"Keinerlei Unterstützung": Verbrennungen und Knochenbrüche bei Dynamo-Horror

Rostock - Der Skandal-Samstag von Rostock - er wird alle Beteiligten noch einige Zeit beschäftigen. Was im Vorfeld vermutet wurde, bewahrheitete sich. Mit diesem Ausmaß rechnete jedoch keiner. Auf den Platz fliegende Bengalos vorm Spiel, die 34-minütige Unterbrechung nach der Pause, die verletzten SGD-Fans. TAG24 hat mit Finanz-Geschäftsführer Stephan Zimmermann (37) gesprochen. Er war live vor Ort.

Direkt neben Tom Berger (23, 4.v.r.) schlug schon vor der Partie eine Rakete ein.  © SG Dynamo Dresden

TAG24: Herr Zimmermann, haben Sie schon die Anzahl der verletzten Dresdner Fans und das Ausmaß der Verletzungen ermitteln können?

Zimmermann: "Wie viele Dynamo-Fans genau verletzt wurden, ist derzeit noch nicht bekannt. Nach erstem Kenntnisstand gab es mehr als ein Dutzend Verletzte. Dabei handelt es sich um schwere Verbrennungen, Knochenbrüche aufgrund der Panik im Block sowie Verletzungen der Augen aufgrund des massiven Einsatzes von Pfefferspray durch die Einsatzkräfte. Wir sichern den Verletzten in jedem Fall unsere Unterstützung zu."

TAG24: Als die Mannschaft zur Erwärmung aufs Spielfeld kam, flogen aus einem anderen Hansa-Block Bengalos auf den Rasen. Eine Rakete verfehlte Tom Berger nur um Zentimeter. Hätte man nicht da schon zum Schiri gehen müssen oder noch drastischer gar nicht erst auflaufen dürfen?

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Zimmermann: "Diese Überlegung wäre sinnvoll gewesen, um unsere Spieler und auch im Nachgang unsere Fans zu schützen. Bereits zu diesem Zeitpunkt gab es von den Sicherheitskräften keinerlei Unterstützung. Auch auf eine Stadiondurchsage zum Unterlassen derartiger Angriffe warteten wir vergeblich. Im Nachhinein hätten wir dies klarer beim Schiedsrichter adressieren müssen."

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Sicherheitskonzept muss "zwingend hinterfragt werden"

Dynamos Finanz-Geschäftsführer Stephan Zimmermann (37, r.) war in Rostock vor Ort. Er hält es für falsch, den SGD-Fans die Schuld für die Eskalation zu geben.  © Lutz Hentschel

TAG24: Ihr Rostocker Kollege Jürgen Wehlend machte die Dynamo-Fans dafür verantwortlich, dass es nach der Pause so eskalierte. Der Grund wäre die kaputte Plexiglasscheibe gewesen. Schaut man sich aber die vielen Videos an, die ersten Raketen flogen bereits, da war die Scheibe noch ganz ...

Zimmermann: "Grundsätzlich sind Gewalt und Aggression, egal in welcher Form, auf beiden Seiten nicht zu tolerieren. Auf zahlreichen Videos ist jedoch ersichtlich, dass bereits Angriffe mit Feuerwerkskörpern auf den Dresdner Block erfolgten, als alle Sektorentrennungen am Gästeblock intakt waren. Den Auslöser für die Eskalation hier auf Dresdner Seite zu suchen, erachten wir als falsch. Wenn man die Art und Weise betrachtet, wie unsere Fans von zwei Seiten des Blocks attackiert wurden, ungehindert beschossen werden konnten und es trotzdem kein Eingreifen der Sicherheitskräfte im Heimbereich gab, dann muss das Sicherheitskonzept zwingend hinterfragt werden. Wir als Verein werden dieses Hinnehmen schwerer Verletzungen von Zuschauern nicht in Kauf nehmen."

TAG24: Wie lief die Kommunikation in den Katakomben nach der Unterbrechung?

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Zimmermann: "Die Fortsetzung der Partie wurde durch die Polizei und den Veranstaltungsleiter festgelegt. Grundsätzlich war die Kommunikation untereinander nicht den Vorkommnissen entsprechend - von fehlenden Sicherheitsdurchsagen bis hin zum Nicht-Eingreifen der Sicherheitskräfte im Heimbereich. Lobend hervorheben muss man hier Schiedsrichter Tom Bauer, der mit einem ruhigen Auftreten die Situation geregelt hat."

Tabelle 3. Liga

POS VEREIN Sp. +/- Pkt.
1 FC Energie Cottbus 25 48:28 48
2 SG Dynamo Dresden 25 49:30 45
3 1. FC Saarbrücken 25 38:26 44
4 Arminia Bielefeld 25 35:26 40
5 Viktoria Köln 25 41:33 40
6 FC Ingolstadt 04 25 49:38 39
7 FC Hansa Rostock 25 33:32 38
8 SC Verl 25 37:32 37
9 SV Wehen Wiesbaden 25 39:39 37
10 FC Erzgebirge Aue 25 36:41 34
11 Borussia Dortmund II 25 40:40 33
12 SV Sandhausen 25 37:39 31
13 Alemannia Aachen 25 25:29 31
14 Rot-Weiss Essen 25 36:40 30
15 VfL Osnabrück 25 35:42 29
16 TSV 1860 München 25 35:49 29
17 VfB Stuttgart II 25 32:42 28
18 SV Waldhof Mannheim 25 29:30 27
19 Hannover 96 II 25 29:48 22
20 SpVgg Unterhaching 25 29:48 18

Die Tabelle der 3. Liga hat folgende Bedeutung: Wer am Ende der Saison auf Platz 1 steht, ist Drittliga-Meister und steigt in die 2. Liga auf. Auch der Zweite steigt direkt auf. Platz 3 spielt mit dem drittletzten Platz der 2. Bundesliga um Aufstieg oder Verbleib in der Liga.

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