportgeländes am Großen Garten weiter. Es wurde wieder Fußball gespielt, aber im Januar 1952 eben auch ein Natureisstadion eröffnet.

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Direkt am sogenannten Steinhaus im Dynamo-Stadion. Dort ließen die Truppen von Einheit Süd und der HSG Wissenschaft im Winter den Puck flitzen. Bis zu 10.000 Zuschauer verfolgten die Erst- und Zweitligaspiele auch von einer eigens errichteten Steintribüne aus.

Ging der Winter, kamen die Roller. Und ausgerechnet hier schließt sich auch der Kreis zu Dynamos Stimme Peter Hauskeller. Denn er erlernte auf dem Betongeläuf eine Sportart, die er gar nicht mochte.

Peter Hauskeller fehlten fürs Rollkunstlaufen "einfach die Gene"

In den 50er Jahren strömten Tausende zu den Eis-Events ins Rudolf-Harbig-Stadion.
In den 50er Jahren strömten Tausende zu den Eis-Events ins Rudolf-Harbig-Stadion.  © Ove Landgraf

"Meine Mutter war DDR-Auswahltrainerin im Rollkunstlauf. Und natürlich sollte auch ich Rollkunstläufer werden, das war ihr ein Herzensanliegen", erinnert er sich.

"Ich wurde bei den Bezirksmeisterschaften Dritter, allerdings nahmen auch nur drei Sportler teil. Damals habe ich so manche Träne vergossen, für diesen Sport fehlten mir einfach die Gene. Meine Mutter ist leider sehr früh verstorben, ich war gerade sieben Jahre alt."

Ab dieser Zeit wechselte Hauskeller die Sportart, wurde Torwart bei Post Dresden in Cotta. "Dort war mein Vater BSG-Chef. Als ich etwa 15 war, wollte mich Dynamo holen. Ich habe das stolz meinem Vater verkündet. Doch er griff wutentbrannt zum Telefon. Minuten später war der Traum beendet. Ich habe es ihm aber nie übelgenommen."

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Es folgten wilde Jahre als Schallplattenunterhalter. Hauskeller düste mit einem Barkas (B 1000), Koffern voller Schallplatten und zwei Kassettendecks durch die ganze Republik.

Das alte Steinhaus am neuen Stadion. Kaum vorstellbar, dass hier einst eine große Tribüne thronte.
Das alte Steinhaus am neuen Stadion. Kaum vorstellbar, dass hier einst eine große Tribüne thronte.  © Ove Landgraf

Peter Hauskeller folgte als Stadionsprecher bei Dynamo Dresden auf Gert Zimmermann

Eislaufen hat auch in Dresden eine große Tradition. Wo heute die Dynamos kicken, trafen sich früher im Winter ganze Familien zum Schlitterspaß.
Eislaufen hat auch in Dresden eine große Tradition. Wo heute die Dynamos kicken, trafen sich früher im Winter ganze Familien zum Schlitterspaß.  © Ove Landgraf

"Als DJ warst du ja alles, Alleinunterhalter, Ansager, Moderator."

Seit 1992 schließlich sitzt er auf dem Sprecherturm des damaligen Bundesligisten, als Nachfolger von Gert Zimmermann (†69, vor einem Jahr gestorben).

Und so ist Hauskeller mittlerweile selbst eine Legende. Wenn auch nicht am Ball, dann zumindest am Mikrofon.

Seine Anfänge auf dem Rollkunstareal hat er freilich nie vergessen.

Auch, wenn die Tribüne längst abgerissen und ein Parkplatz ist: "Schon damals war ich statt auf Rollschuhen lieber beim Dynamo-Training nebenan lunschen."

Mittlerweile nähert er sich seinem 30-jährigen Jubiläum als Stadionsprecher. Ein Ende in Sicht? "Noch nicht. Ich habe in der 1. Liga angefangen und wollte eigentlich auch in der 1. Liga aufhören ..."

Titelfoto: Picture Point/Gabor Krieg

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